Großzügigkeit und das Herz

Großzügigkeit und das Herz

Persönlichkeitspsychologie

Großzügige Menschen hören wortwörtlich mehr auf ihr Herz

16.11.2017 Altruistische Menschen gelten als „gutherzig“ – und eine neue in der Zeitschrift Scientific Reports veröffentlichte Studie zeigt, dass großzügige Menschen tatsächlich mehr mit dem eigenen Herzen in Berührung stehen.

Die Studie, die an den Universitäten Anglia Ruskin und Stockholm durchgeführt wurde, ist die erste, die einen möglichen physiologischen Grund dafür findet, warum einige Menschen wohltätiger sind als andere.

Spendebereitschaft

Die Teilnehmer wurden gebeten, an einem computergestützten Spiel teilzunehmen, bei dem es darum ging, Geldbeträge mit anderen (fremden) Personen zu teilen.

Ihre Entscheidungen wirkten sich darauf aus, wie viel echtes Geld sie und die anderen Teilnehmer am Ende der Studie erhielten. Das Spiel hat Ähnlichkeiten mit echtem Spenden, bei dem die Empfänger den Spendern nicht persönlich bekannt sind.

Außerdem nahmen die Teilnehmer an einer Aufgabe zur Herzschlagüberwachung teil, bei der der eigene Herzschlag (EKG) erfasst wurde. Die Teilnehmer hörten dann, ohne ihren eigenen Puls zu fühlen, eine Reihe von Klängen, die entweder synchron oder asynchron mit ihrem Herzschlag waren.

Synchron zum eigenen Herzschlag

Diejenigen, die besser beurteilen konnten, ob die Klänge synchron oder asynchron waren, konnten ihre inneren körperlichen Status besser erfassen. Die Performance bei dieser Aufgabe waren von Person zu Person sehr unterschiedlich.

Die Studie ergab, dass die finanzielle Großzügigkeit der Teilnehmer direkt mit ihrer Fähigkeit, ihren eigenen Herzschlag zu erkennen, anstieg – diejenigen, die im Durchschnitt 10 % besser in der Lage waren, ihren Herzschlag zu erkennen, gaben den anderen Teilnehmern zusätzliche £5.

Interozeptive Sensitivität

In den Experimenten sagte die interozeptive Sensitivität altruistisches Verhalten voraus, gemessen über die monetäre Großzügigkeit.

Eine Verbesserung der interozeptiven Sensitivität führte jedoch nicht zu einem altruistischeren Verhalten.

Dr. Richard Piech – Dozent für Psychologie an der Anglia Ruskin Universität und Co-Autor der Studie – sagte: Trotz klarer biologischer und ökonomischer Vorteile des Handelns im Eigeninteresse, treffen Menschen konsequent Entscheidungen, die anderen zugute kommen, und das zu ihrem eigenen Nachteil. Die Studie legt nahe, dass selbstlose Handlungen durch Signale vom Körper beeinflusst werden könnten, die das Gehirn beeinflussen.

Sensitivität für Herzschläge und Großzügigkeit

Co-Autorin und Psychologie-Dozentin Dr. Jane Aspell fügte hinzu, dass die Ergebnisse einen Zusammenhang zwischen der Sensitivität für Herzschläge und Großzügigkeit zeigten.

Emotionale Situationen – wie z. B. die Entscheidung, ob man Geld verschenkt oder nicht – könnten eine Veränderung beim Herzschlag verursachen, schreibt sie. Diese körperliche Veränderung kann dann die Entscheidung in Richtung der großzügigen Option bei jenen Menschen beeinflussen, die ihre Herzschläge besser erkennen können.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Menschen in gewisser Weise auf ihr Herz hören, um ihr selbstloses Verhalten zu lenken.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Anglia Ruskin Universität; Scientific Reports – DOI: 10.1038/s41598-017-14318-8; Nov. 2017

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