Ungewissheit, Unsicherheit im Gehirn
3 Neurotransmitter im Gehirn beeinflussen, wie wir mit Zweifel, Unsicherheit umgehen
Pharmakologische Fingerabdrücke kontextbezogener Unsicherheit
19.11.2016 Eine in PLOS Biology veröffentlichte Studie des University College London hat herausgefunden, wie drei Neurotransmitter im Gehirn Ungewissheit bzw. Unsicherheit in uns regulieren.
Anpassung an dynamische und unbeständige Umgebung
Studienautorin Louise Marshall sagte, dass unsere dynamische und unbeständige Umgebung verlangt, dass wir oft unsere Annahmen über die Welt aktualisieren. Indem wir lernen, wie Ereignisse unserer Umgebung miteinander in Beziehung stehen, können wir zukünftige Ereignisse vorhersagen, und entsprechend schnell und akkurat reagieren.
Bild: Gerd Altmann
Doch die komplexe Dynamik unserer Umwelt lässt Zweifel und Unsicherheit entstehen über die Beziehungen zwischen Ereignissen, und lässt uns unsicher werden über die langfristige Stabilität dieser Beziehungen.
Welche Neurotransmitter sind beteiligt?
Es waren mehrere Neurotransmitter vorgeschlagen worden, die beeinflussen, wie wir mit Ungewissheit umgehen.
In der Studie nahmen 128 gesunde Probanden an einer Reaktionszeit-Aufgabe teil, die erfasste, wie sie auf Unsicherheit reagierten. Die Teilnehmer bekamen vor dem Beginn der Aufgabe entweder ein Placebo oder Medikamente, die Noradrenalin, Azetylcholin oder Dopamin blockten.
Erzeugung von Unsicherheit
Die Teilnehmer reagierten auf Symbole, die nacheinander gezeigt wurden, indem sie einen entsprechenden Knopf drückten. Die Wahrscheinlichkeit des Erscheinens eines Symbols war vom Symbol abhängig, das davor erschien. Wurde ein Symbol A gezeigt, betrug die Wahrscheinlichkeit 85%, dass Symbol B als nächstes erscheinen würde.
Kein Abo! (Schon ab 1,67€ für den Monat)
Alle 50 Versuche veränderten diese Wahrscheinlichkeitsmuster ohne Vorwarnung, so dass die Teilnehmer diese neuen Muster selbst entdecken und ihre Reaktionen entsprechend regulieren mussten.
Noradrenalin, Azetylcholin und Dopamin
In dieser Studie verbanden die Forscher pharmakologische Interventionen und neuartige Rechen-Modelle, um zu bestimmen, wie Noradrenalin, Azetylcholin und Dopamin unserem Gehirn ermöglichen, sich auf ändernde Beziehungen in unserer Umgebung einzustellen.
Laut den Befunden der Studie steuert
- Noradrenalin unsere Einschätzung, wie sicher die Umgebung ist (bzw. beeinflusst das Lernen aus unsicheren Ereignissen, die aus unerwarteten Veränderungen in der Umgebung entstehen);
- Azetylcholin hilft uns, uns an sich verändernde Umgebungen anzupassen (bzw. wägt die Unsicherheiten ab, um die Wahrscheinlichkeit der Schwankungen im umgebenden Kontext einschätzen zu können); und
- Dopamin treibt uns an zum Handeln – abhängig von unserer Annahme über die Ungewissheit der Situation (bzw. unterstützt den Gebrauch von unsicheren Repräsentationen, um schnelle, anpassungsfähige Reaktionen zu erzeugen).
Die Ergebnisse sind wichtig für das Verständnis, wie Menschen lernen, sich in unklaren Verhältnissen zu verhalten, sagte Marshall.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University College London, PLOS Biology – DOI: 10.1371/journal.pbio.1002575; Nov. 2016