Verschlechtert Toxoplasmose das Gedächtnis?
Gehirnforschung – Gedächtnisforschung
Katzenparasit Toxoplasma gondii beeinträchtigt Gedächtnisfunktionen
24.10.2016 Laut einer in Biological psychology veröffentlichten Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund kann die Infektion mit dem Erreger der Toxoplasmose das Arbeitsgedächtnis im Alter verschlechtern.
Das einzellige Lebewesen Toxoplasma gondii vermehrt sich nur im Darm von Katzen und ist bereits bekannt, das es Gefahren für Schwangere und deren Nachwuchs und Personen mit geschwächtem Immunsystem birgt. Außerdem wurde auch schon über Zusammenhänge mit Schizophrenie, Jähzorn und Suizidgedanken diskutiert (dazu unten mehr in den aufgeführten Artikeln); die Hälfte aller Deutschen trägt den Parasiten mittlerweile in sich laut den Forschern.
Toxoplasma gondii
(DPDx Image Library)
Die Infektion erfolgt meist direkt über die Katze, kontaminiertes Wasser, Gemüse oder Fleisch von befallenen Schlachttieren.
Laut den Wissenschaftlern können die Parasiten die Magensäure und die Blut-Hirnschranke überwinden und sich in den Nervenzellen – lebenslang – einnisten (latente Infektion).
Ob das Gehirn durch Toxoplasma gondii bzw. Toxoplasmose geschädigt wird, haben nun zum ersten Mal die Forscher des IfADo in einer Doppelblindstudie untersucht.
Schlechteres Arbeitsgedächtnis, geringere Lebensqualität
Dazu wurden gesunde Teilnehmer im Alter von 65 Jahren und älter auf zwei Gruppen aufgeteilt: Personen ohne Toxoplasma gondii im Blut und Probanden ohne den Parasiten im Blut. Bei allen Teilnehmern wurden über Tests Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Konzentrationsfähigkeit, Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, sowie über Befragung Lebenssituation und Lebensqualität erfasst. Auch wurde die Hirnaktivität während der Aufgaben per EEG gemessen.
Es zeigte sich, dass das Arbeitsgedächtnis bei den mit Toxoplasmose-Teilnehmern um 35% schlechter als bei den Nicht-Infizierten war. Außerdem schätzten die Infizierten ihre körperliche, psychische und soziale Lebensqualität deutlich schlechter ein.
Auch zeigte sich ein signifikant „geringerer Ausschlag der Hirnpotenziale, die mit Arbeitsgedächtnisfunktionen wie Aktualisierung von Gedächtnisinhalten“ verbunden werden, berichten die Forscher.
Unterschied in der Arbeitsgedächtnisleistung
„Der Unterschied in der Arbeitsgedächtnisleistung zwischen Infizierten und Nicht-Infizierten entspricht in etwa der Differenz zwischen gesunden jungen Erwachsenen und Senioren“, erläuterte Dr. Patrick Gajewski.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es zu einer Störung des Gleichgewichts in den Neurotransmittersystemen von Dopamin und Norepinephrin durch den Parasiten kommt. Sie wollen nun einen möglichen Zusammenhang zwischen Demenzerkrankungen und Toxoplasma gondii erforschen.
„Die hohe Prävalenz der Toxoplasmose-Infektion und eine wachsende Anzahl von älteren Menschen verdeutlicht die sozioökonomische Bedeutung der Befunde“, schließt Gajewski.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, Biological psychology – Doi: 10.1016/j.biopsycho.2016.08.002; Okt. 2016
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