Musik und das dopaminerge System

Musik und Dopamin / das dopaminerge System

Dopaminerges System, Klänge und die Auswirkungen auf Emotionen und Stimmung

Musik im Gehirn

22.12.2016 Töne, Klänge – wie Musik und Geräusche – können zuverlässig die Stimmungen und Emotionen von Menschen beeinflussen. Eine neue Studie der Aarhus Universität legt nahe, dass diesen Prozessen die Regulation des Dopamins im Gehirn zugrundeliegt.

Jedoch sind die Menschen von dieser Beziehung zwischen Klängen und der Stimmung bzw. den Emotionen deutlich unterschiedlich betroffen. Eine vermutete Quelle dieser Variabilität ist der genetische Hintergrund, sagen die Forscher im Fachblatt Neuroscience.

Unterschiedliche Auswirkungen auf Genotypen

Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren konnten Professorin Elvira Brattico von der AU in Zusammenarbeit mit Kollegen zweier italienischer Krankenhäuser und der Universität Helsinki belegen, dass die Effekte von Musik und Geräuschen auf das affektive Verhalten und die Gehirnphysiologie mit der genetisch bestimmten Dopamin-Funktionalität verknüpft sind.

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Bild: Gerd Altmann

Insbesondere zeigen die Ergebnisse, dass eine funktionelle Schwankung beim Dopamin D2 Rezeptor-Gen (DRD2 rs1076560) den Einfluss der Musik – im Vergleich zu Geräuschen – auf die Stimmung und der an die Emotion gekoppelten präfrontalen und striatalen Gehirnaktivitäten verändert, was eine unterschiedliche Empfänglichkeit für die affektverändernden Auswirkungen von Musik und Geräuschen auf GG- und GT-Genotypen nahelegt.

Stimmungsverbesserung und -verschlechterung

Die Resulate zeigten, dass es zu einer Stimmungsverbesserung nach der Musik-Exposition bei den GG-Teilnehmern und einem Stimmungsabfall nach der Geräusch-Exposition bei GT-Teilnehmern kam.

Außerdem verminderte die Musik im Gegensatz zur Geräuschumgebung die Aktivität im Striatum (spielt beim Zusammenwirken von Motivation, Emotion, Kognition und dem Bewegungsverhalten auf neuronaler Ebene eine wichtige Rolle) der GT-Probanden sowie die präfrontale Aktivität der GG-Teilnehmer, während sie emotionale Gesichter verarbeiteten.

Zusammengefasste Highlights:

  • Das DRD2-Gen modifiziert die Musik- und Geräuscheffekte auf die emotionale Hirnaktivität.
  • Stimmungsänderungen nach Musik- oder Geräuschexposition werden durch das DRD2-Gen moduliert.
  • DRD2 GG-Probanden zeigten eine bessere Stimmung und im Gehirn eine verminderte präfrontale Aktivität nach dem Hören von Musik.
  • DRD2 GT-Versuchsteilnehmer zeigten eine schlechtere Stimmung und eine erhöhte Aktivität im Striatum nach Lärm, Geräuschen.

Die Ergebnisse bestimmen damit zum ersten Mal eine biologische Quelle der Veränderlichkeit des Einflusses von klanglichen Umgebungen auf die emotionalen Reaktionen, sagte Studienautorin Tiziana Quarto:

Die Studie zeigt, dass selbst eine nicht-pharmakologische Intervention wie Musik, die Stimmung und emotionalen Reaktionen auf der neuronalen als auch auf der Verhaltensebene regulieren kann, sagte Brattico.

Noch wichtiger, sagen die Forscherinnen, dass diese Ergebnisse die Suche nach personalisierten Musik-basierten Behandlungsmethoden von Gehirnstörungen fördern können, die mit anormaler dopaminerger Neurotransmission verknüpft sind, sowie Gehirnaktivitäten, die mit anomalen Stimmungen und Emotionen verbunden sind, schließen die Forscherinnen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Aarhus Universität, Neuroscience – DOI: 10.1016/j.neuroscience.2016.11.010; Dez. 2016

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