Allgemeine / Soziale Psychologie
Der soziale Status des Zuhörers verändert unsere Stimme
03.07.2017 Menschen neigen dazu, die Tonhöhe ihrer Stimme zu verändern, je nachdem, mit wem sie sprechen, und wie dominant sie sich fühlen, haben Psychologen der Universität Stirling herausgefunden.
Stimmhöhe
Die psychologische Studie konfrontierte ihre Teilnehmer in einem simulierten Vorstellungsgespräch mit Gesprächspartnern, die einen vermeintlich höheren oder niedrigeren sozialen Status hatten, und entdeckte, dass die stimmlichen Charakteristika der Teilnehmer – besonders die Stimmhöhe – in Reaktion auf Menschen mit unterschiedlichem sozialen Status sich veränderten.
Unabhängig des selbst wahrgenommenen sozialen Status, neigen die Menschen dazu, Personen mit einem höheren Status in einer höheren Stimmlage anzusprechen.
Dr. Viktoria Mileva vom Fachbereich Psychologie der Universität Stirling sagte: Eine tiefe, maskuline Stimme klingt vor allem bei Männern dominant, während für eine höhere Stimme das Gegenteil gilt. Wenn also jemand dem Interviewer als dominanter empfand als sich selbst, erhöhte sich dessen Stimmhöhe.
Soziales Signal der Unterwürfigkeit
Dies kann ein Signal der Unterwürfigkeit sein, um dem Zuhörer zu zeigen, dass man keine Bedrohung ist und mögliche Konfrontationen vermeiden will.
Bild: Gerd Altmann
Diese Veränderungen in unserer Sprechweise können bewusst oder unbewusst sein, aber die Stimmeigenschaften scheinen ein wichtiger Weg zu sein, um den sozialen Status zu vermitteln. Die Psychologen stellten fest, dass Männer und Frauen ihre Tonhöhe als Reaktion auf Menschen veränderten, die sie für dominant und bedeutend hielten.
Dominant und manipulativ
Teilnehmer, die sich für dominant hielten – und Methoden wie Manipulation, Druck und Einschüchterung einsetzten, um ihren sozialen Status zu erwerben – variierten weniger wahrscheinlich ihre Tonhöhe und sprachen in einem tieferen Ton, wenn sie mit einer sozial vermeintlich höhergestellten Person sprachen.
Personen, die sich als bedeutend einstuften – die glaubten, dass die Leute zu ihnen aufschauen und ihre Meinung schätzen und ihnen damit einen hohen sozialen Status verleihen – veränderten die Lautstärke beim Sprechen nicht, egal mit wem sie sprachen. Dies kann signalisieren, dass sie ruhiger sind und glauben, die Kontrolle über eine Situation zu haben.
Menschliches Verhalten
Die Teilnehmer antworteten auf einleitende, persönliche und interpersonelle Interviewfragen. Sie senkten die Höhe ihrer Stimme am ehesten als Reaktion auf komplexere, zwischenmenschliche Fragen – wie zum Beispiel, wenn sie eine Konfliktsituation einem Arbeitgeber erklären sollten.
Dr. Mileva fügte hinzu: Signale und Wahrnehmungen des menschlichen sozialen Status wirken sich auf praktisch jede menschliche Interaktion aus: die morphologischen Merkmale – wie die Gesichtsform, Körperhaltung, spezifischer Sprachgebrauch, Gesichtsausdrücke (Mimik) und Stimme.
Diese psychosozialen Signale und ihre Wirkungen zu verstehen, hilft, einen wesentlichen Teil des menschlichen Verhaltens zu verstehen, schreibt die Psychologin im Fachmagazin PLOS ONE.
Die Experten glauben, dass die in dieser Studie identifizierten stimmlichen Veränderungen auch für andere Situationen zutreffen, in denen soziale Unterschiede zwischen zwei Gesprächspartnern wahrgenommen werden. Dazu gehören z.B. das Gespräch mit einem Konkurrenten auf dem Fußballplatz oder die Gespräche mit Kollegen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Stirling, PLOS ONE – https://doi.org/10.1371/journal.pone.0179407; Juli 2017
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