Arbeitslosigkeit: Lebenserwartung und Lebenszufriedenheit

Jobverlust und früher Tod

Für viele Menschen kann der Stress, keinen Job zu haben, größer sein, als der mit Arbeit verbundene Stress.

Arbeitslosigkeit erhöht Todesrate

Forschungsergebnisse zeigen, dass Arbeitslosigkeit den Tod bemerkenswert beschleunigen kann.

Vor kurzem arbeitslos gewordene Menschen, in den heutigen turbulenten ökonomischen Zeiten nichts Ungewöhnliches, können kardiovaskulären Überprüfungen, sowie von Interventionen profitieren, die darauf ausgerichtet sind, risikobehaftetes Verhalten zu reduzieren.

Dr. Eran Shor, ein Soziologe von der McGill Universität, kam zu diesen Schlüssen durch Begutachten der vorhandenen Forschungsdaten, die 20 Millionen Menschen in 15 (hauptsächlich westlichen) Ländern während der letzten 40 Jahre beinhaltete.

Kausalität zwischen Arbeitslosigkeit und Sterblichkeitsrisiko

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Bild: Arbeitslosigkeit

Die Struktur des Gesundheitswesens (USA vs. Kanada vs. UK und Andere) beeinflusste nicht die Sterblichkeitsrate, da die Korrelation zwischen Arbeitslosigkeit und einem höheren Sterblichkeitsrisiko die gleiche in allen Ländern war.

„Bis jetzt ist eine der großen Fragen in der Literatur gewesen, ob früher existierende Gesundheitsprobleme wie Diabetes- oder Herzkrankheiten oder Verhalten wie Rauchen, Trinken oder anderer Drogenkonsum, zu sowohl Arbeitslosigkeit als auch einem größeren Sterblichkeitsrisiko führt“, sagte Shor.

„Das Interessante an unserer Forschungsarbeit war, dass wir feststellten, dass vorher existierende Gesundheitsprobleme keine Auswirkungen hatten, und so zeigte es sich, dass die Arbeitslosigkeits-Sterblichkeits-Beziehung ziemlich wahrscheinlich eine kausale ist. Dies hat wahrscheinlich mit der Arbeitslosigkeit zu tun haben, weil sie Stress verursacht, und den sozioökonomischen Status negativ beeinflusst, was wiederum zu schlechterer Gesundheit und höheren Sterblichkeitsraten führt.“

Männer stärker betroffen als Frauen

Die Forscher stellten fest, dass Arbeitslosigkeit das Sterblichkeitsrisiko der Männer stärker erhöhte als das Sterblichkeitsrisiko der Frauen (78 Prozent vs. 37 Prozent).

Das Sterblichkeitsrisiko ist besonders hoch für jene, die 50 Jahre alt oder jünger sind.
„Wir vermuten, keine Aufgabe zu haben, heutzutage stressender für Männer ist, als für Frauen“, sagte Shor.

„Wenn ein Mann seinen Arbeitsplatz verliert, bedeutet es immer noch oft, dass die Familie ärmer wird und auf unterschiedliche Weise leidet, was wiederum eine riesige Wirkung auf die Gesundheit eines Mannes haben kann. Oftmals gibt es dann einen Anstieg beim Rauchen und Trinken. Es setzt ein schlechtes Essverhalten ein, dadurch weil die Verfügbarkeit gesunder Nahrungsmittel geringer wird; und auch die Gesundheitsversorgung wird schlechter.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: McGill Universität, April 2011

Weniger Lebenszufriedenheit nach Jobverlust

17.08.2016 Laut einer in Journal of Happiness Studies veröffentlichten Studie der Freien Universität Berlin erreichen Menschen nach dem Verlust ihrer Arbeit nicht mehr die Lebenszufriedenheit, die sie vor dem Jobverlust hatten – auch über längere Zeit gesehen nicht.

Die Forscher analysierten Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) im DIW Berlin (erhoben 2007 – 2014 von rund 30.000 Menschen in etwa 15.000 Haushalten) auf Änderungen bei Lebenszufriedenheit und emotionalem Wohlbefinden – bevor und nachdem es zu einem Arbeitsplatzverlust gekommen war.

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Bild: George Hodan

Verbindung mit Emotionen

Es zeigte sich, dass sich die Lebenszufriedenheit langfristig verschlechterte; Traurigkeit und Freudlosigkeit setzten sich für längere Zeit fest.

Ängstlichkeit trat aber nur für kurze Zeit verstärkt nach dem Jobverlust auf; mit empfundenem Ärger gab es keine signifikante Verbindung.

„In Phasen der Arbeitslosigkeit sind alle Menschen ängstlicher als zuvor oder danach – unabhängig davon, wie ängstlich sie sonst sind“, sagte SOEP-Direktor Jürgen Schupp.

Außerdem fanden die Forscher heraus, dass das emotionale Wohl den festgestellten Schwankungen unabhängig von der Persönlichkeit des Betroffenen unterlag.

Wichtige Veränderungen beim affektiven Wohlbefinden waren weniger dauerhaft im Vergleich zu den Veränderungen der Lebenszufriedenheit.

Abhängig von der kognitiven Wahrnehmung

Doch die Auswirkungen hingen weniger von der emotionalen Befindlichkeit ab, sagten die Forscher, sondern mehr von der „kognitiven Wahrnehmung des eigenen Wohlbefindens“.

„Einblicke in Emotionen, die mit Arbeitslosigkeit einhergehen, sind wichtig, weil sie nicht nur das Befinden, sondern auch das Denken und Handeln der Betroffenen beeinflussen“, erklärte Prof. für Soziologie und Studienautor Christian von Scheve.

Es sollten nicht nur die sozioökonomischen Folgen von Arbeitslosigkeit untersucht werden, sondern auch die Auswirkungen auf die Psyche, z.B. das emotionale Wohlbefinden, sagte Koautorin Frederike Esche.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Freie Universität Berlin, Journal of Happiness Studies – Doi: 10.1007/s10902-016-9773-6; August 2016

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