Werden Emotionen gelernt, oder sind sie ‚einprogrammiert‘ und angeboren?
17.02.2017 Eine neue im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichte These legt nahe, dass Emotionen nicht in unserem Gehirn angeborene ‚programmierte‘, sondern kognitive Zustände sind, die aus den erfassten Informationen resultieren.
Ein generelles kortikales Netz des Erkennens
Die Studienautoren Joseph LeDoux, Professor für Psychologie an der New York University, und Richard Brown, Professor für Philosophie und Psychologie von der City University, sagen, dass bewusste Erfahrungen unabhängig von ihrem Inhalt in einem System im Gehirn entstehen.
Bild: Ryan McGuire
Speziell die Unterschiede zwischen emotionalen und nicht-emotionalen Zuständen sind die Formen des Inputs, die durch ein allgemeines kortikales Netz des Erkennens – ein für das bewusste Erfahren notwendiges Netz – verarbeitet werden, sagte LeDoux.
Gehirnprozesse, die bewusste emotionale Empfindungen verursachen, unterscheiden sich nicht wesentlich von denjenigen, die perzeptuelle (Perzeption: Gesamtheit der Vorgänge der Wahrnehmung, als auch der Inhalt der Wahrnehmung) bewusste Erfahrungen verursachen, schreiben die Forscher.
Die Psychologen glauben, dass die neue Theorie eine wichtige Lücke in den Neurowissenschaften schließen kann. D. h. obwohl Emotionen, oder Gefühle, die bedeutendsten Ereignisse in unserem Leben sind, findet nur wenige Integration zwischen den Theorien zu den Emotionen und den neuen Theorien zum Bewusstsein in den Erkenntniswissenschaften statt.
Angeborene Programme
Die derzeitigen Forschungsarbeiten theoretisieren, dass Emotionen in den subkortikalen Verschaltungen des Gehirns angeboren ‚einprogrammiert‘ sind. Infolgedessen werden Emotionen häufig anders als die kognitiven Zustände des Bewusstseins behandelt, wie z.B. diejenigen, die mit der Wahrnehmung äußerer Reize verbunden sind.
Mit anderen Worten sind Emotionen keine Reaktion darauf, was unser Gehirn aus unseren Beobachtungen aufnimmt, sondern sind der inhärente Teil unseres ‚Aufbaus‘.
Die klassische Kognition bezieht sich auf psychologische Prozesse, die am Erwerb und dem Verstehen von Kenntnissen, der Bildung von Annahmen und Einstellungen, sowie an der Entscheidungsbildung und Problemlösung beteiligt ist.
In kortikalen Netzen eingebettete Stadien höherer Ordnung
Nach der Berücksichtigung dieser Sichtweise auf Kognition und Emotion vermuten LeDoux und Brown jedoch eine ganz andere Architektur für Emotionen; eine, die eher auf Prozessen als auf einem Aufbau beruht.
Sie schließen, dass Emotionen Stadien höherer Ordnung sind, die eingebettet in kortikalen Netzen funktionieren. Deshalb sehen die Psychologen – anders als die gegenwärtigen Theorien – emotionale Zustände ähnlich anderen Zuständen des Bewusstseins.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: New York University, City University, Proceedings of the National Academy of Sciences – doi: 10.1073/pnas.1619316114; Feb. 2017
Ähnliche Artikel, News
- Wie stark wir auf emotionale Informationen reagieren, wird durch unsere Gene beeinflusst
zum Artikel - Erfahren Frauen negative Emotionen anders als Männer?
zum Artikel - Warum zeigen ältere Erwachsene eher positive Emotionen?
zum Artikel