Zeitperspektive und Lebenszufriedenheit im Erwachsenenalter

Studie untersuchte längsschnittliche Zusammenhänge zwischen Zeitperspektive und Lebenszufriedenheit im Erwachsenenalter

Zeitperspektive und Lebenszufriedenheit im Erwachsenenalter

08.08.2024 Menschen können den Lauf der Zeit auf unterschiedliche Weise wahrnehmen und dabei eine Vielzahl von Gedanken und Gefühlen über ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft empfinden. In der Psychologie werden diese zeitbezogenen mentalen Repräsentationen unter dem Begriff „Zeitperspektive“ zusammengefasst.

Die Zeitperspektive wird in der Regel als das Ausmaß beschrieben, in dem eine Person einen bestimmten zeitlichen Abschnitt (d. h. Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft) in ihrem Denken hervorhebt. Frühere Studien deuten darauf hin, dass die Zeitperspektive eng mit dem Wohlbefinden verbunden ist.

Mit anderen Worten: Die mentalen Vorstellungen der Menschen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft scheinen damit zusammenzuhängen, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Insbesondere deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine starke Ausrichtung auf einen dieser Zeitrahmen gegenüber den anderen (d. h. häufiges Überdenken der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft) mit geringerem Wohlbefinden einhergeht, während eine ausgewogene Zeitperspektive mit höherem Wohlbefinden verbunden ist.

Forscher der Friedrich-Schiller-Universität in Deutschland führten kürzlich eine Längsschnittstudie durch, um die Zusammenhänge zwischen Zeitperspektive und Lebenszufriedenheit im Erwachsenenalter besser zu verstehen. Ihre in der Zeitschrift Communications Psychology veröffentlichten Ergebnisse enthüllen neue spezifische Dimensionen der Zeitperspektive, die häufig mit höherer oder niedrigerer Lebenszufriedenheit verbunden sind.

Vergangenheitsorientierung, Konkretheit der zukünftigen Zeit, Obsoleszenz und Einstellung zur Endlichkeit

Die ersten beiden Dimensionen, die sie untersuchten, sind Vergangenheitsorientierung (wie Menschen ihre vergangenen Erfahrungen interpretieren) und Konkretheit der zukünftigen Zeit (d. h. wie greifbar die Zukunft für sie ist). Die beiden anderen Dimensionen sind die Obsoleszenz (d. h. das Ausmaß, in dem vergangene Erfahrungen mit der Zeit an Bedeutung verlieren) und die Einstellung zur Endlichkeit (d. h. die Bewusstheit oder die Akzeptanz des Todes).

„Wir untersuchten, wie Veränderungen in vier Facetten der Zeitperspektive (Vergangenheitsorientierung, Konkretheit der zukünftigen Zeit, Obsoleszenz und Einstellung zur Endlichkeit) mit Veränderungen der lebens- und bereichsspezifischen Zufriedenheit zusammenhängen und ob diese Beziehungen durch das Alter moderiert werden“, schreiben Wirth, Wettstein und Kollegen. „Wir verwendeten 10-Jahres-Längsschnittdaten aus einer altersdiversen Stichprobe von 459 Teilnehmern (30-80 Jahre)“.

Bei der Analyse der gesammelten Daten stellten die Forscher fest, dass die Konkretheit der zukünftigen Zeit am engsten mit der Lebenszufriedenheit zusammenhing. Mit anderen Worten: Teilnehmer, die die Zukunft klar und mit konkreten Zielen und Plänen vor Augen wahrnahmen, waren zufriedener mit ihrem Leben, während Teilnehmer mit einer unsicheren Zukunftsvorstellung tendenziell weniger zufrieden waren.

„Konkretheit war am beständigsten mit Zufriedenheit verbunden“, schreiben Wirth, Wettstein und ihre Kollegen. „Personen mit insgesamt höherer Konkretheit berichteten über eine höhere Lebenszufriedenheit und eine höhere Lebenszufriedenheit wurde bei Messzeitpunkten mit höherer Konkretheit berichtet. Eine Altersmoderation wurde nur für die Zufriedenheit mit der geistigen Fitness gefunden. Bei jüngeren, aber nicht bei älteren Erwachsenen war die Zufriedenheit mit der geistigen Fitness bei Messzeitpunkten mit höherer Konkretheit höher.“

Diese aktuelle Studie bietet ein tieferes Verständnis der Beziehung zwischen Zeitperspektive und Wohlbefinden im Erwachsenenalter. In Zukunft könnte sie als Grundlage für weitere Untersuchungen dienen, die untersuchen, wie andere spezifische Nuancen der Zeitperspektive mit der Lebenszufriedenheit zusammenhängen, schließen die Forscher.

© Psylex.de – Quellenangabe: Communications Psychology (2024). DOI: 10.1038/s44271-024-00118-0

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