Kritisches Denken (Psychologie)

Definition

Kritisches Denken ist die objektive Analyse der Tatsachen, um sich ein Urteil zu bilden. Das Thema ist komplex, und es gibt verschiedene psychologische bzw. philosophische Definitionen, die in der Regel die rationale, skeptische, unvoreingenommene Analyse oder Bewertung von sachlichen Belegen enthalten.

Verschiedene Definitionen

Traditionsgemäß wurde das kritische Denken unterschiedlich definiert als:

  • Der Prozess der aktiven und geschickten Konzeption, Anwendung, Analyse, Synthese und Bewertung von Informationen, um eine Antwort oder Schlussfolgerung zu erreichen.
  • Diszipliniertes Denken, das klar ist, rational, aufgeschlossen und informiert durch Belege. („Critical – Define Critical at Dictionary.com“. Dictionary.com. 2016-02-24)
  • Vernünftiges, reflektierendes Denken, das sich auf die Entscheidung, was anzunehmen oder zu tun ist konzentriert.
  • Zielgerichtetes, selbstregulierendes Urteilen, das zu Interpretation, Analyse, Bewertung und Schlussfolgerung führt, sowie die Erläuterung der fraglichen, konzeptionellen, methodischen, kriteriologischen oder kontextuellen Erwägungen, auf denen dieses Urteil beruht.
  • Schließt eine Verpflichtung ein, Vernunft in der Formulierung unserer Überzeugungen zu verwenden.
  • Die Fähigkeit und die Neigung, sich mit einer reflektierenden Skepsis zu beschäftigen (McPeck, 1981)
  • Diszipliniertes, selbstgesteuertes Denken, das die Perfektion des Denkens, die für einen bestimmten Modus oder eine Denkweise geeignet ist, veranschaulicht. (Paul, 1989, S. 214)
  • Denken über das Denken in einer Weise, um zu organisieren und zu klären, die Effizienz zu erhöhen und Fehler und Verzerrungen im eigenen Denken zu erkennen. Kritisches Denken ist nicht „hart“ oder starr zu denken, noch ist es auf die Lösung von Problemen gerichtet (außer das eigene Denken zu verbessern). Das kritische Denken ist nach innen gerichtet mit der Absicht, die Rationalität des Denkers zu maximieren. Man nutzt kein kritisches Denken, um Probleme zu lösen – man benutzt kritisches Denken, um den Prozess des Denkens zu verbessern. (Carmichael, Kirby; letter to Olivetti, Laguna Salada Union School District, May 1997)
  • Eine auf sorgfältiger analytischer Bewertung beruhende Beurteilung.

Zeitgenössische Psychologen und andere Geisteswissenschaftler haben diese traditionellen Definitionen um Qualitäten, Konzepte und Prozesse wie Kreativität, Phantasie, Exploration, Reflexion, Empathie, verbindendes Wissen, feministische Theorie, Subjektivität, Unklarheit und Mehrdeutigkeit erweitert. Einige Definitionen des kritischen Denkens schließen jedoch diese subjektiven Praktiken aus.

Fähigkeit zum kritischen Denken schützt besser als Intelligenz (IQ) vor dummen Entscheidungen im Leben.

29.07.2017 Wir alle kennen wahrscheinlich jemanden, der sehr intelligent ist, aber eklatant dumme Dinge tut. Eine neue psychologische Forschungsarbeit untersuchte, was wichtiger für den Erfolg bzw. Misserfolg im Leben ist (bzw. bei finanziellen, gesundheitlichen, sozialen und beruflichen Entscheidungen): die Intelligenz oder das kritische Denken (Definition).

Unterscheidung

Während der IQ – grob gesprochen – ein Maß für die geistige Pferdestärke ist, die wir z.B. für den Umgang mit abstrakten Inhalten benötigen, ist das ‚kritisches Denken‘ eine separate Fähigkeit und nach Peter Facione umfasst es die „bewusste, selbstregulative Urteilsbildung, die Interpretation, Analyse, Bewertung und Schlussfolgerung beinhaltet“.

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Bild: Gert Altmann

Wichtig dabei ist die vorurteilsfreie, leidenschaftslose und selbstständige Überlegung.

Trotz der Belege, dass Intelligenz bzw. der Intelligenzquotient (IQ) eine Reihe von Erfolgen im Leben vorhersagen kann, ist die Beziehung zwischen der Intelligenz und einem gutem Denkvermögen weniger klar.

Reale Misserfolge im Leben

Deshalb untersuchte die aktuelle psychologische Studie, ob die kritische Denkfähigkeit oder die Intelligenz ein besserer Prädiktor (Vorhersagevariable) für reale Erfolge bzw. in dieser Forschungsarbeit für tatsächliche Misserfolge im Leben ist.

244 Personen wurden hinsichtlich ihrer Fähigkeit kritisch zu denken und ihrer Intelligenz bewertet, zudem wurden wichtige Lebensereignisse erfasst (eher leichtere wie z.B. Geldstrafen für überzogene Ausleihen bis zu den schwereren wie z.B. die Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Krankheit).

Die Vermeidung dieser Art von Erfahrungen spiegelt ein indirektes Maß an kluger, effektiver Entscheidungsfindung wider, schreiben die Psychologen im Fachblatt Thinking Skills and Creativity.

Wie vermutet, erklärte die kritische Denkfähigkeit einen Teil der Intelligenz (0,38); was nahelegt, dass sich die Tests etwas überlappten, aber dennoch Unterschiedliches maßen.

Kritische Denkfähigkeit schützt besser vor negativen Ereignissen

Die Befunde zeigten, dass Teilnehmer mit höheren Werten beim kritischen Denken und einem höheren IQ über deutlich weniger negative Lebensereignisse berichteten.

Kritisches Denken prognostizierte jedoch mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit weniger dieser Misserfolge bzw. schlechten Erfahrungen im Leben als die Intelligenz.

Entwicklung der Fähigkeit ist möglich

Es gibt genügend Belege dafür, dass kritisches Denken gelernt bzw. verbessert werden kann, schreiben die Psychologen. Es gibt also Hoffnung, dass die Lehre und Training der Fähigkeit kritisch zu denken das Auftreten negativer Lebenereignisse verhindern könnte.

Die Wissenschaftler um Heather A. Butler vom Fachbereich Psychologie der California State Universität befürworten deshalb Unterricht im kritischen Denken als eine Möglichkeit, eine bessere Zukunft für alle zu schaffen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: California State Universität; Thinking Skills and Creativity – https://doi.org/10.1016/j.tsc.2017.06.005; Juli 2017

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