Der Einfluss der Persönlichkeitsmerkmale auf die Lebenszufriedenheit in den letzten Lebensjahren
24.08.2018 Eine im Fachblatt Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichte psychologische Studie untersuchte, welche Auswirkungen die Big-5-Persönlichkeitsmerkmale (Offenheit für Erfahrungen bzw. Aufgeschlossenheit, Gewissenhaftigkeit bzw. Perfektionismus, Extraversion bzw. Geselligkeit, Verträglichkeit bzw. Kooperationsbereitschaft und Neurotizismus bzw. emotionale Labilität) auf das subjektive Wohlbefinden – die Lebenszufriedenheit – in den letzten Lebensjahren haben.
Bild: janeb13 (pixabay)
Frühere Studien zeigten, dass Menschen zufriedener sind, die weniger neurotisch, dafür extravertierter und verträglicher sind; doch in den letzten Lebensjahre gilt das laut der aktuellen psychologischen Forschungsarbeit wohl nicht mehr: Besonders extravertierte (insbesondere Frauen) und verträgliche Menschen berichteten über einen stärkeren Abfall bei der Lebenszufriedenheit kurz vor dem Lebensende und waren nur noch genauso oder sogar weniger zufrieden als introvertiertere oder weniger kooperationsbereite Personen.
Swantje Müller vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel und Kollegen werteten die Daten von über 600 bereits verstorbenen ehemaligen Befragten der Längschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) aus.
Diese waren zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 50 und 101 Jahre alt und in den letzten 10 Jahren davor einmal jährlich zu ihrer Gesundheit und ihrer Lebenszufriedenheit befragt worden.
Die Befunde:
- Geringerer Neurotizismus und höhere Gewissenhaftigkeit waren jeweils ein Jahr vor dem Tod mit einer größeren Lebenszufriedenheit verbunden.
- Gleichzeitig erlebten Teilnehmer mit geringeren Neurotizismus-Werten einen steileren Abfall beim subjektiven Wohlbefinden.
- Ebenso berichteten Personen mit hohem psychischen Wohlbefinden und sehr extravertierte Frauen über eine größere Lebenszufriedenheit fernab vom Tod, erlebten aber einen stärkeren Rückgang je näher der Tod kam, so dass persönlichkeitsbedingte Unterschiede im subjektiven Wohlbefinden ein Jahr vor dem Tod nicht mehr erkennbar waren, schreiben die Psychologen.
- Interaktionseffekte zeigten außerdem, dass Menschen mit Behinderungen / Beeinträchtigungen weniger von einem höheren Maß an Gewissenhaftigkeit profitierten, während die Offenheit für neue Erfahrungen für geringer Gebildete besonders vorteilhaft erschien.
Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass im Zusammenhang mit den oft schwerwiegenden gesundheitlichen Herausforderungen, die die letzten Lebensjahre begleiten, adaptive persönlichkeitsbedingte Unterschiede bei einigen Merkmalen nach wie vor offensichtlich und beträchtlich sind, bei anderen Merkmalen jedoch abnehmen und sich sogar umkehren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Personality and Social Psychology. doi.org/10.1037/pspp0000184
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