Das Gehirn des Mörders

Das Gehirn des Mörders

Rechtspsychologie – Kriminalpsychologie

News / Forschung zu den Gehirnen von Mördern

Hirnscans von inhaftierten Männern zeigen reduzierte graue Substanz bei Mördern

25.07.2019 Das Gehirn eines Mörders sieht anders aus als das von Menschen, die wegen anderer Verbrechen verurteilt wurden – Unterschiede, die damit zusammenhängen könnten, wie Empathie und Moral verarbeitet werden.

Bei der Analyse von Hirnscans von mehr als 800 inhaftierten Männern fanden Neurowissenschaftler der Universitäten New Mexico, Wisconsin und Chicago heraus, dass Menschen, die einen Mord begangen oder versucht hatten, eine geringere graue Substanz im Vergleich zu denen hatten, die an anderen Delikten beteiligt waren.

Diese Reduktionen waren besonders deutlich in Regionen des Gehirns, die mit emotionaler Verarbeitung, Verhaltenskontrolle und sozialer Kognition verbunden sind.

Die Studienteilnehmer

verurteilter straftäter im gefängnis
Bild: Dieter G (pixabay)

Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt: 203 Personen, die wegen eines Mord- oder Tötungsversuchs verurteilt wurden oder sich selbst selbst angezeigt hatten; 475 Personen, die eine schwere Körperverletzung, bewaffneten Raubüberfall oder andere Gewaltverbrechen begangen hatten; und 130 Personen, die an gewaltfreien oder minimal gewalttätigen Verbrechen beteiligt waren.

Die Psychologen schlossen aus der Gruppe der Mörder aus: Personen, die als Komplizen verurteilt wurden, sowie diejenigen, deren Strafregister oder Gerichtsakten auf eine starke Wahrscheinlichkeit eines versehentlichen Todes hindeuteten.

Obwohl frühere Neuroimaging-Studien auch Gehirne von Mördern untersucht haben, ist dies die erste Forschungsarbeit, die eine so große Stichprobe verwendete und auf Faktoren wie Psychose kontrollierte – wobei Personen ausgeklammert wurden, die unter Hirnverletzungen oder psychiatrische Störungen wie Schizophrenie litten.

Kausaler Zusammenhang?

Die Wissenschaftler stellen jedoch fest, dass sie nicht genügend Belege haben, um einen kausalen Zusammenhang zwischen einer verringerten grauen Substanz und Mord herzustellen.

Laufende Forschungen von den Studienautoren Kiehl und Decety verfolgen eine große Stichprobe von Jungen mit extrem hohem Risiko – nun im Alter von Mitte 20 – um festzustellen, ob die in dieser Stichprobe identifizierten Hirnregionen das zukünftige Verhalten im Hinblick auf Morddelikte vorhersagen können. Diese Arbeit würde bei der Feststellung helfen, ob die Ergebnisse kausal sind oder nicht, schließen die Gehirnforscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Brain Imaging and Behavior – DOI: 10.1007/s11682-019-00155-y

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