Massenmord durch Amoklauf (Psychologie)

News/Forschung zur Psyche von Amokläufern: Psychologie, die sich mit der mentalen Situation von ‚Mass-Shootern‘ beschäftigt. Der Massenmord beim Amoklauf ist vom Serienmord zu unterscheiden.

Studie: Mythen

Eine neue Forschungsstudie, veröffentlicht in Homicide Studies, räumt auf mit den Mythen über Massenmorde (durch „Amokläufer“), die in den USA als mass shootings / school shootings bezeichnet werden.

Die Forscher James Alan Fox und Monica J. DeLateur analysierten Forschungsstudien und wichtige Statistiken zu diesen Massenmorden, und entlarvten dabei einige Mythen rund um die sogenannten Amokläufe:

Die Befunde

  • Mythos: Amokläufer drehen durch und töten zufällig.

    Fakt:
    Diese Massenmörder planen ihre Angriffe normalerweise Tage, Wochen oder Monate im Voraus. Ihre Motive sind meistens Rache, Macht, Loyalität, Terror und Profit (und die Suche nach Ruhm).
  • Mythos: Massenmorde durch Amokläufe nehmen zu.

    Fakt:
    Laut FBI-Daten hat es über die letzten Jahrzehnte pro Jahr im Durchschnitt 20 Massenmorde in den USA gegeben (Bild unten).
    Bild: Credit: James Alan Fox and Monica J. DeLateur
  • Mythos: Gewalt im Entertainment-Bereich, besonders im Videospiel-Bereich, verursacht Massenmorde.

    Fakt:
    Wissenschaftler haben keine kausale Verbindung zwischen Videospielen und Amokläufen gefunden; Spielen von gewalttätigen Videospielen könnte ein Symptom, aber keine Ursache für diese Vorfälle sein.
  • Mythos: Es gibt typische Anzeichen für die Identifizierung von amoklaufenden Massenmördern, bevor sie zuschlagen.

    Fakt:
    Mörder sind tendentiell eher Weiße mit psychischen Problemen, aber diese Merkmale gelten für einen sehr großen Teil der Bevölkerung.
  • Mythos: Wenn man die Verfügbarkeit von psychologischen Gesundheitsdiensten verbessert, könnten labile Menschen eher eine Therapie/Behandlung bekommen, und mass shootings würden reduziert.

    Fakt:
    Zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten würden Amokläufer wohl nicht erreichen, denn diese suchen die Schuld nicht bei sich selbst sondern bei anderen.
  • Mythos: Bessere Kontrollen (des Backgrounds) würden gefährliche Waffen gar nicht erst in die Hände von Mördern gelangen lassen.

    Fakt:
    Eine neue Untersuchung von 93 mass shootings von 2009 bis Sept. 2013 (durchgeführt von Mayors Against Illegal Guns) fand keinen Hinweis darauf, dass irgendeinem der Täter durch Gesetz verboten wurde, wegen einer Geisteskrankheit Schusswaffen zu besitzen.
  • Mythos: Bewaffnete Sicherheitsleute in Schulen können Schüler beschützen.

    Fakt:
    28% der öffentlichen Schulen haben bereits bewaffnete Sicherheitsleute angestellt; es gibt keine Möglichkeit für diese bewaffneten Wachen, jeden einzelnen Schüler bei einem Ereignis wie einem Massenmord/Amoklauf zu schützen.

Maßnahmen, Prävention?

Während die Forscher diese Mythen in ihrer Forschungsstudie bloßstellten, gaben sie an, dass nur eine drastische Politik zu wirklichen Lösungen führen könnte:

„Um das Risiko von Amokläufen zu beseitigen, würden extreme Schritte vonnöten sein. Doch wir sind außerstande bzw. nicht willens diese zu machen. Es wären:

  • Abschaffung des 2. Zusatzartikels (Anm.: verbietet als Teil der Bill of Rights der Bundesregierung, das Recht auf Besitz und Tragen von Waffen einzuschränken),
  • Vollbeschäftigung,
  • Wiederherstellung unseres Gemeinschaftsgefühls,
  • und jeden überwachen, der verdächtig aussieht oder sich so verhält.

