Handlungskontrolle (Psychologie, Gehirn)

Handlungskontrolle (Psychologie, Gehirn)

Psychologie

Definition

Definition: In der Psychologie versteht man unter der Handlungskontrolle Verarbeitungsschritte, die gegenwärtige oder sich abzeichnende Absichten gegen kompetitive Tendenzen der Motivation abschirmen.

Strategien der Handlungskontrolle sind Prozesse zur Unterstützung der Aufrechterhaltung einer Absicht, wie z.B. Aufmerksamkeitskontrolle, Motivationskontrolle, Emotionskontrolle, Umweltkontrolle, Sparsamkeit der Informationsverarbeitung.

Das psychologische Konstrukt untersucht, weshalb sich Personen für bestimmte Handlungsziele und dies fortlaufend verfolgen, obwohl es auch andere manchmal stärkere Motivationstendenzen gibt.

    Neuronale Grundlage der Handlungsorientierung; oder warum manche Menschen handeln und andere eher vor prokrastinieren

    21.08.2018 Menschen unterscheiden sich in ihrer Fähigkeit, Mechanismen zur Selbst- und Emotionskontrolle einzuleiten; sie unterscheiden sich darin, Aufgaben anzugehen bzw. vor sich herzuschieben (prokrastinieren). Diese Unterschiede sind in Kuhls Handlungskontrolltheorie (Definition) explizit beschrieben.

    Obwohl interindividuelle Unterschiede in der Handlungskontrolle einen wesentlichen Beitrag zu unserem Alltag leisten, ist ihre neuronale Grundlage unbekannt.

    In einer aktuellen im Fachblatt Psychological Science veröffentlichten Studie untersuchten Caroline Schlüter und Kollegen der Arbeitseinheit Biopsychologie der Fakultät für Psychologie von der Ruhr-Universität Bochum die Handlungskontrolle anhand einer Stichprobe von 264 gesunden Erwachsenen und maßen die damit verbundenen interindividuellen Unterschiede bei der Handlungskontrolle in den Variationen der Gehirnstruktur und der Ruhezustand-Konnektivität.

    Handlungsorientierung und dem Amygdala-Volumen


    Bild: Eine der beiden Amygdalae

    Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten negativen Zusammenhang zwischen entscheidungsbezogener Handlungsorientierung und dem Amygdala-Volumen.

    Weiterhin zeigen die Psychologen, dass die funktionelle Ruhezustand-Konnektivität zwischen der Amygdala und dem dorsalen anterioren cingulären Cortex signifikant mit der Handlungsorientierung verbunden war. Konkret wurde eine stärkere funktionale Konnektivität mit höheren Handlungsorientierungs-Werten verknüpft.

    Einfluss auf Prokrastination

    Personen mit einem größeren Volumen der Amygdala könnten ängstlicher in Bezug auf die negativen Folgen einer Handlung sein, weshalb sie prokrastinieren (Dinge verzögern und aufschieben) – wobei eine geringere funktionelle Verbindung zwischen der Amygdala und dem dorsalen anterioren cingulären Cortex diese Wirkung noch verstärken könnte, vermuten die Forscher.

    Diese Ergebnisse sind die ersten, die zeigen, dass interindividuelle Unterschiede bei der Handlungskontrolle auf der anatomischen Architektur und dem funktionellen Netzwerk der Amygdala basieren, schreiben die Biopsychologen.

    Nun wollen die Wissenschaftler untersuchen, ob die Handlungskontrolle z.B. durch Hirnstimulation oder psychologische Verfahren verändert bzw. trainiert werden kann. „Obwohl die individuellen Unterschiede in der Fähigkeit zur Handlungskontrolle einen großen Einfluss auf unseren persönlichen und beruflichen Erfolg sowie unsere psychische und physische Gesundheit haben, sind ihre neuronalen Grundlagen bisher nur wenig erforscht“, schließt Schlüter.

    © PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychological Science – https://doi.org/10.1177/0956797618779380

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