Lügen und Augenkontakt / Blickkontakt
Allgemeine Psychologie – Sozialpsychologie – Kognitionspsychologie
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Augenkontakt reduziert das Lügen
12.11.2018 Eine im Fachjournal Consciousness and Cognition veröffentlichte psychologische Studie zeigt, dass Blickkontakt zu weniger Lügen unter Menschen führen kann.
Im Alltag befinden wir uns oft in Situationen, in denen wir andere der Lüge – zumindest insgeheim – bezichtigen; sei es ein Kind, das Ahnungslosigkeit bezüglich eines verschwundenen Kekses vorspielt, oder ein Kollege, der zu spät kommt und den Verkehr beschuldigt.
Intuitiver Augenkontakt
Bild: Tobias Dahlberg
Wenn man die andere Person danach fragt, schaut man ihr intuitiv in die Augen – stellt einen Augenkontakt her. Eine aktuelle Studie legt nun nahe, dass in solchen Situationen der Blickkontakt zu ehrlicheren Aussagen führen kann.
Psychologen um Jonne O.Hietanen von der Universität Tampere, Finnland untersuchten die Wirkung des direkten Blickkontakts auf das Lügen in einem interaktiven Spiel. Im Experiment spielten die Teilnehmer ein Lügenspiel auf einem Computer gegen eine andere Person. Bei jedem Spiel wurden die Teilnehmer zunächst durch ein intelligentes „Glasfenster“ kurz mit Blick auf den Gegner vorgestellt, danach machten sie einen Zug im Spiel. Je nach Versuch schaute der Gegner dem Teilnehmer entweder in die Augen oder nach unten auf seinen Computerbildschirm.
Einfluss auf die Ehrlichkeit
Es wurde festgestellt, dass der direkte Augenkontakt des Gegners das spätere Lügen im Spiel verringerte.
Die Wirkung des Beobachtens der Augen auf die Unehrlichkeit wurde ebenfalls bereits untersucht, allerdings nur mit Hilfe von Augenfotos. In früheren Studien haben sich diese Bilder beispielsweise als hilfreich erwiesen, weniger unehrliche Dinge zu tun oder einfach etwas wegzunehmen, ohne zu bezahlen z.B. Mietfahrräder zu stehlen.
Praktische Auswirkungen auf Alltags- und Berufssituationen
Dies war die erste Studie, die diese Wirkung durch einen tatsächlichen Blickkontakt mit einer anderen Person feststellen konnte. Sie maß nicht irgendeine Form von Unehrlichkeit, sondern das Lügen selbst, schreiben die Psycholoen.
Die Ergebnisse haben praktische Auswirkungen auf Alltags- und Berufssituationen, wie z.B. Polizeiverhöre.
Da die Ergebnisse jedoch in einer experimentellen Situation erzielt wurden, sollten keine zu weitreichenden Schlussfolgerungen gezogen werden, schließen die Wissenschaftler.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Consciousness and Cognition – DOI: 10.1016/j.concog.2018.10.006