Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) bei Depressionen: Update

Ein Vergleich von Skalen mit Selbst- und Beobachterbewertung zur Feststellung klinischer Verbesserungen bei der Behandlung von Depressionen mit repetitiver transkranieller Stimulation (rTMS)

Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) bei Depressionen: Update

20.11.2023 Eine neue Studie von Forschern der University of California, Los Angeles, Health zeigt, dass eine neuartige Behandlung bei den meisten Patienten mit schweren depressiven Symptomen wirksam ist – selbst nach mehreren erfolglosen Behandlungen mit Antidepressiva. Die Behandlung – die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) – wirkt möglicherweise sogar noch schneller, als frühere Ergebnisse vermuten ließen, da sie die Symptome bereits nach einer Woche zu lindern beginnt.

Forscher der Abteilung für Neuromodulation des Jane and Terry Semel Institute for Neuroscience and Human Behavior der UCLA analysierten die Ergebnisse von Hunderten von Patienten, die von 2009 bis 2022 an der UCLA Health mit der rTMS-Therapie behandelt wurden, bei der Magnetfelder eingesetzt werden, um die Vernetzungen des Gehirns neu zu verknüpfen. Die neue in der Fachzeitschrift Psychiatry Research veröffentlichte Studie ergab, dass 54 % der Patienten ein klinisches Ansprechen (mindestens 50 % Verbesserung) bei den Stimmungssymptomen zeigten, die anhand mehrerer Depressionsbewertungsskalen untersucht wurden.

Verbesserung schon nach einer Woche rTMS-Behandlung

„Wir haben einen einzigartigen Ansatz für die rTMS-Behandlung an der UCLA“, sagte der Hauptautor der Studie Dr. Michael K. Leuchter, ein leitender Psychiater am Semel-Institut. „In unserem ‚Präzisions-TMS‘-Modell sehen die Patienten bei jeder Behandlung einen Psychiater, und wir erfassen die Symptome wöchentlich mit mehreren Bewertungsskalen, wobei wir einen messbasierten Behandlungsansatz verfolgen.“

Dank dieses Ansatzes konnten die UCLA-Forscher den Nutzen der Behandlung mit größerer Zuverlässigkeit und Genauigkeit bewerten als in früheren Studien, die weniger Messskalen verwendeten.

„Was wir bei der Analyse unseres großen Datensatzes sehen, ist, dass es der Mehrheit der Patienten deutlich besser geht“, sagte Leuchter. „Das Spannendste ist, dass diese Patienten im Allgemeinen innerhalb einer Woche nach Behandlungsbeginn über eine Verbesserung berichten, obwohl die Behandlung selbst mehrere Wochen dauert, um den vollen Nutzen zu erzielen.“

Rolle der Bewertungsskalen

Die Wirksamkeit der rTMS hat sich bisher als recht unterschiedlich erwiesen, wobei die berichteten Ansprechraten zwischen 30 % und 60 % liegen. Forscher an der UCLA haben daran gearbeitet, diese Variabilität zu untersuchen und die Vorhersagen darüber zu verbessern, welche Patienten am ehesten von der Therapie profitieren werden.

Leuchter und seine Kollegen untersuchten die Ergebnisse von 708 Patienten, die über einen Zeitraum von sechs Wochen an der UCLA mit TMS behandelt wurden, anhand von vier weit verbreiteten Depressionsbewertungsskalen.

Sie fanden heraus, dass die Depressionsbewertungsskalen, die Ärzte zur Beurteilung der Wirksamkeit der Behandlung verwenden, ein wichtiger Faktor sein könnten, der zu dieser Variabilität beiträgt. Bei allen vier untersuchten Skalen stellten die Forscher fest, dass 54 % der Patienten auf mindestens einer Bewertungsskala ein signifikantes Ansprechen verzeichneten. Wenn nur eine Skala verwendet würde, könnten bis zu einem Drittel der positiven Behandlungserfolge übersehen werden, so Leuchter.

