HIV und das Gehirn

HIV und das Gehirn

HIV-Infektion beeinträchtigt Gehirnkonnektivität und kognitive Leistungsfähigkeit

30.05.2017 Eine neue Studie zeigt, dass HIV-positive, nicht oder kaum behandelte Personen erhebliche Störungen der strukturellen Netzwerke des gesamten Gehirns, eine geringere Stärke und Effizienz der Verbindungen und eine entsprechende Verringerung bei der kognitiven Leistung im Vergleich zu HIV-negativ getesteten Teilnehmern aufweisen.

Die Leistung bei Lern- / Abrufaufgaben wurde mit zunehmenden Anomalien in der Organisation der Gehirnstruktur schlechter, wie Neurowissenschaftler im Fachblatt Brain Connectivity berichten.

Biomarker

Das Neuartige an der Studie war, dass die Teilnehmer junge HIV-positive Erwachsene ohne vorherige Behandlung waren, und der Einfluss von Medikamenten auf die Gehirn-Konnektivität damit wegfiel.

Darüber hinaus waren die Maße der kognitiven Leistung funktionell relevant für die nachweisbaren Veränderungen in der Hirn-Konnektivität.

Die Forscher um Laurie Baker von der Universität von Missouri-St. Louis schlossen, dass die anatomische Hirnkonnektivität – in dieser Studie mit Magnetresonanz-Tomographie (MRT) bestimmt, um die organisatorische Struktur der weißen Substanz und der Netzwerke des ganzen Gehirns zu beurteilen – ein nichtinvasiver, nützlicher Biomarker für Störungen der weißen Substanz bei HIV-Infektion sei.

Gehirnanomalien durch HIV

Der interessanteste Aspekt dieser Studie war, dass sie bei jungen Erwachsenen mit begrenzter oder ohne HIV-Behandlung durchgeführt wurde. Es ist äußerst selten, irgendwelche Veränderungen in der Hirnstruktur und Funktion in einer Population von jungen Erwachsenen zu erkennen, es sei denn, es gibt eine schwere neurologische Erkrankung, schreibt die Brain Connectivity.

Die Tatsache, dass die Autoren in der Lage waren, Veränderungen in einer solch resilienten jungen Bevölkerungsgruppe zu erkennen, unterstützt die Hypothese, dass die HIV-Infektion mit Gehirnveränderungen und entsprechenden Anomalien bei den kognitiven Fähigkeiten verbunden ist.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität von Missouri-St. Louis, Brain Connectivity – DOI: 10.1089/brain.2016.0457; Mai 2017

HIV wirkt sich direkt auf das Gehirn in frühen Stadien der Infektion aus

06.12.2017 Forscher der Stellenbosch Universität haben herausgefunden, dass das humane Immunschwäche-Virus (HIV) das Gehirn in den frühen Stadien der Infektion direkt beeinträchtigt.

Es ist seit langem bekannt, dass viele Menschen mit HIV auch negative kognitive Symptome wie Depressionen, Vergesslichkeit etc. erleiden. Es war jedoch unklar, ob es durch die körperliche Erkrankungen dieser Patienten verursacht wird oder ob das HI-Virus eine direkte Wirkung auf das Gehirn hat.

Mit Hilfe von funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) – einer Art Hirnscan, der zeigt, wie das Blut zu bestimmten Teilen des Gehirns fließt, wenn jemand bestimmte Aufgaben ausführt oder bestimmte Emotionen verspürt – verglichen Dr. Stéfan du Plessis und sein Team die Hirnaktivität von Menschen mit HIV mit denen ohne die Infektion, während sie bestimmte Aufgaben zur Stimulation bestimmter Hirnregionen durchführten.

Striatum, Nucleus accumbens

Die HIV-positiven Studienteilnehmer befanden sich in guter körperlicher und geistiger Verfassung, nahmen keine Drogen und hatten noch nicht mit der antiretroviralen Behandlung (ART) begonnen.


Bild: Gerd Altmann

Sie fanden heraus, dass diese Teilnehmer einen verminderten Blutfluss in der striatalen Region des Gehirns hatten, während sie Aufgaben mit höheren motorischen Funktionen ausführten.

Motivation betroffen

Sie beobachteten auch wenig Aktivität und Blutfluss zum Nucleus accumbens bei HIV-positiven Patienten, während sie eine Aufgabe mit einer monetären Belohnung ausführten. Dieser Teil des Gehirns beschäftigt sich mit Aspekten der Motivation, Apathie und Lebensfreude.

Die fMRT-Scans zeigen, wie das HI-Virus wichtige Teile des Gehirns beeinflusst, die an der Motivation beteiligt sind. Die Forscher gehen davon aus, dass dies so weit gehen könnte, dass Patienten oft einfach nicht motiviert genug sind, ihre Medikamente einzunehmen oder gar aufzustehen, erklärt Du Plessis im Fachblatt AIDS.

Atrophie im frontalem Cortex

Schließlich untersuchten die Wissenschaftler auch die Struktur des frontalen Cortex, einer Hirnregion, die bei HIV atrophiert (schrumpft). Sie entdeckten einen Zusammenhang zwischen dem Grad der Atrophie und der Beeinträchtigung der Gehirnfunktion – je dünner der eigentliche Frontallappen war, desto niedriger waren die Funktionswerte.

Die Studie hebt einen bisher unbekannten funktionellen Effekt hervor, den HIV auf das Gehirn hat. “Wir hoffen, dass diese Ergebnisse weitere Studien anregen werden, um die Wirkung von antiretroviraler Therapie oder anderen Interventionen zu testen, die die Gehirnfunktion und damit das Leben und das Wohlbefinden von HIV-Patienten verbessern könnten”, sagte Du Plessis.

Frühere Studien haben gezeigt, dass bis zu 50 % der HIV-Infizierten an verschiedenen Formen kognitiver Beeinträchtigung leiden können, die von subtilen Störungen, die nur durch anspruchsvolle kognitive Tests nachweisbar sind, bis hin zu schweren Psychosen reichen können.

Vor der Einführung von antiretroviralen Therapien entwickelten viele Patienten eine schwere HIV-induzierte Demenz. ART hat die Symptome der Demenz bei HIV-positiven Menschen deutlich verbessert, schreiben die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Stellenbosch Universität; AIDS; Dez. 2017

Weitere Forschungsartikel, News

  • Zusammenhang zwischen HIV in der Rückenmarksflüssigkeit und Denkproblemen.
    zum Artikel
  • Misshandlungen, HIV erhöhen Suizid-Risiko für Frauen
    zum Artikel
  • Auswirkungen auf das HIV-Risiko bei bi- und homosexuellen Männern
    zum Artikel

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?

Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.