Herzinfarkt und Angststörung

Herzinfarkt durch Angststörung

Angststörungen können das Risiko von Herzinfarkt (Myokardinfarkt), Schlaganfall, Herzversagen und Tod bei Menschen mit Herzkrankheit erhöhen, nimmt eine neue niederländische Studie an.

Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzversagen

Die Forschungsstudie mit 1.000 Personen mit gesicherter Diagnose einer koronaren Herzkrankheit, testete zu Beginn der Studie auf Angststörung und begleitete die Teilnehmer dann durchschnittlich 5,6 Jahre.

Während dieser Zeit gab es eine Gesamtzahl von 371 kardiovaskulären Ereignissen (Herzinfarkte oder andere Vorfälle, die Schäden am Herzen verursachen können). Die jährliche Rate kardiovaskulärer Ereignisse lag bei 9,6 Prozent unter den 106 Patienten mit generalisierter Angststörung und 6,6 Prozent unter den anderen 909 Patienten.

Nach dem Ausschluß einiger möglicher Störfaktoren wie: andere Gesundheitsprobleme, Schwere der Herzkrankheit und Medikation – schlossen die Forscher, dass Generalisierte Angststörung mit einem 74-prozentigen gesteigerten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden ist.

Risiko-Faktoren für Herzinfarkte

Viele Faktoren können die Zunahme des Risikos für einen Herzinfarkt bewirken, schrieben Elisabeth J. Martens und Kollegen von der Tilburg Universität in den Niederlanden. Angst kann verbunden sein mit Wellen von „Kampf- oder Flucht-“ Hormonen, Katecholamine genannt, die mit Herzrisiken verbunden sein können; oder Personen mit Angststörungen könnten wahrscheinlicher eine Krankenversorgung aufsuchen, wenn sie Symptome eines kardiovaskulären Ereignisses haben (obwohl die Forscher bemerkten, dass dies die höheren Raten von Todesfällen nicht erklären würde).

Es ist auch möglich, dass ein gemeinsamer zugrundeliegender Faktor das Risiko von sowohl Angst- als auch Herzereignissen erhöhen könnte.

Die Studie erschien in der Juliausgabe der Zeitschrift Archives of General Psychiatry.

„Diese Befunde haben Auswirkungen auf die klinische Praxis und Forschung“, schlossen Martens und Kollegen in einer Pressemitteilung, da die Auswertung und Behandlung der Angststörungen jetzt „als Teil der umfassenden Behandlung von Patienten mit koronarer Herzkrankheit betrachtet“ werden sollte.

Sie fügten hinzu, dass Wissenschaftler Forschungsprogramme brauchen, um zu helfen, die Wirkung von Angststörungen auf medizinische Prognosen, einschließlich der von Herzkrankheiten wie Herzinfarkten zu verstehen, und belegbasierte Ansätze zur Patientenversorgung zu entwickeln.

Quelle: Archives of General Psychiatry, Juli 2010

Können Angsterkrankungen bei Myokardinfarkt schützen?

28.02.2018 Eine Angststörung kann auch etwas Positives bewirken: Eine im Fachmagazin Clinical Research in Cardiology veröffentlichte Studie zeigt, dass Menschen mit Angsterkrankungen die Anzeichen eines Herzinfarktes (Myokardinfarkt) früher als Gefahr wahrnehmen und rascher zum Arzt gehen, was ihre Wahrscheinlichkeit des Überlebens vergrößert.

Fang X. Y. von der Technischen Universität München und Kollegen analysierten die Daten von 619 Herzinfarktpatienten, die im Krankenhaus interviewt worden waren. Am Krankenbett waren Daten über soziodemographische, klinische und psychoverhaltensbezogene Merkmale erhoben worden.

Schneller in der Notaufnahme

herzprobleme
Bild: OpenClipart-Vectors

Etwa 11,47 Prozent der Befragten litten auch unter einer Generalisierten Angststörung.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Personen mit Angststörung im Schnitt deutlich früher in die Notfallaufnahmen erschienen waren als Personen ohne starke Ängste.

Frauen

Insbesondere Frauen mit Herzinfarkt und generalisierter Angststörung (GAS) reagierten besonders schnell: Sie waren im Schnitt 112 Minuten nach Beginn des Myokardinfarkts in der Klinik – Infarktpatienten ohne GAS brauchten knapp 2 Stunden länger.

Männer

Auch die männlichen Teilnehmer mit GAS waren schneller in der Notaufnahme (48 Minuten) – jedoch war dieses Resultat nicht statistisch signifikant.

Bei Herzinfarkten zählt jede Minute. Je früher die Behandlung einsetzt, desto geringer sind die Herzschäden, die gesundheitlichen Folgen und die Mortalität.

„Personen mit Angsterkrankungen haben zwar ein höheres Risiko für einen Infarkt, überleben diesen aber meist eher. Einen wichtigen Faktor hierfür zeigen unsere Daten“, sagt Studienautor Karl-Heinz Ladwig.

„Angstgestörte Menschen können häufig sensibler auf ihre gesundheitlichen Bedürfnisse reagieren. Das sollten Ärztinnen und Ärzte auch immer sehr ernst nehmen. Sie sind auch entscheidungsstärker, wenn es um das Annehmen von Hilfe geht. So kann eine Krankheit auch helfen, vor einer anderen schweren Erkrankung zu schützen“, führt er weiter aus.

Die psychischen Risiken von angsterkrankten Menschen sind jedoch hoch, da sie häufiger unter Stressbelastungen, Erschöpfung und Einschränkungen des Wohlbefindens leiden, schließen die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Technischen Universität München; Clinical Research in Cardiology – DOI: 10.1007/s00392-018-1208-4; Feb. 2018

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