Psychologie des Aberglaubens
Religionspsychologie / Spiritualität
Glaube und Aberglaube fussen auf Annahmen, die nicht durch Fakten oder Belege gestützt werden.
(Aber-)Glaube ist die Annahme, die Beschaffenheit von Dingen, Entitäten zu kennen, ohne einen Beweis oder Beleg dafür zu haben.
Glaube und Aberglaube beruhen auf Denksystemen, die durchaus ihre Berechtigung haben. Sie erleichtern einen im (Alltags-)Leben das Nachdenken.
- Es ist einfacher anzunehmen (zu glauben), dass nach dreimal Rot noch einmal Rot kommt, statt statistische Berechnungen vorzunehmen (Fehlglaube).
- Es ist einfacher anzunehmen, dass Mond und Sterne, Einfluss auf das Leben des Menschen haben … einfach weil sie da sind (Aberglaube); auf diese Weise braucht man nicht über Ursache und Wirkung und über die Natur der Dinge nachzudenken.
- Und es ist einfacher zu glauben, man käme in den Himmel und dort warten sogar zig Jungfrauen auf einen, oder der himmlische Vater (Glaube); dies befreit einem vom Nachdenken über den Tod und das Leben.
Aberglaube – News und Forschungsartikel, die sich mit dem Einfluss des Aberglaubens auf unsere Psyche beschäftigen.
Übersicht
- Leistungsverbesserung durch Aberglaube ?
- Macht der Glaube an Schutzengel Menschen unvorsichtiger?
- Warum ‚magisches Denken‘ irrationale Handlungen wider besseren Wissens auslöst
- Die aktuellsten Nachrichten von PSYLEX zu diesem Thema finden Sie nun unter News aus der Forschung zu: Aberglaube und die Psyche.
Leistungsverbesserung durch Aberglaube?
Aberglaube hilft höhere Leistungen zu erzielen.
Vielleicht sollten wir aufhören, Personen zu verspotten, die irrationale Taten basierend auf Aberglauben durchführen: Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die Taten oft das Selbstvertrauen, und dadurch die Leistung verbessern.
Lysann Damisch und Kollegen der Universität von Köln (Barbara Stoberock und Thomas Mussweiler), beschlossen die Wirkung des Aberglaubens durch das Beobachten von Athleten zu erforschen, die bedeutungsloses Verhalten oder Rituale als Teil ihrer sportlichen Routine durchführten.
Warum könnte Aberglaube helfen ?
Damisch dachte, dass solch ein Aberglaube den Leuten helfen könnte, mehr Leistung abzurufen, indem ihr Vertrauen gesteigert wird. Sie und ihr Team entwarfen Tests um zu sehen, ob das Aktivieren von abergläubischen Überzeugungen bei diesen Personen die Leistung bei einer Aufgabe verbessern würde.
Die Versuche
In einem der Versuche wurden Freiwillige aufgefordert, einen Glücks-Zauber mitzubringen. Dann nahmen ihn die Forscher weg, um davon ein Bild zu machen. Die Leute brachten alle Arten von Sachen mit: von alten Stofftieren bis zu Trauringen und Glückssteinen.
Der Hälfte der Teilnehmer wurde ihr Zauber zurück gegeben, bevor der Test begann; der anderen Hälfte wurde gesagt, dass es ein Problem mit der Kameraausrüstung gab, und sie würden sie später zurückbekommen. Freiwillige, die ihre Glücksbringer bei sich hatten, schnitten bei einem Gedächtnisspiel auf dem Computer besser ab und andere Tests zeigten, dass diese Differenz zustande kam, weil sie sich zuversichtlicher fühlten.
Sie setzten sich auch höhere Ziele. Allein jemandem Glück zu wünschen – mit „crossing your fingers“ (die Daumen drücken) – verbesserte den Erfolg der Freiwilligen bei einer Aufgabe, die manuelles Geschick erforderte.
Die Forschung ist in Psychological Science, einer Zeitschrift der Association for Psychological Science herausgegeben worden.
Aberglaube versetzt keine Berge; äh… Glaube auch nicht
Natürlich können Sie auch mit erhöhtem Vertrauen immer noch verlieren. „Es bedeutet nicht, dass Sie gewinnen, denn Gewinnen und Verlieren sind unterschiedliche Dinge“, sagt Damisch. „Vielleicht ist die andere Person einfach stärker.“
© PSYLEX.de – Quelle: Association for Psychological Science, 2010
Macht der Glaube an Schutzengel Menschen unvorsichtiger?
23.09.2014 Viele Menschen glauben daran, dass Schutzengel über sie wachen und aufpassen, dass ihnen nichts passiert. Ein Studie fand heraus, dass dieser Glaube bei Menschen zu finden ist, die – trotz dieses angenommenen Schutzes – weniger geneigt sind, ein Risiko einzugehen.
