Einsamkeitsgefühle haben eine andere neuronale Grundlage als soziale Ängste
14.02.2022 Trotz ähnlicher Symptome werden Einsamkeit und soziale Ängste durch unterschiedliche Gehirnaktivitäten gesteuert laut einer neuen in JNeurosci veröffentlichten Forschungsarbeit.
Einsamkeitsgefühle können sich nachteilig auf die körperliche und psychische Gesundheit auswirken, doch gibt es derzeit nur wenige verhaltenstherapeutische Interventionen für das Gefühl der Einsamkeit im Gegensatz zu psychischen Erkrankungen wie z.B. sozialer Angststörung.
Die Studie
Lieberz et al. untersuchten die Grundlage für diese beiden Erscheinungen, indem sie das Verhalten von Menschen mit sozialen Ängsten und hoher bzw. niedriger Einsamkeit bei einem sozialen Glücksspiel verglichen. Die Teilnehmer spielten ein Computerspiel, bei dem sie eine sichere Wette abschließen und einen kleineren Geldbetrag gewinnen oder eine riskantere Wette für einen größeren Betrag abschließen konnten. Wählten sie die riskantere Wette, sahen sie ein Video eines virtuellen Menschen, der Zustimmung oder Ablehnung zeigte.
Personen mit sozialen Ängsten wählten häufiger die sichere Wette, um soziales Feedback durch die Videos zu vermeiden. Menschen mit hoher Einsamkeit zeigten diese soziale Vermeidung jedoch nicht.
Amygdala und Nucleus Accumbens
Bei der Messung der Hirnaktivität der Teilnehmer während der Aufgabe mit fMRT fanden die Forscher heraus, dass Menschen mit sozialer Angst eine erhöhte Amygdala-Aktivierung während der Entscheidungsphase – ein Zeichen für erhöhte Angst – und eine verringerte Nucleus-Accumbens-Aktivierung während der Feedback-Phase – ein Zeichen für verringerte soziale Belohnung – zeigten.
Beide Aktivitätsmuster traten bei Menschen mit starker Einsamkeit nicht auf, was darauf hindeutet, dass Einsamkeit ein einzigartiger Zustand ist, der eigene Interventionen erfordert.
© Psylex.de – Quellenangabe: JNeurosci (2022). DOI: 10.1523/JNEUROSCI.2029-21.2022
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