„Die Verwendung mehrerer Skalen anstelle einer einzigen ermöglicht es uns, die Wirksamkeit der rTMS-Behandlung für die vielen verschiedenen Gesichter der Depression besser zu erkennen und zu charakterisieren“, sagte Leuchter.

Darüber hinaus wurde festgestellt, dass frühe Verbesserungen, die innerhalb von fünf oder zehn Behandlungen festgestellt wurden, signifikante Prädiktoren dafür sind, wie gut ein Patient im Verlauf der Behandlung ansprechen wird. Laut Leuchter könnte dies den Ärzten bei der Entscheidung helfen, ob oder wann sie ihren klinischen Ansatz für einen Patienten ändern sollten.

© Psylex.de – Quellenangabe: Psychiatry Research (2023). DOI: 10.1016/j.psychres.2023.115608

News zur rTMS (repetitive Transkranielle Magnetstimulation) bei Depression

Die beschleunigte Verabreichung repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS) ist sicher und wirksam

13.05.2023 Eine Gruppe von klinischen Forschern und Neurowissenschaftlern ist zu dem Schluss gekommen, dass Patienten mit behandlungsresistenter schwerer depressiver Störung eine beschleunigte Form der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) angeboten werden kann. Die Gruppe weist darauf hin, dass eine solche Behandlung nur nach einem ausführlichen Gespräch mit den Patienten über die Akzeleration als alternative Form der rTMS-Planung und mit einer dokumentierten informierten Zustimmung vorgeschlagen werden sollte.

Die Empfehlungen sind in einer Sonderausgabe der Harvard Review of Psychiatry (HRP) mit dem Titel „Interventional Neuropsychiatry and Neuromodulation: An Emerging Subspecialty in Brain Medicine“ veröffentlicht worden.

Repetitive TMS

Repetitive TMS ist eine nicht-invasive Therapie, bei der ein Elektromagnet wiederholte Impulse niedriger Intensität abgibt, um das Gehirn zu stimulieren. Sie hat sich in zahlreichen klinischen Studien mit Patienten, deren klinischer Depression nicht auf antidepressive Medikamente anspricht, als sicher und wirksam erwiesen. Konventionell wird die rTMS einmal täglich 20 bis 30 Tage lang über vier bis sechs Wochen verabreicht. Dies stellt sowohl für die Patienten als auch für die Ärzte eine große zeitliche Belastung dar.

Der nächste Schritt in der Entwicklung der rTMS ist ein beschleunigter Zeitplan, bei dem die Patienten zwei oder mehr Sitzungen pro Tag absolvieren, die jeweils etwa 30 Minuten dauern und zwischen denen eine Stunde oder mehr liegt. Obwohl diese Änderung bei der Behandlung von Depressionen ebenso wirksam war wie die einmal tägliche rTMS, führte sie zu einer anderen Art von Unpraktikabilität und klinischer Ineffizienz, so Dr. Leo Chen von der Monash University/Alfred Health in Melbourne, Australien, und Kollegen. „Diese Zeitpläne verlangten von den Patienten, dass sie an jedem Behandlungstag über lange Zeiträume in den Behandlungsräumen anwesend waren, was die Patientenkapazität in den Kliniken einschränkte“, so die Autoren.

Theta-Burst-Stimulation zur Behandlung von Depression

Diese zeitliche Belastung kann zumindest teilweise durch einen neuartigen Ansatz, der sogenannten Theta-Burst-Stimulation (TBS), gemildert werden. Das am häufigsten verwendete herkömmliche rTMS-Protokoll liefert elektromagnetische Impulse mit einer Frequenz von 10 Hz, während bei der TBS drei Impulse mit 50 Hz (Gammafrequenz) verabreicht werden, die in Abständen von 5 Hz (Thetafrequenz) wiederholt werden. Innerhalb einer Stunde können zwei oder mehr TBS-Sitzungen durchgeführt werden.

Chen und seine Kollegen veröffentlichten kürzlich die Ergebnisse einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie, in der eine zehntägige TBS mit einer vierwöchigen herkömmlichen rTMS verglichen wurde. Die beiden Ansätze waren in Bezug auf die antidepressive Wirkung und Sicherheit ähnlich. Dies war die bisher größte Studie zur beschleunigten TBS bei Depressionen.

