Musik (Psychologie, Psyche)
Medienpsychologie
Musikpsychologie: News und Forschungsartikel, die sich mit dem Einfluss der Musik auf unsere Psyche beschäftigen.
Heavy Metal Musik kann wie eine warme Umarmung wirken
22.06.2015 Extreme Musik – wie z.B. Heavy Metal – kann gestresste, verärgerte Menschen positiv beeinflussen laut einer Studie der Universität Queensland.
Im Gegensatz zu vorherigen Studien, die laute und chaotische Musik mit Aggression und Kriminalität verbanden, zeigt die Forschungsstudie der Psychologen Leah Sharman und Dr. Genevieve Dingle, dass die Zuhörer dieser Musikrichtung sich hauptsächlich inspiriert und beruhigt fühlen.
Bild: Gerd Altmann
Energie und Inspiration
So fanden die Forscher: Die Musik reguliert Traurigkeit und verstärkt die positiven Emotionen. Wenn die Fans extremer Musik verärgert sind, hören sie gerne Musik, die dieser Stimmung ähnelt. Sie hilft ihnen, die volle Bandbreite ihrer Emotionen zu erkunden, aber sie gibt ihnen auch Energie und Inspiration.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Niveau an Feindseligkeit, Reizbarkeit und Stress nach dem Hören ihrer Musik geringer wurde und die bedeutsamste berichtete Veränderung war die Inspiration, die sie fühlten, sagte Sharman.
Die in der Zeitschrift Frontiers in Human Neuroscience herausgegebene Studie untersuchte 39 regelmäßig Heavy Metal hörende Probanden im Alter zwischen 18 und 34 Jahren.
In verärgerter Stimmung
Die Teilnehmer wurden in eine verärgerte Stimmung versetzt (sie sollten über Ereignisse berichten, die sie besonders verärgert hatten) und durften anschließend 10 Minuten Songs ihrer Wahl hören oder ‚in Stille‘ verleben (während ihre Herzrate aufgenommen wurde).
Ein weiteres Ziel der Studie war: Herauszufinden, welche Musik die verärgerten Teilnehmer aus ihrer Musikliste wählen würden, sagte Sharman.
Interessanterweise hatte die Hälfte der ausgewählten Songs Wut oder Aggression zum Thema, die restlichen enthielten Themen (aber waren nicht darauf beschränkt) wie soziale Isolation und Traurigkeit.
Die Teilnehmer berichteten, sie benutzten ihre Musik, um fröhlicher zu sein, um in ‚Gefühle der Liebe einzutauchen‘ und sich wohler zu fühlen.
Die Reaktionen und Antworten zeigen, dass Hörer von Heavy Metal ihre Musikauswahl für positive selbstregulierende Zwecke zu verwenden scheinen, sagten die Forscher.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Queensland, Frontiers in Human Neuroscience; Juni 2015
Musikunterricht verbessert Sprachentwicklung und Gehör
Musikpsychologie
23.07.2015 Musikunterricht kann die Reaktionen des Gehirns auf Töne und die Sprachfähigkeiten verbessern laut einer in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy veröffentlichte Studie.
Forscher der Northwestern-University folgten 40 High-School-Schülern für drei Jahre. Fast die Hälfte der SchülerInnen übten für zwei bis drei Stunden die Woche ein Instrument im Musikunterricht, während die anderen stattdessen Sport machten.
Elektroenzephalogramm (EEG) Aufzeichnungen zu Beginn und drei Jahre später ergaben, dass das Musikkorps eine schnellere Reifung bei der Reaktion des Gehirns auf Töne zeigte. Außerdem demonstrierten die Musiker eine verlängerte erhöhte Sensitivität des Gehirns auf Klangdetails (die normalerweise beim Heranwachsen verlorengehen).
Alle Teilnehmer verbesserten ihre Sprachfähigkeit, doch die der Musikgruppe zeigten eine größere Verbesserung als die der Kontrollgruppe.