Das Forscherteam begutachtete 198 Personen und traf bei 68% derjenigen, die an Schutzengel glaubten, auf die Annahme, ihr Risikoverhalten würde durch diesen Glauben beeinflusst.
Während einige sagten, durch ihren Glauben an Schutzengel würden sie zu einem riskanteren Verhalten neigen, war die Mehrheit jedoch Risiken gegenüber abgeneigter als ihre nichtgläubigen Pendants.
Zum Beispiel: Bei der Einschätzung was ein riskanter Fahrstil sei, sagte die Mehrheit derer, die nicht an Schutzengel glauben, 20 km/h über der Geschwindigkeitsbegrenzung wäre auf einer 1-5 Risikoskala bei 2 einzuordnen. Die Mehrheit derer, die an Schutzengel glaubte, ordnete sie aber bei drei ein.
„Es kann sein, dass Menschen, die die Welt eher als riskant oder potentiell gefährlich einschätzen, eher daran glauben, dass sie einen persönlichen Schutzgeist haben“, kommentierten die Forscher.
© PSYLEX.de – Quelle: „Risk Perception and Belief in Guardian Spirits“ SAGE Open, September 2014
Warum ‚magisches Denken‘ wider besseren Wissens irrationale Handlungen auslöst
12.11.2015 Eine neue Forschungsarbeit versucht zu erklären, wie abergläubische Gedanken vernünftige Menschen dazu bringen können, bestimmte irrationale Dinge zu tun.
Magisches Denken
Zum Beispiel: Wieviele Sportfans tragen einen ‚Glückspullover‘ oder Glücks-T-Shirt am entscheidenen Tag ihrer Mannschaft, und glauben, es würde ihre Leistung verbessern? Sie wissen, ihre Handlung ist irrational, aber sie tun es trotzdem.
Selbst kluge, gebildete und emotional stabile Erwachsene können abergläubische Kognitionen haben, die sie als unlogisch erkennen.
Auch wenn Menschen erkennen, dass ihr unlogisches Denken keine Bedeutung hat, würden sie diesen irrationalen Annahmen immer noch Einfluss auf ihre Gedanken, Gefühle und Verhalten einräumen, sagte Dr. Jane Risen – Professorin für Verhaltensforschung an der Universität Chicago.
Zwei separate Prozesse
Risen behauptet: Erkennen eines unvernünftigen Gedankens und die Korrektur dieses Fehlers sind zwei separate Prozesse, nicht einer, wie die meisten kognitiven Dual-System-Modelle annehmen.
Dieser Einblick erklärt, warum Menschen einen irrationalen Gedanken wahrnehmen und ihn nicht korrigieren, ein Prozess, den sie als „Fügung“ (Einwilligung, Duldung) bezeichnet.
Bild: Alois Grundner
„Selbst wenn die Bedingungen perfekt sind, um einen Fehler zu entdecken – wenn Menschen die Befähigung und Motivation haben, rational zu denken, und wenn der Kontext die Aufmerksamkeit auf den Fehler richtet – könnte sich ‚magische‘ Intuition durchsetzen“, sagte Risen in der Zeitschrift Psychological Review.
Obwohl der Vorschlag, Entdeckung und Korrektur zu entkoppeln, von den Befunden zur Forschung über Aberglauben und magisches Denken herrührt, legt Risen breitere Anwendungsfelder nahe.
Rationalisierung der Intuition
Wenn man versteht, wie Fügung in magisches Denken übergeht, hilft einem das auch beim Verständnis, warum sich Menschen in vielen anderen Lebensbereichen bewusst irrational verhalten.
Zum Beispiel erschaffen bestimmte Variablen Situationen, in denen die Intuition wahrscheinlicher rationale Gedanken außer Kraft setzt. Das heißt, Menschen können sich ‚fügen‘, wenn sie ihre Intuition durch Nachdenken rationalisieren können, dass eine bestimmte Situation speziell ist.
Eine ‚Einwilligung‘ wird auch wahrscheinlicher, wenn es leichter fällt, den klaren Verstand zu ignorieren und die Intuition zu akzeptieren – wie das z.B. Menschen machen, die einen Kettenbrief erhalten. Sie erkennen: Es ist irrational anzunehmen, dass es Pech bringt, wenn sie die Kette unterbrechen, aber sie leiten den Brief trotzdem weiter.
Abhilfe
Die Forschung hat Auswirkungen darauf, wie Menschen Entscheidungen zu Hause, bei der Arbeit und im öffentlichen Leben treffen. Sie zeigt den Menschen auch, wie sie ihre Fehler korrigieren können.
Am besten kann man wohl irrationales Verhalten überwinden, indem effektiv das Verhalten geändert wird, das auf den entsprechenden kognitiven Prozess abzielt.
Dies beginnt, sagt Risen, indem man erkennt, dass die Entdeckung irrationaler Gedanken und die Korrektur der Handlungen, die sich aus den unvernünftigen Annahmen ergeben können, separate Prozesse sind.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Chicago, Psychological Review; Nov. 2015