Risikotoleranz (Psychologie, Gehirn)

Risikotoleranz

Verhaltenspsychologie – Persönlichkeitspsychologie

Die Risikotoleranz beschreibt das Ausmaß, zu dem ein Mensch bereit ist, ein Risiko einzugehen.

Verbindungen zwischen zwei Gehirnregionen in Verbindung mit finanzieller Risikotoleranz

18.06.2018 Es ist bekannt, dass Verbindungen zwischen zwei Bereichen des Gehirns – der Amygdala und dem medialen präfrontalen Cortex (mPFC) – bei der Entwicklung von affektiven Störungen wie Depressionen und Angststörungen eine Rolle spielen.

Aber neue Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass dasselbe Gehirnsystem eine Rolle bei der Fähigkeit eines Menschen spielt, wirtschaftliche Risiken zu tolerieren.

Verbindungen im Gehirn

Wi Hoon Jung vom Fachbereich Psychologie der Universität Pennsylvania und Kollegen fanden heraus, dass strukturelle und funktionelle Verbindungen zwischen der Amygdala und dem präfrontalen Cortex mit individuellen Unterschieden im Grad der Risikoakzeptanz verbunden sind, um eine höhere finanzielle Rendite zu erzielen.

Die Forscher untersuchten 108 gesunde junge Erwachsene. Die Teilnehmer sollten verschiedene Fragen beantworten, die ihr Sicherheitsgefühl bei finanziellen Entscheidungen betrafen – jeweils mit unterschiedlichen Risiko- und Belohnungsniveaus.

risiko
Bild: Peggy-Marco-Lachmann-Anke

Sie sahen sich mehr als 120 verschiedenen Szenarien gegenüber, in denen das Risiko bestand, mehr oder weniger Geld zu verdienen.

All or nothing

Die Psychologen bewerteten, wie bereit die Menschen waren, das Risiko einzugehen leer auszugehen, wenn sie die Chance bekamen, einen höheren Geldbetrag zu gewinnen. Die Studie identifizierte Personen von extrem risikoscheu bis hin zu risikofreudig.

Mit Hilfe von MRT-bildgebenden Verfahren und Diffusionstensor-Bildgebung (DTI) maßen die Forscher die strukturellen und funktionellen Verbindungen zwischen verschiedenen Teilen des Gehirns der Teilnehmer, wobei sie sich auf das Amygdala / mPFC-System fokossierten.

Sie maßen auch die Größe der Amygdala, einschließlich des Volumens der grauen und weißen Substanz. Um die Risikotoleranz einer Person zu beurteilen, korrelierten die Wissenschaftler ihre Einschätzung der Risikotoleranz der Teilnehmer mit den Maßen der strukturellen und funktionellen Konnektivität des Gehirns.

Die drei Parameter – strukturelle und funktionelle Zusammenhänge und das Volumen der grauen Substanz der Amygdala – verstärken sich gegenseitig und deuten darauf hin, dass es etwas Wichtiges über die Funktion dieses Systems gibt, das mit den Unterschieden in der Toleranz der Menschen zu tun hat, wie gerne sie Risiken eingehen, schreiben die Forscher.

Größere Amygdala und Konnektivität zum medialen präfrontalen Cortex

Allein diese Marker des Gehirns, geben wichtige Informationen darüber, ob jemand bereit ist, ein großes Risiko einzugehen oder nicht.

Insbesondere Personen mit einer höheren Risikotoleranz in der Studie besaßen eine größere Amygdala (mehr graue Substanz) und funktionellere Verbindungen zwischen der Amygdala und dem medialen präfrontalen Cortex, gemessen mittels MRT.

Und eine höhere Risikotoleranz wurde bei Personen mit weniger strukturellen Verbindungen bzw. Pfaden zwischen diesen Bereichen festgestellt, gemessen mit DTI.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Neuron, DOI: 10.1016/j.neuron.2018.03.019

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