Aggression, Aggressivität bei Kindern

Aggression, Aggressivität bei Kindern

Aggressionsforschung

Forschung/News zur Psychologie der Aggressivität bei Heranwachsenden

Kinder in aggressiven Umgebungen werden selbst aggressiv

17.07.2015 Oder: Kinder, die aggressives Verhalten von anderen erwarten, reagieren eher mit Aggressionen; und dies ist in allen Kulturen so.

In einer vierjährigen Langzeitstudie mit 1.299 Kindern und deren Eltern aus 12 verschiedenen kulturellen Gruppen und neun Ländern konnten die Forscher gleiche Verhaltensmuster der Aggressivität feststellen.

Länder- und Kulturenvergleich

Die Teilnehmer der Studie kamen aus: Jinan, China; Medellin, Kolumbien; Neapel, Italien; Rom, Italien; Zarqa, Jordan; der Stamm der Luo Kisumu, Kenia; Manilla, Philippinen; Trollhättan / Vänersborg, Schweden; Chiang Mai, Thailand; und Durham, NC, in den Vereinigten Staaten (mit Afro-Amerikanern, europäischen US-Amerikanern und hispanischen Gemeinden).

Interpretation von mehrdeutigen Handlungen

Die Forscher maßen zu Beginn der Studie das Niveau des aggressiven Verhaltens der Kinder (im Alter von 8 Jahren) durch Beobachtungen der Kinder und die der Mütter. Die Kinder sollten auch auf hypothetische Verläufe von Situationen reagieren, die jemanden zu aggressiven Verhaltensweisen verleiten könnten – z.B. wenn jemand einen von hinten stösst, und man dadurch in eine Wasserpfütze tritt.

Auf Grundlage der Antworten bewerteten die Forscher, ob die Kinder mehrdeutige Handlungen eher als feindlich oder nicht-feindlich interpretierten, und ob sie einen Konflikt zu einer Aggression ausweiten würden.

Feindseliger Attributionsstil

Einige Kinder in jeder Kultur zeigten ein regelmäßiges Muster einer „feindlichen attributionalen Verzerrung“ (Feindseliger Attributionsstil: Das Verhalten anderer wird in mehrdeutigen Situationen als feindselig interpretiert, obwohl es keine eindeutigen Hinweise zur Intention des anderen gibt. Es werden dabei durch verzerrte Ursachenzuweisungen feindliche Vorurteile gerechtfertigt.)

Das Ergebnis in jeder der 12 Kulturen war: Wenn Kinder Handlungen als das Resultat feindlicher Absichten einschätzten, reagierten sie auch wahrscheinlicher aggressiv.
Also: wenn Kinder Aggressionen erwarteten, wurden sie selbst auch aggressiv.

Tatsächlich reagierten sie im Schnitt mit fünfmal größerer Wahrscheinlichkeit aggressiv als Kinder, die Handlungen nicht als feindlich ansahen.

Kinder mit einem feindseligen Attributionsstil zeigten über die vier Jahre der Studie häufigere und ausgeprägtere aggressive Verhaltensweisen.

Verhaltensprobleme durch einen feindseligen Attributionsstil

Die höchsten Raten feindlicher attributionaler Verzerrung wurden in Zarqa, Jordanien und Neapel, Italien festgestellt; diese hatten auch die höchsten Raten von aggressiven Verhaltensproblemen bei Kindern.

Kulturen mit den niedrigsten Raten eines feindseligen Attributionsstils – wie Trollhättan, Schweden und Jinan, China zeigten auch die niedrigsten Raten bei aggressiven Verhaltensproblemen.

Reduzierung aggressiven Verhaltens

Die Befunde legen nahe: Ein Schlüsselfaktor zur Verminderung aggressiven Verhaltens – sowohl innerhalb als auch über Kulturen hinweg – ist, Kinder dahingehend zu sozialisieren, dass sie über ihre Interaktionen mit anderen umdenken.

„Wir sollten unseren Kindern nicht nur beibringen, anderen nicht anzutun, was sie selbst nicht wollen, dass man ihnen antut – sondern auch über andere nachzudenken, so wie wir uns wünschen, dass andere über uns nachdenken sollten“, sagte Studienautor Kenneth A. Dodge von der Duke University in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences.

