Die Medizinische Psychologie untersucht die Zusammenhänge zwischen psychologischen und medizinischen Themen, wie z.B. Arzt-Patient-Beziehung, Krankheitsverarbeitung, Lebensqualität, psychobiologische Verbindungen, Einsatz psychologischer Behandlungen in der Medizin etc.
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Viele Menschen überschätzen den Nutzen und unterschätzen die Risiken medizinischer Eingriffe
27.10.2018 Von der großen Herzoperation bis zur Einnahme leichterer Medikamente überschätzen viele Menschen den Nutzen und unterschätzen die Risiken einer Reihe medizinischer Verfahren laut einer im Fachblatt Risk Analysis veröffentlichten medizinpsychologischen Studie mit 376 Erwachsenen.
Yaniv Hanoch vom Fachbereich Medizinische Psychologie der Universität Plymouth und Kollegen baten die Teilnehmer in mehreren hypothetischen Szenarien sich vorzustellen, dass ihr Arzt eine Behandlung – ein Medikament, eine Zahnbehandlung, eine Ohroperation, eine Nierenoperation oder ein neu entwickeltes Medikament – empfiehlt, um eine Augeninfektion, eine Zahnfleischentzündung, ein Loch im Trommelfell, ein gutartiges Wachstum bzw. eine lebensbedrohliche Bluterkrankung zu behandeln.
Erfolgswahrscheinlichkeit und Risiken
Bild: George Hodan
In jedem Szenario wurden ihnen genaue Informationen über die Erfolgswahrscheinlichkeit der medizinischen Eingriffe (z.B. Rettung eines Zahnes) oder die Wahrscheinlichkeit der Risiken (z.B. Leberschäden) zur Verfügung gestellt. Die Behandlungen und Nebenwirkungen wurden aus medizinischen Studien entnommen, aber die Wahrscheinlichkeiten ihres Auftretens wurden von den Studienautoren nur für die Forschung ausgearbeitet.
Die Teilnehmer wurden dann gebeten, anzugeben, für wie wahrscheinlich sie die Vorteile oder Risiken einschätzten, indem sie einen Zeiger auf einer Skala von 0 Prozent bis 100 Prozent bewegten.
Eine zu optimistische Erwartungshaltung
Die Ergebnisse zeigten, dass die Menschen den Nutzen der medizinischen Interventionen im Durchschnitt höher einschätzten als er im Schnitt tatsächlich war – im Falle der Zahnbehandlung z.B. betrug die wahrgenommene Nutzenwahrscheinlichkeit 48 Prozent, verglichen mit dem tatsächlichen Mittelwert von 45 Prozent.
Darüber hinaus wurde das wahrgenommene Risiko der Nebenwirkungen – im Falle des zahnärztlichen Eingriffs eine mögliche Zahnfleischentzündung – mit 46 Prozent wahrgenommen, verglichen mit dem Risikomittelwert (bzw. tatsächlichen Durchschnitts) von 50 Prozent.
Der größte Unterschied bestand in einer Nierenoperation für ein gutartiges Wachstum, bei der das wahrgenommene Risiko der möglichen Nebenwirkung, eine Lähmung (43 Prozent), deutlich geringer war als das tatsächliche Risiko (53 Prozent).
Hanoch kommentiert: Dies sind wirklich interessante Ergebnisse. Obwohl den Teilnehmern eine breite Palette medizinischer Szenarien präsentiert wurden – darunter leichtere und schwerwiegendere, aber auch physische, psychische und zahnmedizinische – unterstützen die Ergebnisse durchweg Belege für einen unrealistischen Optimismus.
Aufklärung über die Risiken
Aus anwendungsorientierter Sicht legen diese psychologischen Befunde nahe: Ärzte müssen sicherstellen, dass Patienten die Risiken medizinischer Eingriffe nicht unterschätzen, und dass sie realistische Erwartungen über den Nutzen, der mit bestimmten medizinischen Verfahren erzielt werden kann, vermitteln.
Es wäre gut, weitere Studien an einer größeren Bevölkerungsgruppe durchzuführen und auch zu untersuchen, ob und wie Ärzte helfen können, realistische Erwartungen zu vermitteln, schließt der Psychologe.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Risk Analysis (2018). DOI: 10.1111/risa.13204
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