Massenmord bzw. Amoklauf ist wohl ein Preis, den wir dafür zahlen müssen, in einer Gesellschaft zu leben, in der persönliche Freiheit einen so hohen Wert hat“, sagten die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Homicide Studies, Dez. 2013

Medien tragen Mitschuld an Amokläufen; Merkmale der Täter

07.08.2016 Eine neue auf der jährlichen Konferenz der American Psychological Association vorgestellte Studie der Western New Mexico University hat herausgefunden, dass die „Ansteckung über die Medien‘ eine sehr große Rolle bei dem Anstieg der Amokläufe (in den USA auch mass shootings genannt) spielt.

Motivation durch Berichterstattung in Massenmedien

Mit anderen Worten werden Amokläufer durch die nachfolgende Aufmerksamkeit der Medien motiviert, die die Täter nach ihren Morden erhalten. Die Forscher fordern die Medien auf, diesen von den Mördern gesuchten ‚Ruhm‘ zu verweigern.

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Bild: Clker-Free-Vector-Images

Den Wunsch nach Berühmtheit finden wir bei vielen Amokläufern, sagte die Professorin für Psychologie und Studienleiterin Dr. Jennifer B. Johnston.

Diese Suche nach Berühmtheit unter den Massenmördern stieg mit dem Aufkommen des 24-Stunden Nachrichtenfernsehens und dem Internet seit der Mitte der 1990er Jahre steil an, sagte sie.

Johnston und Koautor Andrew Joy sichteten große Datenmengen von Medien, FBI, Interessenverbänden und Forschungsstudien und schlossen, dass die Berichterstattung in den Medien – die „Medien-Ansteckung“ – tatsächlich größtenteils für die Zunahme dieses häufig tödlich verlaufenden ‚Durchdrehens‘ verantwortlich ist.

Definition

Die Forscher definierten Mass-Shootings in ihrer Studie entweder als Versuche, viele nicht-verwandte Menschen zu töten, oder möglichst viele Verletzte oder Todesfälle auf öffentlichen Plätzen herbeizuführen.

Die Prävalenz dieser Verbrechen hat in Relation zur Berichterstattung in den Massenmedien über sie und die Vermehrung sozialer Medienseiten zugenommen, die dazu neigen, sich auf die Mörder zu konzentrieren und die Opfer weniger zu beachten, sagte Johnston.

Die Nachrichtenshows und Massen-Tagesblätter wetteifern gradezu in ihrer gierigen Agenda danach, möglichst viele Menschen an die Bildschirme zu bannen, wohl wissend, dass furchteinflößende Morde zu den größten Einschaltquoten und Werbeeinnahmen führen.

Ähnliches Persönlichkeitsprofil

Das demografische Profil von diesen Massenmördern ist ziemlich einheitlich, sagte sie. Die meisten sind

  • weiße, heterosexuelle Männer,
  • größtenteils im Alter zwischen 20 und 50 Jahren.
  • Sie neigen dazu, sich als „Opfer von Ungerechtigkeiten“ zu sehen und
  • teilen den Glauben, dass sie um ihren rechtmäßigen dominierenden Platz als weiße Männer der bürgerlichen Mitte betrogen worden sind.

Die von ihr untersuchten Amokläufer-Persönlichkeiten teilen drei Merkmale:

Die Wissenschaftler schlagen vor, dass Fernsehen, Radio, Zeitungen und soziale Medien die Namen, Gesichter, detaillierten Hintergründe oder ausführlichen Aussagen der Täter nicht veröffentlichen. Dann könnte es zu einer dramatischen Reduktion bei den Amokläufen in einem oder zwei Jahren kommen, sagten sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Western New Mexico University, American Psychological Association; August 2016

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