Selbstberichteter Schlafbruxismus und Zusammenhang mit Schlaflosigkeit und verschiedenen demografischen, psychologischen und lebensstilbezogenen Faktoren
22.12.2022 Die Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen selbstberichtetem Schlafbruxismus, Schlaflosigkeit und deren potenziellen Risikofaktoren wie Depressionen und Angstzuständen. Die Ergebnisse zeigen, dass Schlafbruxismus zwar nicht direkt mit Schlaflosigkeit zusammenhängt, dass aber Angst ein verbindender Faktor zwischen diesen Faktoren ist.
Bruxismus ist eine muskuläre Aktivität des Kiefers, die durch Zusammenpressen oder Knirschen der Zähne oder Pressen des Kiefers gekennzeichnet ist und sowohl im Schlaf (Schlafbruxismus) als auch im Wachzustand (Wachbruxismus) auftreten kann. Schlafbruxismus kann mit biologischen, psychologischen und Lebensstilfaktoren in Verbindung gebracht werden.
Psychosoziale Faktoren
Die psychosozialen Faktoren, über die in Schlafbruxismus-Studien am häufigsten berichtet wird, sind Stress, Angst, Depressionen und soziale Faktoren wie Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, obwohl die Rolle dieser Faktoren nicht eindeutig belegt ist. Auch Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und Kaffeetrinken können als Risikofaktoren für Schlafbruxismus angesehen werden.
Als Begleiterkrankungen von Schlafbruxismus wurden auch schlafbezogene Störungen wie obstruktive Schlafapnoe, Restless-Legs-Syndrom oder gastroösophageale Refluxkrankheit identifiziert. Darüber hinaus wurde auch Schlaflosigkeit als Komorbidität von Schlafbruxismus vorgeschlagen.
Während frühere Studien Zusammenhänge zwischen Schlafbruxismus, Schlaflosigkeit, Angst und Depression hauptsächlich univariat untersucht haben, beschlossen die Forscher Thiprawee Chattrattrai, Tessa Blanken, Frank Lobbezoo, Naichuan Su, Ghizlane Aarab und Eus J.W. Van Someren die Zusammenhänge zwischen selbstberichteten Schlafbruxismus und anderen Variablen nicht nur durch univariate Analyse, sondern auch durch multivariate logistische Regression und Netzwerkanalyse zu analysieren.
In der in der Fachzeitschrift Sleep Medicine veröffentlichten Arbeit berichtet das Team des Netherlands Institute for Neuroscience, der Universität Amsterdam und der Vrije Universiteit Amsterdam (Niederlande) sowie der Mahidol University (Thailand), dass 2.251 Teilnehmern (352 mit selbstberichtetem Schlafbruxismus und 1.899 ohne selbstberichtetem Schlafbruxismus) aus dem niederländischen Schlafregister Fragebogen über selbstberichteten Schlafbruxismus, Schlaflosigkeit, Depression, Angstzustände, Raucherhäufigkeit sowie Alkohol- und Koffeinkonsum vorgelegt wurden.
Angst als vermittelnder Faktor
Obwohl die univariate Analyse einen positiven Zusammenhang zwischen Schlafbruxismus und Schlaflosigkeit ergab, verschwand dieser Zusammenhang im multivariaten logistischen Regressionsmodell, d. h. bei Berücksichtigung von Alter, psychologischen Faktoren und Lebensstil. Das multivariate Modell ergab jedoch einen indirekten Zusammenhang zwischen Schlafbruxismus und Angstzuständen.
„Wir kamen zu dem Schluss, dass der selbstberichtete Schlafbruxismus zwar nicht direkt mit Schlaflosigkeit zusammenhängt, dass aber die Angst als Brückenfaktor zwischen diesen Beschwerden fungieren kann, so dass bei der Behandlung von Schlafbruxismus und Schlaflosigkeit die Angstbehandlung nicht außer Acht gelassen werden sollte, was eine interprofessionelle Zusammenarbeit von Ärzten und Zahnärzten erfordert“, schließen die Wissenschaftler.
© Psylex.de – Quellenangabe: Sleep Medicine – DOI: 10.1016/j.sleep.2022.03.018