Kreativität (Psychologie) – Kreativitätsforschung II

Kreativität (Psychologie) – Kreativitätsforschung

Persönlichkeitspsychologie

Kreativität, Schizophrenie und bipolare Störung teilen gemeinsame genetische Wurzeln

08.06.2015 Mit Kreativität verbundene Gene können das Risiko für die Entwicklung von Schizophrenie und bipolare Störung erhöhen laut Forschern des King’s College London.

Frühere Studien konnten schon auf eine Verbindung zwischen Kreativität und Stimmungsstörungen wie Bipolare Störung weisen, aber man wußte bislang nicht, ob dies durch gemeinsame Gene herrührt.

Neuartig, Andersartig

Die Forscher definierten in ihrer Studie einen Menschen als kreativ, wenn er kognitive Prozesse für neuartige Ansätze benutzt, die sich von den üblichen Gedanken- oder Ausdrucksformen unterscheiden.

Schizophrenie und bipolare Störung sind Störungen der Gedanken und Emotionen. Dies bedeutet, dass die Betroffenen Veränderungen in der kognitiven und emotionalen Verarbeitung zeigen.

In der Studie wurden die genetischen Risikowerte von 86.292 Personen aus der allgemeinen Bevölkerung von Island untersucht (die Daten wurden von deCODE Genetics geliefert). Personen, die zu den nationalen künstlerischen Gesellschaften der Schauspieler, Tänzer, Musiker, visuellen Künstlern und Schriftstellern gehörten, wurden als ‚kreativ‘ definiert.

Genetische Risikowerte deutlich höher

Die Forscher stellten fest, dass sowohl Schizophrenie als auch Bipolare Störung deutlich häufiger in der von den Wissenschaftlern als kreativ eingestuften Personengruppe vorkam als in der Allgemeinbevölkerung. Die genetischen Risikowerte lagen etwa bei der Hälfte zwischen der Gesamtbevölkerung und Personen, die an diesen Störungen erkrankt sind.

Damit unterstützen diese Befunde die Annahme, dass es einen direkten Einfluss der genetischen Faktoren auf Kreativität, Schizophrenie und Bipolare Störung gibt.

Studienautor Robert Power sagte in der Zeitschrift Nature Neuroscience: „Unsere Studie zeigt, dass kreative Menschen eine genetische Anlage ‚anders zu denken‘ haben, was, kombiniert mit abträglichen biologischen oder Umweltfaktoren, zu psychischen Erkrankungen führen kann“.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: King’s College London, Nature Neuroscience; Juni 2015

Elektrische Hirnstimulation erhöht Kreativität

14.04.2016 Eine in der Zeitschrift Cerebral Cortex veröffentlichte Studie der Georgetown University konnte zeigen, dass elektrische Stimulation (ungefährlichen Ausmaßes) des Gehirns die kreative Kapazität erhöhen kann.

Transkranielle Gleichstromstimulation des frontopolaren Cortex

Psychologie-Professor Adam Green und Dr. Peter Turkeltaub setzten Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) bei Freiwilligen ein, um den frontopolaren Cortex des Gehirns zu stimulieren – eine Region, die mit der Kreativität in Verbindung gebracht wird.

tDCS in dieser Region in Kombination mit der Stimulation durch verbale Hinweise konnte deutlich die Kreativität der Versuchspersonen in kreativen Tests steigern.

Teilnehmer, bei denen der frontopolare Cortex am stärksten aktiviert werden konnte, zeigten auch die größte Steigerungen bei der Produktion kreativer analoger Verbindungen zwischen Wortgruppen und formten mehr kreative Verbindungen zwischen Wörtern.

Keine statische Eigenschaft

Die Forscher zeigen damit, dass Kreativität keine statische Eigenschaft ist und sie hoffen, dass Ärzte eines Tages neurologisch erkrankten Menschen zu einem verbesserten analogen Denken verhelfen können.

Menschen mit Sprech- und Sprachproblemen finden oft nicht die richtigen Wörter, oder können sie nicht generieren, sagen die Forscher. Die Verbesserung des kreativen analogen Denkens und Schließens könnte ihnen erlauben, andere Wege zu finden, ihre Ideen auszudrücken, indem sie andere Wörter, Gesten oder Ansätze verwenden, um eine ähnliche Bedeutung zu vermitteln.

Die Funktionsweise von tDCS bei diesen Prozessen ist aber noch unbekannt und jeglicher Einsatz außerhalb von Labor und Klinik gefährlich, warnen die Forscher. Deshalb werden weitere Studien benötigt, bevor tDCS in der Praxis angewandt werden dürfe.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Georgetown University, Cerebral Cortex – DOI: 10.1093/cercor/bhw080; April 2016

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