Locus caeruleus / Nucleus caeruleus (Gehirn)
Gehirn – Anatomie
Definition und Anatomie
Der Locus caeruleus (auch Locus coeruleus oder Nucleus caeruleus genannt) ist ein Kern im Pons des Hirnstamms, der mit physiologischen Reaktionen auf Stress und Panik zu tun hat. Er ist ein Teil des retikulären Aktivierungssystems.
Der Locus caeruleus ist der Hauptort für die Synthese von Noradrenalin (Norepinephrin) im Gehirn. Der Nucleus caeruleus und die vom Noradrenalin beeinflussten Körperregionen werden gemeinsam als das Locus caeruleus-noradrenerge System oder LC-NA-System bezeichnet. Norepinephrin kann auch direkt aus dem Nebennierenmark ins Blut abgegeben werden.
Verbindungen
Die Projektionen dieses Kerns reichen weit und breit. Sie innervieren zum Beispiel das Rückenmark, den Hirnstamm, das Kleinhirn, den Hypothalamus, die Thalamusrelaiskerne, die Amygdala, das basale Telencephalon und den Kortex. Das Noradrenalin aus dem LC wirkt erregend auf den größten Teil des Gehirns, indem es die Erregung vermittelt und die Neuronen des Gehirns durch Reize aktiviert.
In diesem Sinne sind beide funktional nicht durch strukturelle Unterschiede, sondern lediglich durch die topografische Verteilung der Funktion voneinander getrennt.
Aktivität des Locus caeruleus und Übererregung bei PTBS
01.11.2017 Eine neue im Fachmagazin Biological Psychiatry veröffentlichte Studie hat Anzeichen einer erhöhten Erregung und Reaktivität – ein Kernsymptom der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) – mit einer Überaktivität des locus coeruleus (LC) in Verbindung gebracht, einer Hirnregion, die Arousel (Erregung) und Reaktivität vermittelt.
In der Studie untersuchten der Erstautor Christoph Naegeli von der Universität Zürich und Kollegen 54 Teilnehmer, die einem Trauma ausgesetzt waren, von denen etwa die Hälfte an PTBS erkrankte.
Wenn die Teilnehmer zufälliges weißes Rauschen hörten, konnte bei denen mit PTBS diagnostizierten Personen häufigeres Blinzeln der Augen und erhöhte Herzfrequenz, Hautleitwerte und Pupillenreaktionen als bei Teilnehmern ohne PTBS festgestellt werden – Indikatoren für die autonome Reaktion des Körpers.
Bei der Messung der Hirnaktivität stellten die Wissenschaftler fest, dass Patienten mit PTBS größere Hirnreaktionen im LC und in anderen Regionen, die mit dem LC verbunden sind und die Wachsamkeit und motorische Bereitschaft kontrollieren, hatten.
Die bei den Teilnehmern gemessene erhöhte Hirnaktivität und autonomen Reaktionen liefern laut den Studienautoren eine biologisch plausible Erklärung für Hypervigilanz und übertriebene Schreckreaktionen bei PTBS.
Die LC-Aktivierung war jedoch nicht direkt mit Erregungssymptomen verbunden. Die direkte Verbindung zwischen LC-Hyperaktivität und PTBS-Symptomschweregrad muss daher noch nachgewiesen werden.
Die Studie kann auch neue Wege für die Behandlung dieser häufigen und beeinträchtigenden Symptome der PTBS aufzeigen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die gezielte Behandlung der Hyperaktivität des Locus caeruleus Systems mit neuen pharmakologischen oder psychotherapeutischen Interventionen Ansätze sind, die es wert sind, weiter untersucht zu werden, sagt Studienautor Dr. Christoph Müller-Pfeiffer.
Der Artikel schließt: Die Bestimmung der Ursache der Symptome im Gehirn ist ein wichtiger Schritt in den Bemühungen, die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit dieser Erkrankung zu verbessern.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Zürich; Biological Psychiatry – DOI: 10.1016/j.biopsych.2017.08.021; Okt. 2017
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