Psychische Unzufriedenheit durch höheres Gewicht (BMI) oder umgekehrt?
26.09.2018 Frühere Studien haben gezeigt, dass glücklichere bzw. zufriedenere Menschen tendenziell ein geringeres Gewicht, eine bessere körperliche Gesundheit haben und länger leben als Personen, die ein geringeres psychisches Wohlbefinden aufweisen.
Aber diese Studien werfen die klassische Huhn-Ei-Frage auf – was kommt zuerst?
Henne oder Ei?
Mit Hilfe einer Technik namens Mendel’sche Randomisierung untersuchten nun Psychologen, ob eine schlechtere körperliche Verfassung zu einem geringeren psychischen Wohlbefinden führt oder ob Menschen mit einem niedrigeren psychischen Wohlbefinden später eher Probleme mit ihrer körperlichen Gesundheit haben werden.
Bild: pixabay
Diese Technik liefert den Nachweis für die Richtung der Ursache durch die Verwendung genetischer Varianten, die mit Gewicht, körperlicher Gesundheit und psychischem Wohlbefinden verbunden sind.
Im Gegensatz zu früheren Methoden hilft diese Technik, den Einfluss anderer Faktoren auszuschließen, die sowohl die körperliche Gesundheit als auch das mentale Wohlbefinden beeinflussen können.
Das Forschungsteam konnte 11 Messwerte der körperlichen Gesundheit testen, darunter koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Cholesterin, Blutdruck, Körperfett und Body Mass Index (BMI).
Kausaler Effekt eines höheren BMI auf die Psyche
Die Ergebnisse deuten auf einen gleichbleibenden kausalen Effekt eines höheren BMI (also von Übergewicht oder Fettleibigkeit) auf die Psyche hin. Es gab wenig Hinweise darauf, dass die anderen körperlichen Gesundheitsmerkmale zu weniger Glück und Lebenszufriedenheit führten.
Das gleiche Muster der Ergebnisse wurde in einer Folgeanalyse mit einer britischen Biobank-Kohorte von über 300.000 Personen im Alter von 40 bis 70 Jahren beobachtet.
Die Psychologen konnten verschiedene Aspekte der Lebenszufriedenheit betrachten und fanden heraus, dass die Hauptauswirkung eines höheren BMI auf die geringere psychische Zufriedenheit mit der Gesundheit zurückzuführen ist.
Sie konnten auch zeigen, dass die Wirkung im Alter von 40 bis 70 Jahren und bei Männern und Frauen zu beobachten ist.
Auswirkungen der Psyche auf die körperliche Gesundheit
Bei der Untersuchung, ob psychisches Wohlbefinden eine dieser körperlichen Gesundheitsmerkmale verursacht, fanden die Autoren wenig Hinweise auf einen kausalen Einfluss in diese Richtung, aber diese Analyse war begrenzt, da es bislang viel weniger genetische Varianten für psychisches Wohlbefinden gibt.
Wenn die Wissenschaftler mehr genetische Varianten entdecken, die mit psychischen Eigenschaften verbunden sind, werden die Forscher in der Lage sein, diese Wirkungsrichtung gründlicher zu testen.
Dr. Robyn Wootton von der Universität Bristol sagte: Die nächste Frage ist, warum es zu dieser Verbindung zwischen Gewicht und Psyche kommt. Deshalb haben sie vor, die Rolle von Körperzufriedenheit und Selbstwertgefühl zu erforschen, von denen sie annehmen, dass sie einen starken Einfluss darauf haben, ob man körperlich und geistig gesund bleibt.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: British Medical Journal (BMJ) – doi: doi.org/10.1136/bmj.k3788
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