Standardisierung erforderlich

Eine schnellere Verabreichung bedeutet nicht unbedingt ein schnelleres Ansprechen, warnen die Autoren. Einige retrospektive Studien haben gezeigt, dass zweimal täglich verabreichte rTMS schneller antidepressive Wirkungen hervorruft als die einmal tägliche Verabreichung, aber die Belege sind uneinheitlich. Ein Hindernis besteht darin, dass sich die Studien in Bezug auf Faktoren wie das Stimulationsziel, die Häufigkeit und Intensität der Stimulation, die Dauer der Pausen zwischen den Sitzungen und die Anzahl der pro Sitzung und im Verlauf der Behandlung verabreichten Impulse stark unterscheiden.

Wichtig ist jedoch, dass „die antidepressive Wirksamkeit der beschleunigten rTMS mit der konventioneller, einmal täglicher rTMS-Protokolle vergleichbar zu sein scheint“, schreibt die Gruppe von Chen. Darüber hinaus „zeigen Studien, dass beschleunigte rTMS-Protokolle gut verträglich sind und nicht mit schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen einhergehen.“

Wie bei allen Therapien sind Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von Protokollen, die von den in klinischen Studien untersuchten Protokollen abweichen, nicht bekannt und es sollte vor ihnen gewarnt werden, schreiben die Forscher weiter. „Die Dauer und die Rückfallmuster der Depression nach beschleunigter rTMS bleiben eine bekannte Wissenslücke.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Harvard Review of Psychiatry (2023). DOI: 10.1097/HRP.0000000000000364

Theta-Burst-Stimulation (iTBS): Vergleich mit rTMS

27.04.2018 In der größten Studie dieser Art wurde gezeigt, dass eine dreiminütige Version der rTMS (intermittierende Theta-Burst-Stimulation, kurz iTBS) genauso effektiv ist wie die 37-minütige Standardversion bei schwer behandelbaren Depressionen.

Repetitive TMS

Die Behandlung wird als repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) bezeichnet, eine Form der Behandlung, die Magnetfeldimpulse verwendet, um einen Teil des Gehirns nichtinvasiv zu stimulieren.

Bei dieser Hirnstimulation wird der sogenannte dorsolaterale präfrontale Cortex, der mit der Stimmungsregulation verbunden ist, elektrisch angeregt.

Intermittierende Theta-Burst-Stimulation

Transkranielle Magnetstimulation
Bild: Eric Wassermann, NIH

Die Studie verglich die Standard-rTMS-Behandlung, die eine Hochfrequenz-Hirnstimulation (10 Hz) für 37,5 Minuten pro Sitzung verwendet, mit einer neueren Form von rTMS, der intermittierenden Theta-Burst-Stimulation (iTBS), die den natürlichen Rhythmus des Gehirns nachahmt und nur etwas mehr als drei Minuten pro Behandlung benötigt.

In der Studie wiesen Dr. Daniel Blumberger Co-Director des Temerty Centre for Therapeutic Brain Intervention am Centre for Addiction and Mental Health und Kollegen 414 Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip entweder der Standardform der rTMS-Behandlung oder der kürzeren iTBS-Behandlung an fünf Tagen pro Woche für bis zu sechs Wochen zu.

Remissionsvergleich der beiden elektrischen Hirnstimulationsverfahren

Für 49 Prozent der Studienteilnehmer, die die iTBS-Behandlung bekamen, verringerten sich die Depressionssymptome signifikant, wobei 32 Prozent über eine Remission der Depressionssymptome berichteten.

Die mit der Standard-rTMS behandelten Teilnehmer hatten eine Remissionsrate von 27 Prozent. Diese Ergebnisse stimmen mit früheren groß angelegten Studien und Meta-Analysen der letzten 20 Jahre überein, die die Wirksamkeit und Sicherheit der Standardform von rTMS bestätigt haben.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Centre for Addiction and Mental Health The Lancet – DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)30295-2

 

Weitere News aus der Forschung zu diesem Thema

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.