ADHS: Einfluss der Eltern

Kinder zerrütteter, depressiver Eltern haben wahrscheinlicher ADHS

Kinder von Eltern, die über gewalttätige Auseinandersetzungen und depressiven Symptome innerhalb der ersten drei Jahren des Kindes berichten, haben eine bedeutend höhere Wahrscheinlichkeit eine Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung diagnostiziert zu bekommen, laut einer online am 4. Februar in JAMA Pediatrics herausgegebenen Studie.

Gewalt und Depressionen bei Eltern

Nerissa S. Bauer, M.D., M.P.H., von der Indiana Universität in Indianapolis, und Kollegen analysierten Daten von 2.422 Kindern, die an einer prospektiven Kohortenstudie teilnahmen.

ADHS im Unterricht
(Symbolfoto): ADHS im Unterricht

Die Forscher stellten anhand der berichteten Ereignisse fest, dass bevor die Kinder 3 Jahre waren, bei

  • 2,4 % über Gewalt bei den Eltern und depressive Symptome,
  • 2,8 % allein Gewalt in der Beziehung und
  • 29,1 Prozent über (allein) vorkommende depressive Symptome berichteten.
  • 65,7 % vermeldeten keine Vorkommnisse in dieser Richtung.

Nach Gewalt und Depressionen höheres Risiko

Es zeigte sich eine bedeutend gesteigerte Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind eine ADHS Diagnose erhielt (adjustiertes relatives Risiko 4,0, d.h.es gab ein 4 mal höheres Risiko für diese Kinder), wenn ihre Eltern von sowohl Gewalt als auch depressiven Symptomen berichteten, auch nach Bereinigung der Daten hinsichtlich Geschlecht, Rasse/Ethnizität des Kindes.

Bei Depression mehr Medikamente für die Kinder

Es waren ebenfalls pharmakologische Daten und Verschreibungen ausgewertet worden und es zeigte sich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Verschreibung psychotroper Medikamente bei Kindern, wenn deren Eltern über depressive Symptome berichteten (adjustiertes relatives Risiko von 1,9).

„Kontakt mit Gewalt bei den Eltern und Depression vor dem Erreichen des 3. Lebensjahres steht mit einem Beginn einer Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung im Vorschulalter im Zusammenhang; frühe Exposition mit elterlicher Depression ist verbunden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit psychotrope Medikamente verschrieben zu bekommen“, schreiben die Autoren.

Quelle: JAMA Pediatrics, Feb. 2013

Anhaltende ADHS-Symptome verbunden mit überkritischen Eltern

09.02.2016 Für viele Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung scheinen die Symptome mit dem Älterwerden abzunehmen, aber für einige trifft das nicht zu. Ein Grund dafür könnten überkritische Eltern sein laut einer Studie der Florida International University.

Warum bei einigen die Symptome in der Jugend nicht zurückgehen

zappelphilipp

„Warum ADHS-Symptome bei einigen Kindern im Jugendalter zurückgehen und bei anderen nicht ist ein wichtiges Phänomen. Unser Befund zeigt, dass Kinder mit ADHS weniger wahrscheinlich eine Reduktion der Symptome erfahren, wenn deren Eltern regelmäßig starke Kritik an den Kindern zeigen“, sagte Studienautorin Erica Musser vom Fachbereich für Psychologie.

Musser und ihre Kollegen untersuchten über drei Jahre 388 Kinder mit und 127 ohne ADHS, sowie deren Familien. Von den Kindern mit ADHS waren 69% männlich, 79% weiß, und 75% kamen aus einem Haushalt mit zwei Elternteilen. Die Forscher maßen Symptome, das Ausmaß der Kritik und die emotionale Beteiligung der Eltern.

Die Eltern wurden darum gebeten, über ihre Beziehung zu ihrem Kind zu sprechen. Die Audioaufnahmen dieser Sitzungen wurden dann von Experten auf das Niveau der Kritik bewertet (strenge, negative Aussagen über das Kind, weniger über das Verhalten des Kindes) und emotionales übermäßiges Engagement (überfürsorgliche Emotionen für das Kind). Diese Daten wurden an zwei Zeitpunkten (ein Jahr auseinander) erfasst.

