Ehrfurcht (Psychologie)

Ehrfurcht (Psychologie)

Emotionspsychologie

Definition

Ehrfurcht ist das Empfinden großen Respekts (meist vor gewaltigen Dingen wie z.B. in der Natur, die einen selbst klein erscheinen lassen), meist gemischt mit Angst oder Überraschung. Die Psychologie untersucht die Auswirkungen von Ehrfurcht auf die Psyche, bzw. wie es zu dieser Emotion kommt. Man unterscheidet soziale, mentale und physische Auslöser.

Ehrfurchtgebietende Erlebnisse und die Auswirkungen auf die Fähigkeit zur Stressbewältigung

25.09.2018 Die Natur, ein religiöser Glaube und wissenschaftliche Erkenntnisse oder Theorien können zu Ehrfurcht führen, und eine Hinwendung zu Ehrfurcht-gebietenden Dingen ist eine häufige Bewältigungsstrategie für Stress, der eine bevorstehende Präsentation, Prüfung oder Performance begleiten kann.

Negative und positive Folgen

Aber eine ehrfürchtige Erfahrung kann sowohl negative Folgen als auch Nutzen haben laut einer psychologischen Studie der Universität Buffalo, die kardiovaskuläre Reaktionen auf Stress nutzte, um die Emotion der Ehrfurcht zu untersuchen.

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Bild: Jean-Baptiste Greuze

Die Psychologen fanden heraus, dass spontane Selbstdistanzierung voraussagte, ob Ehrfurcht einen positiven oder negativen Effekt auf Menschen hatte, sagte Mark Seery vom Fachbereich Psychologie.

Spontane Selbstdistanzierung

Spontane Selbstdistanzierung bezieht sich auf die Tendenz der Menschen, bei der Betrachtung ihrer eigenen Erfahrungen, insbesondere ihrer eigenen emotional belasteten Erfahrungen, eine distanzierte statt eine emotional geprägte Perspektive einzunehmen.

In sich selbst versunken zu sein, bedeutet, eine Erfahrung mit eigenen Augen zu sehen. Es ist eine First-Person-Perspektive (Ego-Sicht). Die Selbstdistanzierung ist dagegen eine Perspektive der dritten Person. Es ist, als würde man etwas als Zuschauer betrachten.

Nach der Wahrnehmung von Ehrfurcht erleben zur Selbstdistanzierung neigende Menschen persönliche Hindernisse, die mit einer stressigen Situation verbunden sind, als unbedeutend, verglichen mit der Weite der Ehrfurcht gebietenden Erfahrung – so legen die psychologischen Experimente der Studie nahe.

In sich selbst „eingetauchte“ Menschen sehen jedoch eher ihre Fähigkeiten, nicht ihre Hürden und Hindernisse, als unbedeutend nach Ehrfurchtserfahrungen – eine Wahrnehmung, die einen Stressor unkontrollierbar erscheinen lassen kann.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Experimental Social Psychology (2018). DOI: 10.1016/j.jesp.2018.07.010

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