Grübeln stoppen

Konkretes Denken stoppt Grübeln

01.01.2017 Negative emotionale Erlebnisse, Beziehungsstreit, schlechtes Abschneiden bei Tests, Depressivität: Grübeln macht es schlimmer, doch das richtige Nachdenken hilft, zeigt eine neue Studie.

Psychologen der Universität Exeter haben herausgefunden, dass das Erinnern an Details von Streitigkeiten und Unstimmigkeiten – einschließlich: wer sagte, was zu wem und wie – nicht destruktiv sei und die Spannung verlängere, sondern dabei helfen könne, die Vorfälle in der richtigen Perspektive zu behalten und das Triggern von Grübeln, Selbstzweifeln und sogar Depression zu stoppen.

Detailliertes Nachdenken hilft

Die Psychologen haben eine Reihe von Experimenten durchgeführt und festgestellt, dass der konkrete Umgang mit mittelschweren aufwühlenden Ereignissen – wie Streitigkeiten – der beste Weg ist, diese im richtigen Verhältnis zu sehen.

Dazu gehört: sich genau den Kontext des Ereignisses anzusehen, wie es sich entwickelt hat, und darüber nachdenken, wie man damit anders hätte umgehen können.

Nachgrübeln schadet

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Bild: Sophie Janotta

Aber nachzugrübeln, warum es geschah, und was der Vorfall über einen selbst oder andere Leute aussagt, und welche potenziellen Folgen es haben könnte, zieht möglicherweise Übergeneralisierungen auf andere Situationen und Gefühle der Minderwertigkeit und Depression nach sich, sagte Studienautor Professor Ed Watkins von der Mood Disorder Clinic.

Mehrere Studien haben zeigen können, dass für Depression anfällige Menschen ihre Symptome verschlimmern können, wenn sie sich übermäßig lange mit einem stressenden Vorfall – wie einem Streitgespräch oder einem Verlust – aufhalten und darüber grübeln.

Genaue gedankliche Aufarbeitung

Doch Experimente der Exeter Universitätspsychologen belegen, dass die genaue gedankliche Aufarbeitung von emotionalen Ereignissen – mit der Fokussierung auf sensorische Details und dem genauen Abruf dessen, was geschah, wie es geschah und wo es geschah – hilft, konstruktiv zu reagieren, und emotionale Übererregung hinsichtlich zukünftiger oder vergangener stressender Erfahrungen stoppt.

Watkins, der den Einfluss von übermäßigem Nachdenken und Grübeln auf die psychische Verfassung erforscht hat, beobachtete deutliche Verbesserungen der psychischen Gesundheit bei Personen, die lernten, sich auf diese konstruktive Weise mit solchen psychologisch störenden Erlebnissen in konkreten Details zu beschäftigen.

Entwicklung von Resilienz

Nach dem Training (6 Wochen) des Abrufens der Details von z.B. Streitigkeiten – inklusive Klang der Stimme, verwendete Wörter und wie die Auseinandersetzung ablief – entwickelten die Teilnehmer mehr Resilienz (psychische Widerstandskraft) und setzten das aufwühlende Ereignis in den richtigen Kontext, wodurch eine Spirale nach unten in eine niedergedrückte Stimmung gestoppt wurde.

Dasselbe Training der Fokussierung auf die sensorischen Details trauriger Erlebnisse und die Fragen: „Wie geschah es?“ „Was hätte ich konkret dagegen tun können?“ beschleunigte auch die Erholung von z.B. einem schlechten Abschneiden bei einem Test bei Studenten und Schülern, zwischenmenschlichen Problemlösungen (wie man sich mit einem Partner nach einem Streit wieder arrangiert) bei Menschen mit gegenwärtiger oder vergangener Depression, sagte Watkins.

Linderung der Depressionssymptome

Für Depressive bedeutet es einen deutlichen Einfluss auf die Linderung der psychischen Erkrankung, wenn sie lernen, sich auf die stressenden Vorfälle zu konzentrieren und sie in ‚full technicolour‘ zu reimaginieren, wobei sie sich fragen sollten: ‚Was ist an dieser Situation einzigartig?‘ ‚Wie geschah es?‘ – statt ‚Warum geschah es mir?‘, sagte der Psychologe.

Watkins Ergebnisse können auf alle Situationen angewandt werden, in denen Menschen problematische Situationen überdenken – zumindest resultierte dies in der Studie in Linderung der Angst bei Schülern und Studenten hinsichtlich Tests und Prüfungen, und der deutlichen Linderung der Depressivität nach Konflikten in Beziehungen.

Die richtige Fragestellung

Nach Lernen und Trainieren der richtigen Fragestellung waren die Teilnehmer emotional belastbarer bei unerwarteten Stressoren als diejenigen, die über die Bedeutung und die Auswirkungen von emotionalen Ereignissen nachdachten.

Statt über Verlust und Konflikte zu grübeln, was ein wichtiger Faktor zur Aufrechterhaltung von Ängstlichkeit und Depression ist, führt konkretes Nachdenken dazu, die Ereignisse auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen, den negativen Einfluss der täglichen Probleme zu verringern, und so zu einer Linderung der Depression, schließt der Psychologe.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Exeter; Jan. 2017

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