Die soziale Funktion von Musik
Musikpsychologie
Soziale Funktionen von Musik sind: Kontakt, Kommunikation, Zusammenarbeit und Zusammenhalt.
Psychosoziale Auswirkung auf körperliche Berührung
04.09.2017 Eine aktuelle Studie untersuchte die soziale Funktion von Musik bzw. die Auswirkung auf die Wahrnehmung von körperlicher Berührung.
„Musik scheint unsere Wahrnehmung von mechanischen Berührungsreizen zu verändern. Bestimmte Merkmale der Musik scheinen sich also auf den Berührungsreiz zu übertragen“, schreiben die Forscher vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.
Positives Gruppengefühl
Die im Fachblatt Journal of Experimental Psychology veröffentlichten Befunde betonen, „welche evolutionäre Bedeutung Musik als soziale Technologie hat“, sagen die Wissenschaftler.
Bild: Gerd Altmann
Musik könne unser Gruppenverhalten, sowie die sexuelle Selektion und unsere Fortpflanzung beeinflussen, indem sie unsere Wahrnehmung von Berührung und anderen Sinneswahrnehmungen beeinflusst. Die Studienbefunde zeigen damit aus evolutionärer Sicht die große Bedeutung von Musik, und dass sie nicht nur ein „Nebenprodukt von Sprache sei“.
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Musik könne – wohlwollend eingesetzt – zu einem positiven Gruppengefühl beitragen, wobei das Zusammenleben der Menschen in größeren Gruppen unterstützt wird; die Forscher um Tom Fritz untersuchten, wodurch dies der Musik gelingt.
Mit Hilfe eines Experiments konnten die Neurowissenschaftler zeigen, dass Musik nicht nur im bildlichen Sinne berührt, sondern bestimmte Musikstücke dies auch wortwörtlich können, denn je nachdem, welches Musikstück gespielt wird, werden Körperberührungen anders wahrgenommen.
Streicheln
Dazu spielten sie Probanden verschiedene Musikstücke vor, die von ihnen als „überhaupt nicht sexy“ bis „extrem sexy“ kategorisiert wurden.
Währenddessen wurden sie von einem „Streichel-Roboter“ mit einem Pinsel gestreichelt.
Es zeigte sich: Je betörender die Musik war, desto sinnlicher nahmen die Teilnehmer das Streicheln wahr. Und dies traf auch zu, wenn die Probanden wussten, dass sie von einem Automaten gestreichelt wurden.
Transfereffekte
Damit konnten die Forscher auch demonstrieren, dass die „beobachteten sogenannten Transfereffekte von Musik auf Berührung auf sehr basalen Mechanismen beruhen müssen – und nicht etwa auf der Vorstellung von einer Person eines bestimmten Geschlechts und Attraktivitätslevels, die der gleichen verführerischen Musik lauscht, berührt zu werden“.
Die Wissenschaftler erklären sich den psychosozialen Effekt damit, dass die durch die Musik ausgedrückten Emotion der gleichen Dynamik folgt wie der von körperlichen Berührungen. Traurige Klänge werden in der Rhythmik wie eine Berührung verarbeitet, die traurig zu interpretieren ist; aggressive Klänge dann wie ein aggressiver körperlicher Kontakt.
Dazu wird bei der akkurateren Musikverarbeitung dann auf Hirnregionen zugegriffen, die bei Körperberührungen und auch Bewegungen involviert sind, schreiben die Forscher.
Ähnliche Transfereffekte, bei denen sich die Wahrnehmungen von Sinnesreizen ändern, wurden auch schon vorher beobachtet: Je nach Musiklautstärke, wählen wir sattere, leuchtendere Farben, berichten die Neurowissenschaftler.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften; Journal of Experimental Psychology; Sept. 2017
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