Studie folgte Narzissten vom jungen Erwachsenenalter bis zu den mittleren Lebensjahren
11.09.2019 Der Glaube, dass man klüger, besser aussieht, erfolgreicher ist und mehr vom „Kuchen“ abbekommen sollte als andere – ein Persönlichkeitsmerkmal, das als Narzissmus bekannt ist – neigt dazu, mit zunehmender Reife im Alter nachzulassen, bestätigt eine im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichte Studie.
Aber dies gilt nicht für alle, und nicht im gleichen Maße, schreiben die Studienautoren.
Die Psychologen kommen zu dem Schluss, dass das Ausmaß des Rückgangs des Narzissmus zwischen dem jungen Erwachsenenalter und dem mittleren Alter mit der spezifischen beruflichen und persönlichen Beziehungswahl zusammenhängt.
Die Forscher um Eunike Wetzel vom Fachbereich Psychologie der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg erfassten die narzisstische Tendenz der Teilnehmer über zwei Zeitpunkte: im Alter von 18 und 41 Jahren. Von den ursprünglich 486 Teilnehmern wurden 237 ein 2. Mal befragt.
Facette des Narzissmus
Bild: Gerd Altmann (pixabay)
Die Teilnehmer wurden zu beiden Zeitpunkten hinsichtlich ihrer narzisstischen Eigenschaften bewertet. Für die Follow-up-Studie fragten die Psychologen auch nach Beziehung und Beschäftigungen, Arbeitszufriedenheit sowie Gesundheit und Wohlbefinden.
Jede in dieser Studie untersuchte Facette des Narzissmus (Führungsqualität, Eitelkeit, Anspruchsdenken) war mit mehreren negativen – und in einigen Fällen auch positiven – Ergebnissen für den Einzelnen verbunden, fanden die Forscher.
Insgesamt fanden die Psychologen mittlere Abnahmen des gesamten Narzissmus (d = -0,79) und aller drei Facetten: Führung (d = -0,67), Eitelkeit (d = -0,46) und Anspruchsdenken (d = -0,82).
Eitelkeit
Eitlere Menschen im Alter von 18 Jahren waren anfälliger für instabile Beziehungen und Ehen und waren eher im mittleren Alter geschieden worden. Aber sie berichteten auch von einer besseren Gesundheit im Alter von 41 Jahren.
Anspruchshaltung
Im Gegensatz dazu berichteten Personen mit hohem Anspruchsdenken bzw. hoher Anspruchshaltung in den jungen Lebensjahren über mehr negative Lebensereignisse und berichteten im mittleren Alter tendenziell über ein geringeres Wohlbefinden und eine geringere Lebenszufriedenheit.
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Führung
Teilnehmer, die in leitenden Positionen tätig waren, zeigten geringere Rückgänge bei der Facette Leadership. Analysen der langfristigen Zusammenhänge des Narzissmus zeigten, dass junge narzisstischere Erwachsene und höherem Führungsdenken eher im mittleren Alter in Aufsichtspositionen waren.
Nur bei 3 Prozent der Teilnehmer erhöhte sich der Narzissmus zwischen 18 und 41 Jahren insgesamt, schreiben die Psychologen. Und einige blieben im Alter von 41 Jahren genauso narzisstisch wie im Alter von 18 Jahren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Personality and Social Psychology – DOI: 10.31234/osf.io/mt32g
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