Sexuelle Aggression, Gewalt
Sozialpsychologie – Emotionspsychologie
Forschung-/Newsartikel zur sexuellen Aggression, Gewalt.
Sexuelle Aggression gegen Frauen aufgrund eines schlechten Körperbildes
Wenn Männer sich Frauen gegenüber aggressiv verhalten, könnte dies dadurch hervorgerufen werden, dass sie sich in ihrer Männlichkeit aufgrund ihres eigenen schlechten Körperbildes in Frage gestellt fühlen.
Kris Mescher und Laurie Rudman untersuchten diese Verbindung an 127 männlichen heterosexuellen Studenten, denen gesagt wurde, sie würden an einer Studie über die Effektivität von Fern-Zusammenarbeit teilnehmen. Die Studenten füllten Persönlichkeitsfragebögen aus und schickten ein Foto von sich an eine potentielle (attraktive) Teamkollegin, die an einem anderen Ort arbeite.
Der Hälfte der Männer konnte aufgrund einer ‚Computerfunktionsstörung‘ nicht mitmachen und diente als Kontrollgruppe. Der anderen Hälfte wurde gesagt, dass ihr weiblicher Partner nicht mit ihnen arbeiten wolle. Ihr war ‚anscheinend‘ gesagt worden, dass dies in Wirklichkeit eine Datingsstudie sei. Und in einem – an die zurückgewiesenen Teilnehmer übermittelten – Schreiben erklärte sie: „Ich fühle mich wirklich nicht von diesem Typen angezogen. Er ist überhaupt nicht mein Typ, und ich möchte nicht mit ihm ausgehen.“
Danach wurden alle Männer zu ihren
- Gefühlen, (wie traurig, beleidigt und böse sie seien),
- ihrer Körperscham,
- ihrer generellen Neigung sich zu schämen, und
- ihrer „Vergewaltigungsneigung“ befragt.
Vergewaltigungsneigung
Das letzte Maß erfragte, wie wahrscheinlich es sei, dass die befragten Männer erregt, angezogen würden, oder eine Vergewaltigung oder andere Formen sexueller Aggression begehen würden, wenn sie wüssten, dass sie nicht gefasst werden würden.
Unter den Männern, die sich nach der Ablehnung schlecht fühlten, zeigten insbesondere diejenigen mit großer Körperscham eine gesteigerte Vergewaltigungsneigung. Dies waren Männer, die Aussagen wie z.B. „ich schäme mich wegen der Größe und Form meines Gesäßes“ zustimmten und uneins waren mit Statements wie z.B. „im Allgemeinen fühle ich mich wohl mit dem Aussehen meines Körpers“.
Die Forscher sagten diese Anfangsergebnisse „unterstützten unsere Erwartung, dass weibliche „Zurückweisung“ für diese Frau ein erhöhtes Risiko für Vergeltungsmaßnahmen seitens Männern bedeute, die sich sehr ihres Körpers schämten und sich wegen der Zurückweisung verletzt fühlten“.
In einem zweiten Versuch mit 214 männlichen heterosexuellen Teilnehmern verlief es ähnlich, doch dieses Mal wurden sie von einem potentiellen Mannschaftskameraden zurückgewiesen, der/die dachte, dass sie homosexuell seien. Dieses Mal kam die Ablehnung entweder von einer Frau (wobei es von ihr kein Foto gab, ihre Attraktivität war also unbekannt) oder einem Mann.
Wieder zeigten die männlichen (sich schlecht fühlenden) Teilnehmer eine erhöhte sexuelle Aggression, aber nur wenn sie sich auch in einem hohen Maße ihres Körpers schämten, und nur wenn sie von einem weiblichen potentiellen Teampartner zurückgewiesen wurden.
Starke Körperscham
Diese Studie sagt nichts darüber aus, warum einige Männer negative Emotionen nach der Zurückweisung erfuhren und andere nicht. Aber bei denen mit negativen Emotionen, legen die Ergebnisse nahe, dass starke Körperscham ein wichtiger Risikofaktor für Zorn ist, der sich in sexueller Aggression manifestiert. Die Forscher sagen, dies würde im ersten Moment vielleicht kontraintuitiv klingen, da konventionelle Vergewaltigungstheorien sagen, dass ehe arrogante Männer mit Männlichkeitswahn (Machismo) das größte Risiko für Frauen darstellten.
