Smartphone/Handy – Psychologie, Psyche II

Smartphone / Handy – Psychologie, Psyche

Medienpsychologie

News und Forschungsartikel, die sich mit dem Einfluss von Handys und Smartphones auf unsere Psyche/Psychologie beschäftigen.

Warum Handygespräche stören

Ein einseitiges Mobiltelefongespräch im Hintergrund lenkt viel mehr ab, als ein Gespräch zwischen zwei Menschen, das man mitanhört, laut einer Studie von Veronica Galván und Kollegen von der Universität San Diego.

Mitanhören von Telefonaten vs. ‚volle‘ Gespräche

Die Autoren untersuchten die Wirkungen des Mitanhörens

  • eines Handy Telefongesprächs und
  • eines Schwatzes zwischen zwei Menschen

auf Aufmerksamkeit und Gedächtnis von Menschen, die zufällig diese Gespräche mitanhören (müssen).

Die Teilnehmer der Studie wurden darum gebeten, Aufgaben wie Anagramme zu bilden. Während sie die Aufgabe ausführten, führten die Forscher ein kurzes geskriptetes Gespräch im Hintergrund über einen Möbeleinkauf, eine Geburtstagsfeier oder eine Verabredung im Einkaufszentrum.

Die Hälfte der Teilnehmer hörte zu, wie einer der Gesprächsteilnehmer das Gespräch am Handy führte (sie bekamen also nur diesen Teil mit), und die andere Hälfte der Teilnehmer mußte sich die Diskussion als Gespräch zweier Menschen im Zimmer mitanhören. Die Teilnehmer waren sich nicht bewusst, dass das Gespräch Teil der Studie war.

Handygespräche allgegenwärtig

handytelefonat

Galvan sagt, „dies ist die erste Studie, die eine realistische Situation verwendet, um zu zeigen, dass ein zufällig mitangehörtes Handygespräch ein aufdringlicheres und besser erinnertes Ereignis ist.

Wir wollten dieses Thema untersuchen, weil Handygespräche so allgegenwärtig sind und Auswirkungen bei der Arbeit und in anderen Settings des Alltagslebens unbeteiligter Passanten haben können“.

Handygespräche lenkten mehr ab

Die Teilnehmer, die das ‚einseitige‘ Handytelefonat zufällig mitanhörten fanden, dass dieses Hintergrundgespräch mehr ablenkte, als der Schwatz zwischen den zwei Leuten. Die Teilnehmer bewerteten das Handygespräch nicht nur als größere Ablenkung, sie erinnerten sich auch an mehr Wörter und Inhalt des Handygesprächs, und machten weniger Fehler dabei, als sie aufgefordert wurden, Wörter des Telefongesprächs wiederzuerkennen.

„Unsere Forschungsstudie sagt, dass unabsichtliches Belauschen von Handytelefonaten ablenkender ist, weil es zusätzliche Ressourcen der Aufmerksamkeit abzieht, die gebraucht werden, um den nicht gehörten Inhalt des Gesprächs zu verstehen. Nicht zu wissen, worum es im Gespräch geht, macht das Telefonat ‚ablenkender‘ „, erklärt Rosa Vessal, Mitautorin der Studie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of San Diego, März 2013

Das Smartphone – ADHS-artige Symptome für Jedermann?

Smartphone-Benachrichtigungen können Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität verursachen.

10.05.2016 Der alltägliche und immer mehr um sich greifende Gebrauch digitaler Technologien (vor allem des Smartphones) in unserer Gesellschaft kann ADHS-artige Symptome bei gesunden Menschen hervorrufen laut einer neuen auf der Human-Computer Interaction Konferenz der Association for Computing Machinery in San Jose, California, präsentierten Studie der Universitäten von Virginia und British Columbia.


Bild: Niek Verlaan

Frühere Umfragen zeigten, dass etwa 95 Prozent der Smartphone-Benutzer ihre Kopfhörer schon während sozialer Zusammenkünfte benutzt haben; dass 7 von 10 ihre Geräte während des Arbeitens benutzten; und jeder Zehnte schon sein Smartphone während sexueller Aktivitäten überprüft hat. Smartphone-Benutzer verbringen im Durchschnitt 2 Stunden pro Tag mit dem Gebrauch ihrer Geräte.

Die Forscher unter der Leitung des Psychologen Kostadin Kushlev führten mit 221 gesunden Studenten einen zweiwöchigen Versuch durch.

Die Teilnehmer sollten eine Woche ihre Erreichbarkeit über das Smartphone maximieren (Benachrichtigungsfunktionen an und Geräte in Reichweite).

Während der anderen Woche sollten die Teilnehmer ihre Erreichbarkeit minimieren (Benachrichtungsmeldungen aus und Geräte außer Reichweite).

Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität

Am Ende beider Wochen machten die Teilnehmer Tests zu Aufmerksamkeit und Hyperaktivität.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer ein deutlich höheres Niveau bei Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität erreichten in der Woche der maximalen Erreichbarkeit.

Die Wissenschaftler fanden den ersten experimentellen Beleg, dass Unterbrechungen durch das Smartphone zu größerer Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität führen – Symptome der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) – und dies in einer nichtklinischen Population, sagte Kushlev.

Aufgetretene Symptome

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass selbst nicht mit ADHS diagnostizierte Personen einige der Symptome dieser Störung aufwiesen – einschließlich

  • leichte Ablenkbarkeit,
  • Konzentrationsschwierigkeiten,
  • schnell gelangweilt sein, beim Versuch sich zu konzentrieren,
  • Gezappel,
  • Probleme, still zu sitzen,
  • Schwierigkeiten haben, sich ruhig zu beschäftigen oder Aufgaben zu bewältigen und
  • Unruhe.

Smartphones können zu diesen Symptomen beitragen, weil sie eine dauernde Quelle schneller und leichter Ablenkung bieten, sagte Kushlev.

Kushlev betonte jedoch, dass ADHS eine entwicklungsneurologische Störung mit einer komplexen biologischen und umgebungsbedingten Ätiologie ist.

Gegenmaßnahmen

„Unsere Ergebnisse legen nicht nahe, dass Smartphones ADHS verursachen können, und auch nicht, dass die Reduktion des Smartphone-Gebrauchs ADHS behandeln kann“, sagte er. Die Befunde zeigen einfach, dass unsere konstante digitale Stimulation zu einem immer problematischeren Aufmerksamkeitsdefizit in der modernen Gesellschaft beitragen kann.

Der Silberstreif am Horizont ist, dass das Problem abgestellt werden kann. Die Teilnehmer konnten die schädlichen Effekte der Überstimulation reduzieren, indem sie die Smartphones auf still stellten und aus der unmittelbaren Reichweite entfernten, wann immer es möglich war, sagte Kushlev.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Virginia, Association for Computing Machinery; Mai 2016

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