Analytisches Denken (Psychologie)

Analytisches Denken (Psychologie)

Definition

Analytisches Denken bzw. Denkvermögen ist die Fähigkeit komplexe und unkomplizierte Probleme zu visualisieren, zu artikulieren, zu konzeptualisieren oder zu lösen, indem Entscheidungen getroffen werden, die angesichts der verfügbaren Informationen vernünftig sind.

1999 erklärte Richards J. Heuer Jr., dass analytisches Denken eine Kunstfertigkeit ist, wie z. B. Schreinerei oder Autofahren. Es kann gelehrt werden, es kann gelernt werden, und es kann sich mit der Praxis verbessern. Aber wie viele andere Fähigkeiten, wie z. B. Fahrrad fahren, kann es nicht dadurch gelernt, indem man in einem Klassenzimmer sitzt und gesagt bekommt, wie man es tun soll. Analysten lernen durch Handeln.

Hohe analytische Fähigkeiten sind kein Schutz gegen Verschwörungstheorien und den Glauben an Übersinnliches, Paranormales

14.11.2017 Warum ist der Glaube an das Paranormale, an Übersinnliches, an Verschwörungstheorien und verschiedene andere Phänomene, die nicht durch Belege untermauert sind, in der modernen Gesellschaft nach wie vor weit verbreitet?

Eine aktuelle Studie zeigt, dass vernünftige Skepsis gegenüber verschiedenen Verschwörungstheorien und paranormalen Phänomenen nicht nur eine relativ hohe kognitive Fähigkeit, sondern auch eine starke Motivation zur Rationalität erfordert, sagte Studienautor Tomas Ståhl Assistenzprofessor für Psychologie im Fachblatt Personality and Individual Differences.

Analytisches Denkvermögen nicht ausreichend

Wenn die Motivation nicht vorhanden ist, zur Bildung von Annahmen Logik und Belege heranzuziehen, werden Menschen mit hohem kognitiven Denkvermögen genauso wahrscheinlich an Übersinnliches, Verschwörungen und paranormale Phänomene glauben wie Menschen mit geringeren kognitiven Fähigkeiten.

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Bild: Sophie Janotta

Frühere Forschungsarbeiten in diesem Bereich haben gezeigt, dass Menschen mit einer höheren kognitiven Fähigkeit – oder einem analytischeren Denkstil – weniger geneigt sind, an Verschwörungen und Paranormales zu glauben.

In der vorliegenden psychologischen Forschungsarbeit wenden Wissenschaftler der University of Illinois (Chicago) einen individuellen Differenzierungsansatz an, indem sie psychologische Vorläufer der Skepsis gegenüber unbegründeten Überzeugungen ermitteln.

Die Psychologen legen nahe, dass ein Teil der Ursache, warum unbegründete Ansichten so weit verbreitet sind, darin besteht, dass Skepsis sowohl ein ausreichendes analytisches Denkvermögen als auch die Motivation zur Bildung von Überzeugungen aus rationalen Gründen erfordert.

Logik und Belege

Ståhl und Koautor Jan-Willem van Prooijen von der Vrije Universiteit Amsterdam haben zwei Online-Umfragen mit jeweils mehr als 300 Befragten durchgeführt, um analytisches Denken und andere Faktoren zu bewerten, die Skepsis gegenüber ungerechtfertigten Überzeugungen fördern könnten.

In Studie 1 zeigen sie, dass analytisches Denken mit einer geringeren Neigung verbunden ist, verschiedene Verschwörungstheorien und paranormale oder übersinnliche Phänomene zu glauben, aber nur bei Menschen, die Wert auf epistemische (erkenntnistheoretische) Rationalität – also mehr Wert auf Logik und Belege – legen.

Sie konnten diesen Effekt auf den paranormalen Glauben in Studie 2 replizieren, aber nicht auf den Glauben an Verschwörungen.

Außerdem lieferten die Psychologen Belege dafür, dass die allgemeine kognitive Fähigkeit und nicht der analytische kognitive Stil die grundlegende Facette des analytischen Denkens ist, die für diese Effekte verantwortlich ist.

Die Psychologen schließen, dass trotz eines Jahrhunderts besserer Bildungsmöglichkeiten und höherer Intelligenz in unseren zivilisierten Gesellschaften, unbegründete Annahmen bzw. Überzeugungen weit verbreitet sind.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Illinois at Chicago; Personality and Individual Differences – DOI: 10.1016/j.paid.2017.10.026 Nov. 2017

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