Kunstpsychologie

Kunstpsychologie

Soziale und finanzielle Faktoren beeinflussen unseren Kunstgeschmack

30.11.2016 Laut einer im Fachblatt Psychology of Aesthetics, Creativity and the Arts publizierten Forschungsarbeit der Universitäten Wien und Kopenhagen gefallen uns Kunstwerke eher, wenn Experten sie bevorzugen und wenn sie teuer sind.

In mehreren Experimenten konnten die Forscher Matthew Pelowski und Michael Forster vom Institut für psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden demonstrieren, dass der persönliche Kunstgeschmack auch von psychosozialen Faktoren abhängt. D.h. der individuelle Geschmack hing auch von dem anderer Menschen ab, und ob das Kunstwerk auf dem Markt einen hohen oder niedrigen Wert hat.

Sozialer Einflussfaktor Kunstexperten, Peers

monalisa
Bild: Mona Lisa (La Joconde) von Leonardo da Vinci

Die Psychologen ließen die Teilnehmer (Studenten) der Studie einige Gemälde nach dem individuellen Geschmack bewerten. Vor dem Anschauen der Bilder erfuhren die Probanden von den Bewertungen verschiedener sozialer Gruppen (gleichaltrige Studenten – Peers, Experten, Studienabbrecher und Langzeitarbeitslose), die sich die Gemälde schon zuvor angesehen hätten. Einer anderen Teilnehmergruppe (Kontrollgruppe) wurde vorher nicht erzählt, wie andere die Gemälde bewertet hatten.

„Die Ergebnisse zeigen, dass den TeilnehmerInnen Bilder dann besser gefielen, wenn sie dachten, dass entweder ExpertInnen oder Peers sie ebenfalls hoch bewertet hatten“, sagte Pelowski. „Wenn sie allerdings glaubten, dass arbeitslose StudienabbrecherInnen ein Gemälde nicht mochten, ging ihr Urteil in die Gegenrichtung und es gefiel ihnen umso mehr.“

Einflussfaktor Wert, Kaufpreis

Aber auch die zuvor gegebenen Informationen über die Kaufpreise der Gemälde hatten einen Einfluss auf die Bewertungen der Gemälde. War das Kunstwerk sehr günstig im Preis, gefiel es den Begutachtern weniger; erzielten die Gemälde aber sehr hohe Preise, stiegen sie im Ansehen der Teilnehmer.

„Diese Befunde unterstützen die Theorie der sozial konstruierten Unterschiede, wie sie vom französischen Soziologen und Philosophen Pierre Bourdieu aufgestellt wurde“, sagte Pelowski. Danach richten wir unseren Kunstgeschmack aus, um unsere „Zugehörigkeit zu einer begehrten sozialen Gruppe“ oder unsere Distanz zu einer nicht erwünschten Gruppe zu demonstrieren.

Museen könnten auch von dieser Studie profitieren, sagen die Psychologen, denn die Befunde zeigen, dass unsere „Kunstwahrnehmung stark vom sozialen Kontext beeinflusst wird“.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Wien, Universität Kopenhagen; Psychology of Aesthetics, Creativity and the Arts – dx.doi.org/10.1037/aca0000063 Nov. 2016

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