Spukhaus-Erfahrungen und die Reaktion des Körpers auf Bedrohungen

Studie untersuchte physiologische Reaktionen auf eine Bedrohungserfahrung im Haunted-House (Spukhaus): Unterscheidbare tonische und phasische Effekte

Spukhaus-Erfahrungen und die Reaktion des Körpers auf Bedrohungen

23.01.2022 Mit der so genannten Kampf-oder-Flucht-Reaktion bereitet die Evolution den Körper darauf vor, sich zu verteidigen oder vor einer realen oder vermeintlichen Bedrohung zu fliehen, z. B. vor einem Löwen im hohen Gras oder – in der heutigen Zeit – vor einer überfälligen Leistungsbeurteilung.

Aufgrund ethischer und praktischer Beschränkungen von Laborexperimenten am Menschen haben sich Wissenschaftler bisher schwer getan, die Auswirkungen echter Bedrohungen auf den psychischen und körperlichen Zustand des Menschen zu untersuchen.

Psychologische und physiologische Reaktionen auf wahrgenommene Bedrohungen

In einer neuen in der Fachzeitschrift Psychological Science veröffentlichten Studie untersuchten Forscher die psychologischen und physiologischen Reaktionen der Teilnehmer auf wahrgenommene Bedrohungen in einer sicheren, aber dennoch immersiven Umgebung in einem sogenannten Haunted-House (Spukhaus).

In dieser Spukhausumgebung mit 17 Räumen mit unterschiedlichen Bedrohungen, die eine ununterbrochene Erfahrung darstellten, untersuchten die Forscher, wie der Körper je nach sozialem Kontext (ob Freunde in der Nähe waren), Merkmalen der Bedrohungen (ob sie erwartet wurden) und Emotionen (ob die Personen Angst hatten) unterschiedlich auf Bedrohungen reagiert.

Emotionale Ansteckung, Vorhersagbarkeit der Bedrohung, Angstgefühl

Es gibt viele Faktoren, die beeinflussen, wie der menschliche Körper auf Bedrohungen reagiert, sagt Studienautorin Sarah M. Tashjian vom Fachbereich für Geistes- und Sozialwissenschaften am California Institute of Technology. Die Forscher fanden heraus, dass die emotionale Ansteckung durch Freunde, die Vorhersagbarkeit der Bedrohung und das subjektive Angstgefühl für die Reaktion des Körpers von Bedeutung sind.

Alle diese Faktoren tragen dazu bei, die Überlebensfähigkeit einer Person bei Bedrohung zu erhöhen, aber in der Studie hatte jeder leicht unterschiedliche Einflüsse, was die dynamische Natur des sympathischen Nervensystems zeigt.

Das Spukhaus

Um die Auswirkungen beängstigender Erfahrungen zu untersuchen, wurden in früheren Studien beängstigende Bilder, leichte Elektroschocks oder laute Geräusche verwendet. In der aktuellen Studie gingen 156 Teilnehmer in kleinen Gruppen durch das Spukhaus. Während der 30-minütigen Erfahrung wurden sie mit Situationen konfrontiert, die einen drohenden Erstickungstod, ein entgegenkommendes Auto und eine Schusssalve (mit Kugeln) von einem Erschießungskommando imitierten.

Die Teilnehmer trugen physiologische Echtzeit-Armbänder zur Messung ihrer elektrodermalen Aktivität oder schweißbedingter Veränderungen der elektrischen Eigenschaften der Haut, einschließlich des Hautleitwerts und der Hautleitfähigkeitsreaktion.

Die körperliche Reaktion auf die Bedrohung

Vor dem Besuch des Spukhauses bewerteten die Teilnehmer ihre erwartete Angst auf einer Skala von 1 bis 10. Danach bewerteten sie ihre erlebte Angst auf derselben Skala.

Anhand dieser Daten wurden vier Faktoren untersucht, darunter die Gruppenzusammensetzung, die Unmittelbarkeit der Bedrohung, intrapersonelle Faktoren der Angst und eine „baseline orienting response“, d. h. die Empfindlichkeit der Teilnehmer gegenüber Bedrohungen.

Beobachtung von Gruppeneffekten

Die Ergebnisse zeigten einen positiven Zusammenhang zwischen der Anzahl der Freunde in einer Gruppe und der tonischen Erregung, die die allgemeine körperliche Reaktion des Körpers auf Stress oder Emotionen widerspiegelt. Je mehr Freunde die Teilnehmer bei der Besichtigung des Spukhauses dabei hatten, desto höher war im Durchschnitt ihre körperliche Reaktion.

Bei Studien wird in der Regel jeweils nur eine Person oder höchstens ein Paar von Freunden getestet. In dieser Studie hatten die Forscher die einmalige Gelegenheit zu untersuchen, wie sich der Aufenthalt in Gruppen mit einer unterschiedlichen Mischung aus Freunden und Fremden auf die Bedrohungswahrnehmung auswirkt.

Weitere Resultate

Die Forscher stellten auch einen positiven Zusammenhang zwischen unerwarteten Angriffen, subjektiver Angst und phasischer Häufigkeit fest. Phasische Effekte sind schnelle Veränderungen, die der Körper als Reaktion auf ein Ereignis erfährt. Personen, die sich während des Spukhauses am meisten fürchteten, hatten mehr Spitzen bei diesen Reaktionen. Wenn der Körper stärker auf das bedrohliche Ereignis reagiert, empfinden Sie auch psychologisch mehr Angst, sagte Studienautorin Sarah M. Tashjian.

Andere Ergebnisse zeigten, dass Teilnehmer mit einer anfänglich starken Reaktion auf den ersten Raum des Spukhauses beim Besuch anderer Räume verstärkt reagierten. Teilnehmer mit häufigeren Reaktionen im ersten Raum zeigten mit der Zeit weniger Reaktionen.

Sie fügte hinzu, dass die Forschung einen bedeutenden Fortschritt für die Kognitions- und Sozialpsychologie darstellt, weil sie das Verständnis dafür fördert, wie „naturalistische Kontexte“, wie das Erlebnis eines Spukhauses, die Reaktion des Körpers auf Bedrohungen beeinflussen. Von Bedeutung ist auch die Feststellung, dass Freunde die körperliche Reaktion verstärken.

Freunde können die allgemeine Erregung verstärken, unerwartete Schrecken können mehr Reaktionen und ein höheres Maß an Reaktionen im Körper hervorrufen als vorhersehbare Schrecken, und häufigere Reaktionen des Körpers können sich in einem stärkeren Angstgefühl äußern, fasst Tashjian zusammen. „Und all das zeigen wir mit Hilfe einer intensiven, immersiven, realitätsnahen Bedrohungsumgebung.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Psychological Science, 2022; 095679762110322 DOI: 10.1177/09567976211032231

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