Bipolare Störung:
Lichttherapie, Licht
Psychische Störungen – Affektive Störungen
Helle Lichttherapie am Mittag hilft Patienten mit bipolarer Depression
10.10.2017 Tägliche Exposition gegenüber hellem weißen Licht am Mittag verringerte erheblich die Symptome der Depression und erhöhte die Leistungsfähigkeit bei Menschen mit bipolarer affektiver Störung, zeigt eine im American Journal of Psychiatry veröffentlichte Studie.
Frühere Studien haben gezeigt, dass die Morgenlicht-Therapie bei Patienten mit saisonaler affektiver Depression (SAD) die Depressionssymptome reduzierte. Aber Patienten mit bipolarer Störung können Nebenwirkungen wie Manie oder gemischte Symptome von dieser Form der Depressionsbehandlung bekommen, sagte Studienautorin Dr. Dorothy Sit von der Northwestern Universität.
Die aktuelle Studie realisierte eine neuartige Lichttherapie-Intervention am Mittag, um die bipolare Depression zu lindern und diese Nebenwirkungen zu vermeiden.
Helles weißes Licht vs. Placebo
Im Vergleich zu schwachem Placebo-Licht erreichten die Teilnehmer der Studie, die zwischen 12:00 und 14:30 Uhr für sechs Wochen helles weißes Licht erhielten, eine signifikant höhere Remissionsrate (minimale Depression und Rückkehr zur normalen Funktionsfähigkeit).
Mehr als 68 Prozent der Patienten, die mittags helles Licht erhielten, erreichten eine normale Stimmung, verglichen mit 22,2 Prozent der Patienten, die Placebo-Licht bekamen.
Die mit heller Lichttherapie behandelten Personen erreichten auch einen viel niedrigeren durchschnittlichen Depressionsscore von 9,2 im Vergleich von 14,9 der Placebogruppe und eine erheblich höhere Funktionsfähigkeit, was bedeutete, dass sie zurück zur Arbeit gehen oder Aufgaben zu Hause erledigen konnten, was sie vor der Behandlung nicht machen konnten.
Die Patienten berichteten auch nur über minimale Nebenwirkungen der Therapie. Niemand zeigte Manie oder Hypomanie.
Lichtbehandlung als unterstützende Therapie
Die Studie umfasste 46 Teilnehmer, die zumindest eine moderate Depression, Bipolare Störung hatten und mit einem Stimmungsstabilisator behandelt wurden.
Die Patienten wurden zufällig der Behandlungsgruppe zugeordnet (helles weißes Licht von 7.000 Lux) oder der Kontrollgruppe (Placebo-Licht von 50 Lux). Die Lichttherapie-Patienten sollten den Leuchtkasten etwa 30 cm von ihrem Gesicht entfernt platzieren und 15-minütige Sitzungen abhalten.
Toleranz und Wirkungseintritt
Jede Woche wurde die Exposition gegenüber der Lichttherapie um 15-Minuten-Schritte erhöht, bis sie eine Dosis von 60 Minuten pro Tag erreichten oder eine signifikante Veränderung ihrer Stimmung.
Indem die Forscher mit einer niedrigeren Dosis begannen und langsam diese Dosis im Laufe der Zeit erhöhten, konnten sie die Lichtbehandlung auf noch tolerierte Werte einstellen und die Therapie für die meisten Patienten verträglich anpassen, sagte Sit.
Sit und ihre Kollegen beobachteten wie andere Studien (bei perinataler Depression und SAD) auch einen wahrnehmbaren Effekt der hellen Lichttherapie nach vier Wochen.
Cirkadiane Rhythmen
Lichttherapie wurde bisher unter Verwendung des Morgenlichts nach dem Erwachen getestet, weil frühere Forschungsbefunde nahelegten, dass Morgenlicht hilft, den cirkadianen Rhythmus zurückzustellen, und bei der Behandlung von SAD hilfreich sein kann, sagte Sit.
Allerdings ist der Mechanismus des Ansprechens bei bipolarer Störung unklar. Um die möglichen Auswirkungen von hellem Licht am Mittag auf den circadianen Rhythmus bei Patienten mit Depressionen und bipolaren Störungen zu verstehen, planen Sit und Kollegen neue Studien.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Northwestern Universität; American Journal of Psychiatry – DOI: 10.1176/appi.ajp.2017.16101200; Okt. 2017
Lichttherapie versus Placebo: Studie überprüft Wirksamkeit bei Menschen mit bipolarer Störung
05.02.2020 Eine im Canadian Journal of Psychiatry veröffentlichte Metaanalyse überprüfte sieben Studien auf die Wirksamkeit von Lichttherapie – im Vergleich zu Placebo – bei Menschen mit bipolarer Störung.
Raymond W. Lam vom Fachbereich Psychiatrie der University of British Columbia und Kollegen analysierten die Daten von 259 Patienten mit bipolarer Erkrankung.
- Die Behandlung mit Lichttherapie war mit einer signifikanten Verbesserung der Scores auf der Hamilton Depressions-Bewertungsskala verbunden (standardisierte mittlere Differenz = 0,43; P = 0,03) im Vergleich zu Placebo.
- Es gab auch einen deutlichen Unterschied zugunsten der Lichttherapie beim klinischen Ansprechen (Odds Ratio [OR] = 2,32; P = 0,024), aber nicht hinsichtlich der Remission.
- Es gab keinen Unterschied bei den affektiven Änderungen zwischen aktivem Licht und Kontrollbedingungen (OR = 1,30; P = 0,67).
Es gibt positive, aber nicht schlüssige Belege dafür, dass unterstützende Lichttherapie die Symptome der bipolaren Depression reduziert und das klinische Ansprechen erhöht. Lichttherapie wurde von den Patienten mit bipolarer Störung gut vertragen, ohne dass ein erhöhtes Risiko eines affektiven Umschwungs besteht, schließen die Autoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Canadian Journal of Psychiatry – https://doi.org/10.1177/0706743719892471
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