Forschung und News zur Fehl- bzw. Falschinformation; Abgrenzung zur Desinformation, der bewussten bzw. gezielten Verbreitung von Fehlinformationen.
Warum wir so leicht Fehlinformationen zum Opfer fallen
26.08.2016 Selbst wenn wir besser wissen, verlassen wir uns häufig auf ungenaue oder irreführende Informationen, um zukünftige Entscheidungen zu treffen. Aber warum geraten wir so leicht unter den Einfluss von Falschinformationen?
Abruf der enkodierten Information
In einer neuen im Fachblatt Current Directions in Psychological Science erschienenen Rezension früherer Forschungsarbeiten erklärt der psychologische Wissenschaftler David Rapp von der Northwestern Universität, dass die Menschen die falschen Informationen ins Gedächtnis enkodieren, weil es einfacher ist, als das Gehörte kritisch auszuwerten und zu analysieren.
Bild: Gerd Altmann
Später wird dann die fehlerhafte Information zuerst abgerufen, weil es weniger Arbeit ist, kürzlich präsentiertes Material wieder abzurufen, sagte Rapp. Wenn es verfügbar ist, neigen die Leute zu denken, dass sie sich darauf verlassen können. Aber gerade weil Sie sich daran erinnern können, was jemand sagte, macht es ja nicht wahr.
Vermischung von wahren und unwahren Informationen
Es ist noch schwerer zu vermeiden, sich auf die Fehlinformationen zu verlassen, wenn genaue und ungenaue Informationen zusammen vermischt werden, sagte Rapp, Professor für Psychologie.
„Wir werden mit Tonnen von Informationen den ganzen Tag bombardiert; es ist ein Albtraum, das alles kritisch zu bewerten“, sagte er.
Wir nehmen häufig an, dass Quellen zuverlässig sind. Die Trägheit mancher Menschen trägt sicherlich zum Problem bei. Aber vor allem ist es der Arbeitsaufwand alles auszuwerten, was so besonders mühsam und schwierig ist, weil wir versuchen, Ressourcen für den Fall zu bewahren, wenn wir sie wirklich brauchen, erläuterte er.
Paradebeispiel für Falschinformationen: Politiker
In der politischen Arena präsentieren viele Kandidaten Informationen, die einfach falsch sind; sei es, dass die sie verkündenden Politiker nicht richtig recherchiert oder darüber nachgedacht haben, oder dass sie bewusst lügen und desinformieren, um bestimmte Ziele zu erreichen.
„Dann geht man auf Facebook und sieht seine ‚Freunde‘, die die falsche Information präsentieren.“
Rapp weist auf mehrere Wege, um zu vermeiden, in die Falle der Fehlinformation zu gehen:
Ratschläge
- Bewerten Sie kritische Informationen sofort. Das kann helfen, Ihr Gehirn davon abzuhalten, die falsche Information im Gedächtnis zu speichern. So kann man vermeiden, dass potenziell problematische Erinnerungen enkodiert werden, sagte Rapp.
- Berücksichtigen Sie die Quelle: Die Menschen verwenden eher ungenaue Informationen von einer glaubwürdigen Quelle als von einer unzuverlässigen Quelle laut einer früheren Forschung von Rapp. Unsere Medien sind parteiisch und informieren nicht unvoreingenommen (einige mehr andere weniger).
- Hüten Sie sich vor „wahr klingenden Unwahrheiten“ – vor Desinformation. Wenn wahre mit ungenauen bzw. falschen Behauptungen vermischt werden, sollen die Menschen überzeugt, zum Narren gehalten und weniger über das Gehörte nachdenken, was sie davon abhalten soll, Fehlinformationen zu bemerken und zurückzuweisen, sagte Rapp. Die Taktik der Desinformation ist meist bei manipulativen Verkäufern – wie z.B. unseren Politikern, die einem etwas ‚aufschwatzen‘ bzw. uns manipulieren wollen, oder z.B. bei Geheimdiensten anzutreffen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Northwestern Universität, Current Directions in Psychological Science – DOI: 10.1177/0963721416649347; August 2016
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