Die Wirksamkeit psychologischer Interventionen bei posttraumatischer Belastungsstörung bei Erwachsenen, die einem einzelnen oder mehreren traumatischen Ereignissen ausgesetzt waren
12.01.2024 Psychotherapie hat sich als eine wirksame Behandlungsmethode für Erwachsene mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) nach mehrfacher Traumatisierung erwiesen. Dies zeigt eine Metastudie einer internationalen Forschergruppe unter der Leitung der Psychologen Dr. Thole Hoppen und Prof. Dr. Nexhmedin Morina von der Universität Münster, die nun in The Lancet Psychiatry veröffentlicht wurde.
Die Wirksamkeit von psychotherapeutischen Interventionen bei PTBS im Erwachsenenalter ist in verschiedenen Studien gut belegt. Bisher wurde jedoch noch nicht untersucht, ob die Wirksamkeit einer psychotherapeutischen Behandlung variiert, je nachdem, ob die Störung auf ein einzelnes Ereignis wie einen Verkehrsunfall oder auf eine Mehrfachtraumatisierung zurückzuführen ist, wie beispielsweise auf Kriegs- oder wiederholte Missbrauchserlebnisse. Die Meta-Studie auf der Basis von rund 10.600 Patientendaten wurde nun in der Fachzeitschrift Lancet Psychiatry veröffentlicht.
Für die Studie wertete das Forscherteam, zu dem auch Prof. Richard Meiser-Stedman von der britischen University of East Anglia, Dr. Ahlke Kip von der Universität Münster und Prof. Marianne Skogbrott Birkeland vom norwegischen Forschungszentrum für Gewalt und traumatischen Stress gehören, insgesamt 137 Fachartikel der letzten vier Jahrzehnte zur Behandlung von PTBS bei Erwachsenen aus.
„Die Daten zeigen, dass mehrere Psychotherapieverfahren bei Mehrfachtraumatisierten hochwirksam sind, ähnlich hoch wie bei Einzeltraumatisierten“, sagt Nexhmedin Morina.
Bisher wurde der Effekt nur bei Kindern und Jugendlichen festgestellt, aber nun bestätigt er sich auch bei der Behandlung von Erwachsenen. Dies ist eine “ermutigende Nachricht” für Patienten und Therapeuten.
„Unsere Daten können dazu beitragen, Behandlungsbarrieren gegenüber Menschen mit Mehrfachtraumatisierung abzubauen“, betont Thole Hoppen. „Zu der Scheu der Betroffenen, über ihre traumatischen Erfahrungen zu sprechen, kommt eine Zurückhaltung mancher Psychotherapeutinnen und -therapeuten, diese Erlebnisse in der Therapie zur Sprache zur bringen. Dabei ist insbesondere die traumafokussierte Verhaltenstherapie, in der die traumatisierenden Erlebnisse nachträglich verarbeitet werden, laut unseren Auswertungen sehr wirksam.“
Daher wird sie sowohl in nationalen als auch in internationalen Behandlungsrichtlinien als bevorzugte Behandlungsmethode angesehen. Für zukünftige Forschungen sind mehr Langzeitdaten erforderlich, um die Langzeitwirksamkeit genauer bestimmen zu können.
© Psylex.de – Quellenangabe: Universität Münster – The Lancet Psychiatry, DOI:https://doi.org/10.1016/S2215-0366(23)00373-5