Weisheit und Spiritualität

Weisheit und Spiritualität

Persönlichkeitspsychologie


Ist Spiritualität ein Bestandteil der Weisheit?

25.10.2020 In den letzten Jahrzehnten hat die Weisheit als ein Persönlichkeitsmerkmal, das für das körperliche Wohlbefinden und die psychische Gesundheit relevant ist, unter Forschern zunehmend an Interesse gewonnen.

Komponenten der Weisheit

Frühere Studien haben sechs gemeinsame, messbare Komponenten von Weisheit ausgemacht: pro-soziales Verhalten (Empathie, Mitgefühl, Altruismus und ein Gefühl der Fairness), Emotionsregulation, Selbstreflexion bzw. Einsicht, Akzeptanz divergierender Perspektiven (also anderer Ansichten), Entschlusskraft und soziale Entscheidungsfindung.

Eine im Journal of Psychiatric Research veröffentlichte Studie von Forschern der University of California San Diego School of Medicine untersuchten eine mögliche siebte Komponente der Weisheit: Spiritualität.


Bild: pixabay

Die Daten für die Studie wurden bei einer nationalen Stichprobe von 1.786 in den Vereinigten Staaten lebenden Erwachsenen im Alter von 20 bis 82 Jahren erhoben. Die Teilnehmer füllten die ursprüngliche 24-Punkte-San Diego Weisheitsskala sowie andere validierte Messgrößen für Spiritualität/Religiosität, Wohlbefinden, Belastbarkeit, Lebenszufriedenheit, Depression, Angst, Einsamkeit und Stärke des sozialen Netzwerks aus.

Alle Komponenten, die in unserem auf Selbstberichten basierenden Maß enthalten sind, korrelierten mit der gesamten Weisheitsskala, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß, sagt Koautor Michael Thomas Assistenzprofessor für Psychologie an der Colorado State University.

Der generelle Weisheitsscore hatte eine viel stärkere Verbindung mit prosozialem Verhalten als mit Spiritualität. Dennoch war Spiritualität ein signifikanter Indikator für Weisheit.

Alter und Spiritualität

Die Forscher fanden auch heraus, dass Spiritualität positiv mit dem Alter zusammenhing: Ältere Menschen waren im Schnitt spiritueller. Und Frauen schnitten in Bezug auf Spiritualität besser ab als Männer.

Spiritualität erfordert keinen religiösen Glauben, keinen Glauben an einen Gott, sondern zeichnet sich durch Demut und eine allgegenwärtige Verbundenheit mit sich selbst oder mit anderen oder mit einer transzendenten Entität wie Mutter Natur oder Gott oder der Seele aus, sagte Studienautor Dilip V. Jeste. Sie hilft, den Stress vieler Menschen zu verringern und ermöglicht es ihnen, friedvoller, glücklicher und gesünder zu sein, so Jeste.

Einsamkeit und Weisheit

Wenn man sich mit etwas verbunden fühlt, fühlt man sich weniger einsam. Einsamkeit und Weisheit haben auch eine starke Verbindung in die entgegengesetzte Richtung – d.h. mehr Weisheit bedeutet ein geringeres Einsamkeitsgefühl.

Eine Einschränkung der Studie ist, merken die Autoren an, dass es sich um eine Querschnittsstudie handelte. Längsschnittstudien mit vielfältigeren Stichproben sind erforderlich, um die Moderationseffekte dieser Komponenten auf Wohlbefinden und Gesundheit zu untersuchen, so die Forscher.

Es ist wichtig zu untersuchen, ob Interventionen, die auf Weisheit und ihre Komponenten abzielen, das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität verbessern. Evidenzbasierte Messgrößen der Weisheit, einschließlich der Spiritualität, können uns helfen, diese Ideen objektiv zu testen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Psychiatric Research – doi.org/10.1016/j.jpsychires.2020.09.033

Weitere News aus der Weisheitsforschung