Kunst und Narzissmus

Kunst und Narzissmus

Persönlichkeitspsychologie

Narzisstische Künstler verkaufen mehr Kunstwerke für mehr Geld

22.03.2016 Die Preiskalkulation von Kunstwerken wird häufig den Experten überlassen, aber werden sie durch unbewusste Signale beeinflusst, die die Künstler in der Präsentation ihrer Arbeit hinterlassen?

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Bild: Roger Higgins (Library of Congress)

Eine neue in der Zeitschrift The European Journal of Finance veröffentlichte Studie der Florida State University fand heraus, dass Narzissmus positiv mit dem Marktpreis von Kunstwerken verbunden ist, und widerspricht damit früheren Studienbefunden, die besagen, Narzissmus wirke nur kurzfristig und wäre vergänglich.

Die Größe der Unterschrift

Studienautor Yi Zhou bewertete die narzisstische Persönlichkeitsstruktur, indem er die Größe der Unterschriften der Künstler ausmaß und in Bezug zum Narcissistic Personality Inventory (NPI – Narzisstisches Persönlichkeitsinventar) – eine vierzig Punkt-Skala – setzte. Der NPI-16 stellt fest, dass das Maß Fläche-pro-Buchstabe hoch mit Narzissmus in Beziehung steht:

Je größer die Unterschrift des Künstlers (im Verhältnis), desto narzisstischer ist er/sie wahrscheinlich auch.

Die Forscher benutzten eine Software um die Verkaufsdaten von 416.665 einzigartigen Bildern – einschließlich Arbeiten von Picasso, Dali und Van Gogh – zu erfassen. Zhou und sein Team bezogen die Daten von den Versteigerungen der großen Auktionshäuser (1980-2012). Der Vergleich dieser Daten mit den narzisstischen Werten führte zu verschiedenen Mustern und ließ die Wissenschaftler zu mehreren Schlüssen gelangen.

  1. Sie entdeckten, dass die Zunahme um eine Standardabweichung beim Narzissmus-Score den Marktpreis um 16 % erhöhte.
  2. Sie fanden auch, dass narzisstischere Künstler eine größere Zahl an Einzel- und Gruppenausstellungen abhielten, und dass größere Bilder teurer verkauft wurden.
  3. Im Widerspruch zu früheren psychologischen Studien, die die Vorteile durch Narzissmus als kurzzeitig und vergänglich bewerteten, fand diese Studie, dass „die Effekte der Bewunderung und Anerkennung langfristig sind.“
  4. Ölgemälde verkauften sich zum Beispiel durchschnittlich um 350 % besser als Zeichnungen. ‚Berühmte‘ Versteigerungshäuser – wie Christie’s oder Sotheby’s – vergrößerten die Erlöse um durchschnittlich 118 %.

Berücksichtigt man diese Befunde, könnten die Einflüsse durch narzisstische Persönlichkeitszüge bei Geschäftführern und anderen Führungspersönlichkeiten „eine alternative Sichtweise der Vorteile des Narzissmus in Bezug auf Kreativität und Produktivität anbieten“, überlegt Zhou.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Florida State University; The European Journal of Finance; März 2016

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