Soziale Medien und das Selbstwertgefühl

Social Media ‘Likes’ und Kommentare führen zu einem schlechteren Selbstwertgefühl

20.09.2020 Mädchen, die “Likes” verteilen und kommentieren, was andere in sozialen Medien posten, entwickeln mit der Zeit ein schlechteres Selbstbild. Das Posten auf dem eigenen Profil scheint nicht den gleichen Effekt zu haben laut einer in Computers in Human Behavior veröffentlichten Studie.

Es wurden Kinder ab 10 Jahren zur Nutzung von Social Media befragt. Das Selbstbild wurde mit Hilfe eines Fragebogens gemessen. Über 40 Prozent gaben an, Instagram und Snapchat im Alter von 10 Jahren verwendet zu haben.

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Bild: marcino/pixabay

Zwei Jahre später hatten sich diese Zahlen verdoppelt. Als die Teilnehmer 14 Jahre alt waren, nutzten etwa 95 Prozent Facebook, und 70-80 Prozent Instagram und Snapchat.

Frühere Studien, die den Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und dem Selbstbild bzw. Selbstwertgefühl untersucht haben, lieferten einige widersprüchliche Ergebnisse, schreiben die Studienautoren um Silje Steinsbekk vom Fachbereich Psychologie der Norwegian University of Science and Technology, Trondheim, Norwegen.

Das könnte daran liegen, dass die Art der untersuchten Social-Media-Nutzung nicht spezifiziert wurde. In der aktuellen Studie unterscheiden die Psychologen daher zwischen dem, was sie “selbst-orientierte” und “fremdorientierte” Social Media-Nutzung nennen.

Selbst- und fremdorientierte Nutzung

  • Zum Beispiel stellt die eine Nutzerin ständig Fotos von sich auf Instagram ein (“selbst-orientierte” Nutzung), bekommt viele “Likes” und Kommentare, was ihr Selbstbild potenziell stärken kann – so nahmen die Psychologen an.
  • Die andere hingegen neigt eher dazu, die Instagram-Fotos anderer Leute zu “liken” und zu kommentieren (Nutzung orientiert an anderen – “fremdorientiert”).
    Da es sich bei Selbstporträts in der Regel um “retuschierte” und “perfekte” Darstellungen handelt, ist die fremd-orientierte Nutzerin ständig den idealisierten Selbstporträts anderer Menschen ausgesetzt. Die Diskrepanz zwischen dem, was diese als Norm empfindet, und dem, wie sie sich selbst beurteilt, kann groß sein und ihrem eigenen Selbstbild und Selbstwert schaden.

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Mädchen, die im Laufe der Zeit die Beiträge anderer immer öfter “liken” und kommentieren, ein schlechteres körperliches Selbstbild entwickeln.

Und die Befunde stellen klar, dass Menschen, die selbstorientiert Facebook und Co. nutzen, kein besseres Selbstbild entwickeln, wenn sie Bilder von sich selbst posten. Der selbstorientierte Gebrauch trägt auch nicht dazu bei, sie vor den negativen Auswirkungen der fremdorientierten Nutzung zu “schützen”.

Das Posten im eigenen Profil hat keine Auswirkungen

Es ist denkbar, dass das positive Feedback, das die selbst-orientierte Posterin erhält, wenn sie ein Bild oder einen Text postet, einen sofortigen, positiven Effekt für ihr Selbstwertgefühl hat, aber dieser Effekt ist sehr kurzlebig. Die Forscher hatten zwei Jahre später untersucht, wie die Nutzung sozialer Medien das physische Selbstbild beeinflusst hat.

Obwohl Studien zeigen, dass die meisten Menschen positive Kommentare auf ihre Posts erhalten, erhalten einige negative Kommentare oder keine Kommentare oder “Likes”. Dies kann sich negativ auf ihr Selbstbild auswirken.

Der Zusammenhang zwischen an anderen orientierter Nutzung sozialer Medien und einem schlechteren körperlichen Selbstwertgefühl war bei Mädchen stark ausgeprägt, bei Jungen zeigte sich jedoch kein solcher Zusammenhang.

Untersuchungen konnten bereits zeigen, dass Frauen häufiger als Männer soziale Medien nutzen, um sich mit anderen zu vergleichen (Haferkamp, Eimler, Papadakis, & Kruck, 2012).

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Computers in Human Behavior – doi.org/10.1016/j.chb.2020.106528

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