Scam, Vorschussbetrug (Psychologie)
Rechtspsychologie – Kriminalpsychologie
Menschen, die das „Glas als halb voll“ sehen, werden eher Opfer von Massenmarketing-Betrügereien
12.06.2018 Konsumenten, die ihr Augenmerk eher auf die versprochenden Gewinne in Massenmarketing-Betrügereien richten, sind anfälliger bzw. übersehen leichter die Risiken dieser Betrugsmaschen und werden leichter Beute der Vorschussbetrüger.
Die im Journal of Experimental Psychology veröffentlichte aktuelle psychologische Studie der Universität Plymouth zeigt auch, dass ungebildetere Verbraucher eher anfällig für solche „Gelegenheiten“ großer Belohnungen sind.
Vorschussbetrugsmaschen
Bild: Markgraf-Ave
Typische Vorschussbetrugsmaschen sind z.B.: Schneeballsysteme, E-Mail-Scam („Nigeria-Scam“, „Internet Love Scam“); Betrug beim Gebrauchtfahrzeugverkauf, Gebrauchtfahrzeugkauf, Forderungseinzug/Unterhaltssachen; Appartement-Scam; Anzahlung für Urlaub.
Mögliche Scam-Opfer werden oft mit Massen-E-Mails („Spam“), Fernsehen (z.B. ‚Gewinn-Shows‘), Telefon, persönlichem Kontakt oder Postbriefen geködert.
Professor Stacey Wood vom Scripps College und Kollegen analysierten die Daten von über 500 Erwachsenen aus zwei Experimenten, die entwickelt wurden, um die zugrundeliegenden psychologischen Faktoren zu ermitteln, die bei Vorschussbetrug im Massenmarketing eine Rolle spielen.
Gewinn-Versprechungen gegenüber Risiken
In der Studie, die auf 25 echten Betrugsversuchen basiert, die in und um Los Angeles, USA, erfolgreich waren, beeinflusste die Chance, eine große Geldsumme (wie z.B. $25.000) zu gewinnen, die wahrgenommenen Risiken der Teilnahme – einschließlich der Möglichkeit des Identitätsdiebstahls und weiterer Überredungstaktiken von Betrügern.
Die Studie untersuchte auch, wie sich ‚Aktivierungsgebühren‘ (z.B. „zahlen Sie $5 und Sie können Ihren Preis einfordern) auf das Interesse an der Reaktion auf den Scam auswirken können.
Scam sehr erfolgreich
Der wichtigste psychologische Faktor bei der Entscheidung, ob man auf die Betrugsanfrage reagieren sollte, war die Einschätzung des Risikos gegenüber dem potenziellen Nutzen.
Fast die Hälfte der Probanden wollten auf den Vorschussbetrug eingehen, was mehr war, als die Psychologen erwartet hatten.
Die das Glas immer halbvoll sehen
Es waren vor allem die Optimisten bzw. diejenigen, die „das Glas halbvoll“ sehen [oder Gierigen?], die am ehesten auf die Vorschussbetrügereien reinfielen.
Wurde eine Aktivierungsgebühr im Experiment eingefordert ($5 bis $100), zeigte immerhin fast ein Viertel der Testpersonen noch Interesse an der Anfrage.
Alter und Bildung
Unter den demographischen Variablen prognostizierten am ehesten Alter und Bildung unabhängig vorher, ob jemand auf die Betrugsversuche anspricht.
Ältere Menschen und gebildetere Teilnehmer waren weniger geneigt, bei den Betrügern anzurufen, und hohe Aktivierungsgebühren schreckten auch eher Personen ab, die mit hoher Wahrscheinlichkeit reagiert hätten.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Plymouth; Journal of Experimental Psychology: Applied (2018). DOI: 10.1037/xap0000167
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