Musik (Psychologie, Psyche) IV

Musik (Psychologie, Psyche)

Medienpsychologie

Musikpsychologie: News und Forschungsartikel, die sich mit dem Einfluss der Musik auf unsere Psyche beschäftigen.

Musik-Hörgewohnheiten sagen etwas über die psychische Gesundheit aus

22.10.2015 Aggressive Musik ist verbunden mit Ängstlichkeit bei Männern

Bildgebende Verfahren (MRT) des Gehirns zeigen in einer aktuellen Studie der Universitäten Jyväskylä, Aalto und Aarhus, wie neuronale Reaktionen auf verschiedene Musiktypen die Emotionen tatsächlich regulieren können.

Die in der Zeitschrift Frontiers in Human Neuroscience belegt: Insbesondere Männer, die ihre negativen Gefühle mit Musik verarbeiten, reagieren negativ auf aggressive und traurige Musik.

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Bild: Gerd Altmann

Emotionsregulation und psychische Gesundheit

Die Regulation der Emotionen ist ein wichtiger Bestandteil der psychischen Gesundheit. Eine schlechte Emotionsregulation ist mit psychiatrischen Stimmungsstörungen wie z.B. Depression verbunden.

Klinische Musiktherapeuten wissen, dass Musik eine gewisse Macht hat, Emotionen zu beeinflussen und setzen sie ein, um die Stimmung ihrer Klienten zu verbessern. Selbst Symptome psychischer Störungen wie Depressionssymptome können dadurch gelindert werden.

Aber viele Menschen benutzen Musik selbst als Mittel zur Emotionsregulation, und es ist nicht viel darüber bekannt, wie diese Form des Musikhörens die psychische Verfassung beeinflusst. Finnische und dänische Forscher beschlossen, die Beziehung zwischen der psychischen Verfassung und den Hörgewohnheiten und neuronalen Reaktionen auf durch Musik hervorgerufene Emotionen zu untersuchen.

Die Teilnehmer wurden hinsichtlich verschiedener Marker für die psychische Gesundheit eingestuft – einschließlich Depression, Angst und Neurotizismus. Außerdem berichteten sie, auf welche Weise sie am häufigsten Musik hörten, um ihre Emotionen zu regulieren.

Angst und Neurotizismus

Die Analyse zeigte, dass Angst und Neurotizismus stärker bei (insbesondere männlichen) Teilnehmern ausgeprägt waren, die eher traurige oder aggressive Musik hörten, um negative Gefühle auszudrücken.

Diese Hörgewohnheit führt zum Ausdruck von negativen Gefühlen, aber nicht unbedingt zur Verbesserung einer negativen Stimmung, sagt Koautorin Suvi Saarikallio.

Um die unbewussten Emotionsregulationsprozesse des Gehirns zu untersuchen, zeichneten die Forscher die neuronale Aktivität (MRT) der Teilnehmer auf, während sie fröhlicher, trauriger und ängstlich klingender Musik zuhörten.

Gehirnaktivität

Männer, die eher Musik zur Verarbeitung ihrer negativen Gefühle hörten, zeigten weniger Aktivität im medialen präfrontalen Cortex (mPFC). Bei Frauen, die sich von ihren negativen Gefühlen abzulenken versuchten, gab es eine erhöhte Aktivität im mPFC.

Das mPFC ist während der Emotionsregulation aktiv, sagte Studienautorin Elvira Brattico. „Diese Ergebnisse zeigen eine Verbindung zwischen den Musikhörstilen und der mPFC Aktivierung, was bedeuten könnte, dass bestimmte ‚Musik-Hörstile‘ Langzeitauswirkungen auf das Gehirn haben.“

„Wir hoffen, dass unsere Forschung Musiktherapeuten ermutigt, mit ihren Kunden über deren Musikkonsum außerhalb der Sitzung zu reden“, schließt Koautorin Emily Carlson, „und wir möchten alle anregen, darüber nachzudenken, ob die verschiedenen Hörgewohnheiten dem eigenen Wohl eher helfen oder doch schaden könnten.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitäten Jyväskylä, Aalto und Aarhus, Frontiers in Human Neuroscience; Okt. 2015

Wirkung von Musikunterricht auf soziale und emotionale Fähigkeiten bei Kindern

12.11.2015 Kann der Musikunterricht in Gruppen Kinder mitfühlender, freundlicher und sozialer machen?

In einer Studie des Fachbereichs für Psychologie der University of Toronto von Professor Glenn Schellenberg und Kollegen mit Kindern im Alter von acht und neun Jahren wurden die Auswirkungen einer musikalischen Ausbildung auf die sozialen und emotionalen Fähigkeiten untersucht.

Die in der Zeitschrift PLOS ONE veröffentlichte Studie verglich Kinder, die eine 40 minütige wöchentliche Gruppen-Musikstunde über 10 Monate erhielten, mit denen einer Kontrollgruppe, die den Musikunterricht nicht besuchten; beide Gruppen kamen aus ähnlichen sozioökonomischen Verhältnissen.

Sie wurden zu Beginn und am Ende des Schuljahres auf ihr emotionales Verständnis, Sympathie und allgemeinen prosozialen Kompetenzen getestet.

Die Befunde ergaben: Kinder mit bereits guter sozialer Kompetenz zu Beginn profitierten nicht von den Musikstunden hinsichtlich der getesteten Maße.

Aber Kinder, die am Anfang der Studie eine schlechte soziale Kompetenz zeigten, erfuhren durch die Musikstunden größere Verbesserungen im Verlaufe des Jahres.

Diese Teilnehmer zeigten eine merkliche Zunahme in den Punktewerten bei ihren mitfühlenden Einstellungen und prosozialen Fähigkeiten (z.B. anderen zu helfen, Konfliktlösung und mit anderen teilen).

Schellenberg legt nahe, dass die Kinder in den Musikklassen von den allgemeinen zwischenmenschlichen Kontakten profitieren können, und dass das angeborene Interesse der Kinder an Musik eine verbindende Wirkung haben kann.

„Es konnte die Motivation bei den Kindern beobachtet werden, anderen zu helfen und selbst Hilfe anzunehmen.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Toronto, PLOS ONE; Nov. 2015

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