Obwohl der Musikunterricht zunehmend aufgrund von Finanzierungsdefiziten unter Druck gerät, kann er doch die Gehirnentwicklung verfeinern und die Sprachfertigkeiten verbessern, sagten die Forscher.
Die sichere Verarbeitung von Klangdetails, die für die Sprachkenntnisse wichtig sind, ist bei Kindern, die in Armut aufwachsen, reduziert, sagen die Autoren. Musikunterricht kann diesem negativen Einfluss entgegenwirken.
Unsere Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass das heranwachsende Gehirn auch im Jugendalter noch aufnahmefähig für diese Ausbildung bleibt, was die Wichtigkeit eines Musikunterrichts auch im Teenager-Alter unterstreicht, sagten die Autoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Northwestern-University, Proceedings of the National Academy; Juli 2015
Musikgeschmack verrät, ob wir eher empathisch oder systematisch denken
Eine interessante neue in PLOS ONE veröffentlichte Studie sagt, dass der Denkstil den Musikgeschmack beeinflusst.
Psychologen der University of Cambridge ließen 4.000 Personen Musikstücke unterschiedlicher Genres bewerten, so dass sie Auskunft über deren Musikgeschmack erhielten; außerdem schätzten sie deren kognitiven Stil (dachten sie eher empathisch oder systematisch) anhand von Persönlichkeitsfragebögen ein.
Die unterschiedlichen Musikvorlieben
Bild: Gerd Altmann
Forscher David Greenberg und Kollegen stellten fest, dass Teilnehmer, die überdurchschnittlich hoch beim Einfühlungsvermögen (Empathie) abschnitten, eher
- sanfte Musik (R & B, Soft-Rock und Adult Contemporary: melodisch geprägte Popmusikstandards der letzten Jahrzehnte bis heute),
- unprätentiöse Musik (Country, Folk, und Sänger-/Liedermachergenres) und
- zeitgenössische Musik (Electronica, Latin, Acid Jazz und Euro-Pop) hörten.
Sie hatten eine Abneigung gegen intensive Musik wie Punk und Heavy Metal.
Dagegen hörten eher systematisch denkende Personen (Menschen, die ein ausgeprägteres Interesse am Verständnis von Regeln und Gesetzen von Systemen – wie z.B. Wetter, Musik, Computer oder Motoren – haben) bevorzugt intensive Musik und lehnten sanfte und unprätentiöse Musik eher ab.
Bestätigung innerhalb der Musikgenren
Die Ergebnisse zeigten ihre Gültigkeit auch innerhalb gegebener Genres, z.B.: ‚Empathen‘ bevorzugten sanften, unprätentiösen Jazz, während systematisch denkende Teilnehmer eher intensiven, anspruchsvollen (komplexen und avantgardistischen) Jazz bevorzugten.
Energie, Emotion und Komplexität
Die Forscher sahen sich das genauer an und stellten fest, dass einfühlendere Menschen eher Musik mit ‚geringerer Energie‘ (sanfte, reflektierende, sinnliche und warme Elemente), ’negativen‘ Emotionen (traurige und depressive Merkmale) oder mit emotionaler Tiefe (poetische, entspannende und nachdenkliche Merkmale) mochten.
Dagegen mochten die ‚Systematisierer‘ eher Musik mit viel Energie (starke, straffe und aufregende Elemente) und/oder mit positiven Emotionen (angeregte und lustige Merkmale), und die auch einen hohen Grad an intellektueller Tiefe und Komplexität bot.
Typische Musikstücke der Empathisierer, Systematisierer
Auf der Grundlage ihrer Befunde glauben die Forscher, dass folgende Musikstücke mit höherer Wahrscheinlichkeit zu den jeweiligen kognitiven Stilen passen.
Empathisierer:
- Hallelujah – Jeff Buckley
- Come away with me – Norah Jones
- All of me – Billie Holliday
- Crazy little thing called love – Queen
Systematisierer:
- Konzert in C – Antonio Vivaldi
- Etude Opus 65 No 3 – Alexander Scriabin
- God save the Queen – The Sex Pistols
- Enter Sandman – Metallica
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Cambridge, PLOS ONE; Juli 2015
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