Mescher und Rudman gaben allerdings zu, dass es ihrer Forschung an Realismus fehle. „Es gibt eine klare Kluft zwischen tatsächlicher Vergewaltigung und unserem Versuch, die Folgen sozialer Situationen darzustellen – in denen eine drohende ‚Entmännlichung‘ ein Risiko für die Frau erhöht“, sagten sie.
Nichtsdestoweniger glauben die Forscher, dass ihre Befunde zeigen: „die Körperscham der Männer kann ein wesentlicher Bestandteil bei der von Männern ausgeführten sexuellen Gewalt gegen Frauen sein“. Sie forderten andere Forscher auf, das Körperbild von Männern „mit derselben Beharrlichkeit“ zu untersuchen, mit der das Körperimage der Frauen in der Vergangenheit untersucht worden ist.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Personality & social psychology bulletin, 28.06.2014
Männer, die Prostituierte aufsuchen, wenden auch eher sexuelle Gewalt an
Männer, die für Sex bezahlen, zeigen weniger Empathie für sich prostituierende Frauen als Männer, die keinen Sex kaufen, laut einer in der Zeitschrift Journal of Interpersonal Violence veröffentlichten Studie.
Die Freier berichteten auch mit größerer Wahrscheinlichkeit, Vergewaltigungen und andere aggressive Geschlechtsakte begangen zu haben.
Die Forscher der University of California – Los Angeles befragten 101 Männer aus der Region Boston, USA, die ins Bordell gingen und 101 Männer, die es nicht taten.
Schlüsselmerkmale
Bild: Kay Chernush, U.S. State Department
Die Befunde zeigen, dass Männer, die Prostituierte aufsuchen, bestimmte Schlüsselmerkmale mit Männern teilen, die sexuell aggressiv sind, sagte Neil Malamuth, Professor von Kommunikation und Psychologie.
Beide Gruppen hätten
- eine Vorliebe für unpersönlichen Geschlechtsverkehr,
- Angst vor der Ablehnung durch Frauen,
- sexuell aggressive Handlungen begangen und
- ein feindseliges maskulines Selbstbild.
- Die Teilnehmer, die Sex kaufen, hatten im Durchschnitt weniger Einfühlungsvermögen für die sich prostituierenden Frauen und
- betrachteten sie innerlich anders als Nicht-Prostituierte.
Aufräumen mit dem Mythos
„Wir hoffen, dass diese Forschungsbefunde mit dem Mythos aufräumen, dass Freier einfach sexuell frustrierte nette Jungs sind“, sagte Koautorin Melissa Farley.
Malamuth sagte, dass die Studie die Vorhersagefähigkeit vieler der Risikofaktoren für sexuelle Aggression bestätigte, die er in den letzten 35 Jahre untersucht hat.
Sein Konfluenz-Modell charakterisiert Männer, die mit einem höheren Risiko sexuelle Aggressionen begehen.
Es betont mehrere Schlüsselrisikofaktoren, wie
- antisoziales Verhalten,
- eine Vorliebe für unpersönlichen Sex,
- Geschlechtsverkehr mehr wie Sport sehen, und
- eine „feindselige Männlichkeit“, die durch Eigenschaften wie eine narzisstische Persönlichkeit, Feindseligkeit gegenüber Frauen und den Wunsch, Macht über Frauen auszuüben, charakterisiert wird.
Die Männer in der Studie waren über Zwang und Sexhandel und über viele der Gründe, warum Frauen sich prostitutieren relativ gut informiert.
Die Forscher hatten aus 1.200 Männern zwei Gruppen gebildet, die sich in Alter, Ethnizität und sozioökonomischem Status ähnlich waren. Den Männern wurde Anonymität garantiert, und jeder wurde etwa zwei Stunden interviewt.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of California – Los Angeles, Journal of Interpersonal Violence; Sept. 2015
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