Anhaltende elterliche Kritik

Nur die anhaltende elterliche Kritik (also ein hohes Ausmaß bei beiden Messungen) war mit der Aufrechterhaltung von ADHS-Symptomen bei den Kindern verbunden.

„Wir können aufgrund unserer Daten zwar nicht sagen, dass Kritik die Ursache für die anhaltenden Symptome ist“, sagte Musser in der Zeitschrift Journal of Abnormal Psychology, aber dies ist ein Zusammenhang, der neu ist.

„Interventionen, die die elterliche Kritik verringern, könnten auch zu einer Reduktion der ADHS-Symptome führen. Andere Maßnahmen, die die schwerwiegenden Symptome von Kindern mit ADHS verbessern, könnten aber auch zu einer Reduktion der elterlichen Kritik führen und langfristig zu einem größeren Wohlbefinden in der Familie.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Florida International University, Journal of Abnormal Psychology; Feb. 2016

Auswirkungen von Elternschaft und inhibitorischer Kontrolle auf Vorhersage von Hyperaktivität-Impulsivität und Unachtsamkeit

18.08.2019 Studien haben gezeigt, dass die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern durch positive Erziehung verringert werden kann: durch Förderung, Bestätigung, Strukturierung ihrer Aufgaben und natürlich durch Zuneigung.

Aber nur wenige Studien haben den Effekt einer positiven Erziehung gemessen, wenn sie mit der Unterdrückung von unangemessenem Verhalten durch die Kinder selbst kombiniert werden – auch bekannt als inhibitorische Kontrolle oder Hemmungskontrolle.

Charlie Rioux vom Fachbereich Psychologie der Université de Montréal und Kollegen analysierten die Daten von 195 Müttern die Beziehung zwischen der positiven Erziehung von Müttern, als ihr Kind vier Jahre alt war, und der inhibitorischen Kontrolle des Kindes im Alter von sechs Jahren, um zu sehen, ob so ADHS-Symptome im Alter von 7 Jahren vorhergesagt werden konnten.

Prävention von ADHS: Positive Mütter, ausgeglichenere Kinder

Die in Development and Psychopathology veröffentlichten Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine positive Erziehung im Alter von vier Jahren stark mit geringeren ADHS-Symptomen im Alter von 7 Jahren verbunden ist. Die Verbindung war noch stärker, wenn das Kind im Alter von 6 Jahren eine größere Hemmungskontrolle hatte.

Laut den Psychologen kann diese Beziehung dadurch erklärt werden, dass Kinder mit einer besseren Hemmungskontrolle in der Lage sind, mehr Aufmerksamkeit auf das Handeln ihrer Eltern zu richten und dadurch stärker von ihrem positiven Feedback beeinflusst werden. Im Gegensatz dazu zeigten Kinder mit schwächerer inhibitorischen Kontrolle und Kinder, deren Mütter weniger positive Erziehungspraktiken ausübten, ausgeprägtere ADHS-Symptome.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Development and Psychopathology – DOI: https://doi.org/10.1017/S0954579419000774

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  1. Genau das ist das Problem. Es wird vermehrt versucht, die “Schwächen” abzutrainieren und sie abzugwöhnen. Es wäre besser, nachhaltiger und gesünder, wenn man anfangen würde, die Stärken eines jeden zu fördern. So können vermeidliche Schwächen “abgeschwächt” werden.

  2. Wenn dieser Zusammenhang empirisch belegt ist, weiß ich, warum ich seit fast acht Jahren in Therapie bin und sich seither die Symptome allmählich gemächlich verabschieden. Ich denke, dass kaputt erzogenes Selbstwertgefühl lange braucht, um sich wieder aufzurappeln und ADHS (und sich selbst) nicht mehr als Makel zu empfinden.

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


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