„Indem wir unseren Kindern beibringen, anderen den Nutzen [Vorteil] des Zweifels zukommen zu lassen, helfen wir ihnen, weniger aggressiv, weniger ängstlich und kompetenter aufzuwachsen – und damit machen wir unsere Gesellschaft etwas friedvoller.“

Die Befunde der Studie sind bemerkenswert und spiegeln die Weitergabe der Aggressivität in bestimmten Krisenherden (über Generationen) und in Familien (von den Eltern auf die Kinder) wider.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Duke University, Proceedings of the National Academy of Sciences; Juli 2015

Softdrinks: Aggression, Aufmerksamkeitsprobleme bei Kindern?

Eine neue Studie hat eine Verbindung zwischen dem Konsum von Softdrinks/Erfrischungsgetränken und Aggression und Aufmerksamkeitsproblemen, sowie Rückzugsverhalten bei kleinen Kindern gefunden.

Definition Softdrinks / Erfrischungsgetränke

Softdrinks: Aggression, Aufmerksamkeitsprobleme bei Kindern? Unter Softdrinks oder Erfrischungsgetränken fallen verschiedene Kaltgetränke, die meist Kohlensäure enthalten und aromatisiert sind. Zu den Erfrischungsgetränken zählen:

  • Fruchtsaftgetränke,
  • Fruchtschorlen,
  • Cola,
  • Limonade/Brause,
  • Energy-Drinks.

Aggressiver durch ‚Erfrischungsgetränke‘

Die Forscher stellten fest, dass 5-jährige, die pro Tag vier oder mehr solcher Getränke tranken, mehr als zweimal so häufig Dinge zerstörten, die anderen gehörten, in Kämpfe verwickelt waren und körperlich andere Personen angriffen.

Sie zeigten auch gesteigerte Aufmerksamkeitsprobleme und Rückzugsverhalten, verglichen mit Kindern, die keine Softdrinks tranken.

Shakira Suglia, Sc.D. und Kollegen von Columbia University Mailman School of Public Health, University of Vermont, und der Harvard School of Public Health beurteilten ungefähr 3.000 fünfjährige Kinder der Fragile Families and Child Wellbeing Studie, die Mutterkinderpaaren aus 20 großen US-Städten gefolgt war.

Die Mütter hatten über das Trinkverhalten ihres Kindes berichtet und den Fragebogen Child Behavior Checklist ausgefüllt.

Je mehr Softdrinks, desto mehr Aggressionen

Die Forscher stellten fest, dass 43 Prozent der Kinder pro Tag mindestens ein Erfrischungsgetränk zu sich nahmen, während 4 % vier oder mehr Softdrinks tranken.

„Wir stellten fest, dass sich der Punktescore für das aggressive Verhalten des Kindes mit jeder weiteren Zunahme bei den Softdrinks pro Tag steigerte“, sagte Suglia.

Obwohl diese Studie die genaue Natur des Zusammenhangs zwischen dem Konsum von Erfrischungsgetränken und dem Problemverhalten nicht identifizieren kann, sollte die Einschränkung bzw. Eliminierung dieser Softdrinks Verhaltensprobleme reduzieren, sagen die Forscher.

© PSYLEX.de – Columbia University Mailman School of Public Health, University of Vermont, Harvard School of Public Health, August 2013

Eine grüne Umgebung kann die Aggressionen von Heranwachsenden verringern

Aggressionsforschung

01.07.2016 Forscher der University of Southern California haben in einer neuen Studie herausgefunden, dass Grünflächen in Städten – wie Parks, Golfplätze und Rasenflächen – die Aggression bei Kindern und Jugendlichen reduzieren können.

Erfassung von Aggressivität und Grünflächen

Die in der Zeitschrift Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry veröffentlichte Arbeit erfasste das aggressive Verhalten von 1.287 Heranwachsenden im Alter von 9 bis 18 Jahren. Sie befragten die Eltern, ob ihr Kind wegen körperlicher Angriffe, Bedrohung anderer, Zerstörung von Gegenständen oder ähnlichem Verhalten aufgefallen sei.

Die Wissenschaftler der Forschungsbereiche Präventivmedizin und Psychologie verbanden dann die Lage der Wohnorte der Heranwachsenden mit Satellitendaten, um Grünflächen in ihrer Nachbarschaft zu messen.

