Autonomie am Arbeitsplatz / im Job
Arbeitspsychologie, Wirtschaftspsychologie
Manche Jobs bringen einen (buchstäblich) um! Stress, Mangel an Autonomie, Fähigkeiten können zu Depressionen, Tod führen
22.05.2020 Eine neue Studie der Indiana University Kelley School of Business kommt zu dem Ergebnis, dass unsere psychische Gesundheit und Sterblichkeit in einem engen Zusammenhang stehen mit dem Maß an Autonomie, das wir an unserem Arbeitsplatz zur Verfügung haben, mit unserer Arbeitsbelastung und den Arbeitsanforderungen sowie mit unserer kognitiven Fähigkeit, mit diesen Anforderungen umzugehen.
Die Studie „This Job Is (Literally) Killing Me: A Moderated-Mediated Model Linking Work Characteristics to Mortality“ erscheint in der aktuellen Ausgabe des Journal of Applied Psychology. Sie knüpft an frühere Forschungsarbeiten an und ist die erste Studie in den Bereichen Management und angewandte Psychologie, die den Zusammenhang zwischen Jobeigenschaften und Sterblichkeit untersuchte.
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Die Forscher um Erik Gonzalez-Mulé analysierten die Daten von 3.148 Einwohnern von Wisconsin, die an der landesweit repräsentativen Längsschnitt-Umfrage „Midlife in the United States“ teilnahmen. Von den Teilnehmern in ihrer Stichprobe starben 211 Teilnehmer während der 20-jährigen Studie.
Die Wissenschaftler untersuchten, wie die Kontrolle am Arbeitsplatz – oder das Maß an Autonomie der Beschäftigten bei der Arbeit – und die kognitiven Fähigkeiten – oder die Fähigkeit der Menschen, zu lernen und Probleme zu lösen – Einfluss darauf haben, wie sich Arbeitsstressoren wie Zeitdruck oder Arbeitsbelastung auf die psychische und körperliche Gesundheit und letztlich auf den Tod auswirken.
Depressionen und Tod
Die Forscher haben herausgefunden, dass Arbeitsstressoren eher zu Depressionen und Tod führen, wenn es sich um Tätigkeiten handelt, bei denen die Arbeitnehmer wenig Kontrolle bzw. wenig Autonomie haben, oder bei Menschen mit geringeren kognitiven Fähigkeiten.
Auf der anderen Seite stellten sie fest, dass Arbeitsanforderungen zu einer besseren körperlichen Gesundheit und einer geringeren Sterbewahrscheinlichkeit führen, wenn sie mit mehr Autonomie über die Arbeitsaufgaben einhergehen.
Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Arbeitskontrolle und kognitive Fähigkeiten als Ressourcen wirken, die den Menschen helfen, mit Arbeitsstressoren umzugehen, sagte Gonzalez-Mulé. Jobautonomie ermöglicht es den Menschen, ihre eigenen Zeitpläne zu erstellen und Arbeit so zu priorisieren, dass sie ihre Arbeitsziele erreichen können, während klügere Menschen besser in der Lage sind, sich an die Anforderungen eines stressigen Jobs anzupassen und Wege zu finden, mit Stress umzugehen, schließen die Forscher.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Applied Psychology (2020). DOI: 10.1037/apl0000501