Ob sich die Menschen informieren oder in Unwissenheit bleiben wollen, hängt von den Gefühlen, der Nützlichkeit, der Häufigkeit des Nachdenkens ab
03.12.2021 Laut einer neuen in Nature Communications veröffentlichten Studie von Forschern des University College London entscheiden Menschen, ob sie Informationen über ihre Gesundheit, ihre Finanzen und ihre persönlichen Eigenschaften suchen oder ignorierenn, abhängig vom Gefühl, wie nützlich sie sind und ob sie sich auf Dinge beziehen, über die sie häufig nachdenken.
Drei Typen
Die meisten Menschen lassen sich einem von drei „Informationssuchtypen“ zuordnen:
- Menschen, die bei der Entscheidung, ob sie sich informieren wollen, vor allem die Auswirkungen der Informationen auf ihre Gefühle berücksichtigen,
- Personen, die vor allem die Nützlichkeit der Informationen für die Entscheidungsfindung in Betracht ziehen, und
- diejenigen, die vor allem Informationen zu Themen suchen, über die sie häufig nachdenken.
Professor Tali Sharot (UCL Psychology & Language Sciences und Max Planck UCL Centre for Computational Psychiatry and Ageing Research), Mitautor der Studie, sagte:
Dem Einzelnen stehen heute riesige Mengen an Informationen zur Verfügung. Das reicht von Informationen über die genetische Erbanlage bis hin zu Informationen über soziale Fragen und die Wirtschaft.
Die Psychologen wollten herausfinden: Wie entscheiden die Menschen, was sie wissen wollen? Und warum suchen manche Menschen aktiv nach Informationen, z. B. über COVID-Impfstoffe, finanzielle Ungleichheit und den Klimawandel, während andere dies nicht tun?
Auswirkungen auf Gesundheit, Finanzen und Beziehungen
Die von den Menschen selbstgewählten Informationen haben wichtige Auswirkungen auf ihre Gesundheit, ihre Finanzen und ihre Beziehungen. Durch ein besseres Verständnis der Gründe, warum sich Menschen für eine Informationssuche entscheiden, könnten Wege zur Überzeugung der Menschen entwickelt werden, sich weiterzubilden.
Die Forscher führten fünf Experimente mit 543 Versuchsteilnehmern durch, um herauszufinden, welche Faktoren die Informationssuche beeinflussen.
Die Experimente
- In einem der Experimente wurden die Teilnehmer gefragt, wie viel sie über Gesundheitsinformationen wissen möchten, z. B. ob sie ein Alzheimer-Risikogen oder Gene für ein starkes Immunsystem besitzen.
- In einem anderen Experiment wurden sie gefragt, ob sie finanzielle Informationen wie Wechselkurse oder die Höhe ihres Einkommens sehen wollten, und
- in einem weiteren, ob sie gerne erfahren hätten, wie ihre Familie und Freunde sie in Bezug auf Eigenschaften wie Intelligenz und Faulheit bewerten.
Später wurden die Teilnehmer gefragt, für wie nützlich sie die Informationen hielten, was sie sich davon versprachen und wie oft sie über das jeweilige Thema nachdachten.
Gefühle, Nützlichkeit, Häufigkeit des Nachdenkens
Die Forscher fanden heraus, dass sich die Menschen bei der Suche nach Informationen an diesen drei Faktoren orientieren: erwarteter Nutzen, emotionale Wirkung und Relevanz für Dinge, an die sie häufig denken. Dieses Drei-Faktoren-Modell erklärte die Entscheidungen, Informationen zu suchen oder zu ignorieren, am besten im Vergleich zu einer Reihe anderer getesteter Modelle.
Einige Teilnehmer wiederholten die Experimente mehrmals im Abstand von mehreren Monaten. Die Forscher fanden heraus, dass die meisten Menschen einem der drei Motive (Gefühle, Nützlichkeit, Häufigkeit des Nachdenkens) Vorrang vor den anderen einräumten, und ihre spezifische Tendenz blieb über die Zeit und die verschiedenen Bereiche hinweg relativ stabil, was darauf hindeutet, dass die Motivation der Personen zur Informationssuche „eigenschaftsbezogen“ ist.
In zwei Experimenten füllten die Teilnehmer auch einen Fragebogen aus, um ihre allgemeine psychische Gesundheit zu beurteilen. Die Psychologen stellten fest, dass bei der Suche nach Informationen über ihre eigenen Eigenschaften die Teilnehmer, die am meisten über Eigenschaften Bescheid wissen wollten, über die sie oft nachdenken, über eine bessere psychische Gesundheit berichteten.
© Psylex.de – Quellenangabe: Nature Communications (2021). DOI: 10.1038/s41467-021-27046-5