Weniger aggressiv in grünen Wohngegenden

Und tatsächlich gab es einen Zusammenhang zwischen der Größe der Grünflächen und der berichteten Aggressivität: An Orten mit mehr Grünflächen zeigten Kinder und Jugendliche deutlich weniger aggressives Verhalten als diejenigen in Wohngegenden mit weniger Grün.

Sowohl kurzfristiger (1-6 Monate) als auch langfristiger Kontakt mit Grünflächen innerhalb von einem Kilometer ums Wohnhaus war mit einem reduzierten aggressiven Verhalten verbunden.

Der durch Grünflächen hervorgerufene ‚Verhaltensvorteil‘ entsprach in etwa zwei bis zweieinhalb Jahren im jugendlichen Reifungsprozess.

Interessanterweise beeinflussten Faktoren wie Alter, Geschlecht, Rasse/Ethnizität, sozioökonomischer Status, Bildung, Beruf, Einkommensniveau der Eltern oder Familienstand, und ob die Mutter während der Schwangerschaft rauchte oder depressiv war nicht die Ergebnisse.

Die Ergebnisse wurden durch die Entdeckung valider, dass die Vorteile durch die Grünflächen sowohl für Jungen als auch für Mädchen aller Altersgruppen und Rassen/Ethnizitäten bestanden. Auch angesichts unterschiedlicher sozioökonomischer Hintergründe und Nachbarschaftsqualitäten blieben die Befunde erhalten, sagte Studienautorin Diana Younan.

Die Gründe für reduzierte Aggressionen in einer grüneren Wohngegend können verschiedene sein: z.B. verringern Wald, Wiesen, Grünflächen Stress (zu dieser Studie); in der Natur lässt sich gut Stress abbauen (dazu hier mehr); Kontakt mit Natur stärkt Zusammenhalt der Gemeinschaft, verringert Verbrechensrate (mehr dazu hier).

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Southern California, Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry – DOI: 10.1016/j.jaac.2016.05.002; Juli 2016

Studie untersuchte die Entwicklung körperlicher Aggressivität bei Kindern mit zunehmendem Alter

29.12.2018 Kinder können körperliche Aggressivität zeigen, wenn sie sehr jung sind, aber dieses Verhalten nimmt normalerweise vor und während der Grundschule ab.

Atypisch hohe körperliche Aggressionsprobleme in der Pubertät

Ein kleiner Teil der Kinder hat jedoch atypisch hohe körperliche Aggressionsprobleme in der Pubertät, was sie einem erhöhten Risiko für Gewaltkriminalität, soziale Fehlanpassung sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch aussetzen kann.

Was sind die physischen Aggressionstrajektorien (Verlaufskurven) im Alter von 1,5 bis 13 Jahren und ihre Risikofaktoren, wenn man gleichzeitig Mutterbewertungen, Lehrerbewertungen und Selbstbewertungen berücksichtigt?

Die in JAMA Network Open veröffentlichte Beobachtungsstudie an 2.223 Jungen und Mädchen nutzte Informationen von Müttern, Lehrern und Kindern, um die Entwicklung von körperlichen Aggressionsproblemen vom Säuglingsalter bis zur Adoleszenz zu verfolgen.

Die Analyse deutet darauf hin, dass die Häufigkeit körperlicher Aggressionen vom Alter 1½ bis 3½ angestiegen und dann bis zum Alter von 13 Jahren gesunken ist.

Risikofaktoren

Die Trajektorien für die Entwicklung körperlicher Aggressionen unterschieden sich bei Jungen und Mädchen, und es wurden mehrere Risikofaktoren identifiziert, einschließlich familiärer Merkmale, als das Kind noch ein Säugling war, wie z.B.

  • Eltern mit geringerer Bildung und stärkerer Depressivität,
  • geringerer sozioökonomischer Status und
  • eine höhere Anzahl von Geschwistern.

Interventionen während der Schwangerschaft und der frühen Kindheit könnten dazu beitragen, hohe körperliche Aggressivität bei Kindern in risikoreichen Familien zu verhindern, schreiben die Wissenschaftler um Richard E. Tremblay von der Universität Montreal, Canada.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Network Open – doi:10.1001/jamanetworkopen.2018.6364

Ähnliche Artikel, News