Welcher Chronotyp entwickelt eher Depressionen?
15.06.2018 Frauen im mittleren bis höheren Alter, die von Natur aus früh zu Bett gehen und früh aufstehen, entwickeln deutlich weniger Depressionen als Spätaufsteherinnen laut einer im Journal of Psychiatric Research veröffentlichten Forschungsarbeit.
Die Studie mit mehr als 32.000 Krankenschwestern untersuchte den Zusammenhang zwischen Chronotyp bzw. Schlaf-Wach-Präferenz und Stimmungsstörungen.
Leichter unabhängiger Risikofaktor
Sie zeigt, dass auch nach Berücksichtigung von Umweltfaktoren wie Lichtexposition und Arbeitszeiten der Chronotyp, der zum Teil genetisch bedingt ist, das Depressionsrisiko leicht zu beeinflussen scheint.
Frühere Studien haben gezeigt, dass Nachtschwärmer doppelt so häufig an Depressionen leiden. Aber weil diese Studien oft Daten nur zu einem einzigen Zeitpunkt verwendeten und viele andere Faktoren, die das Depressionsrisiko beeinflussen, nicht berücksichtigten, war es schwierig festzustellen, ob Depressionen dazu führen, dass Menschen später aufbleiben oder ein Chronotyp vom Typ „Nachtschwärmer“ bzw. „Nachteule“ das Risiko einer Depression erhöht.
Ursache und Wirkung
Um die Frage zu klären, werteten die Forscher Daten von 32.470 weiblichen Teilnehmern im Alter von durchschnittlich 55 Jahren der Nurses Health Study aus, in der die Krankenschwestern alle zwei Jahre Gesundheitsfragebögen ausfüllten.
Im Jahr 2009 waren alle Teilnehmerinnen der Studie frei von Depressionen. Auf die Frage nach ihrem Schlafverhalten bezeichneten sich 37 Prozent als Chronotyp Frühaufsteher, 53 Prozent als Zwischenformen und 10 Prozent als Spätaufsteher.
Verbundene Risikofaktoren
Die Frauen wurden vier Jahre lang begleitet, um zu sehen, wer Depressionen entwickelte.
Depressionsrisikofaktoren wie Körpergewicht, körperliche Aktivität, chronische Krankheit, Schlafdauer oder Nachtschichtarbeit wurden ebenfalls bewertet.
Die Forscher fanden heraus, dass späte Chronotypen oder Nachtschwärmer weniger wahrscheinlich verheiratet sind, eher allein leben und rauchen, und eher unregelmäßige Schlafmuster haben.
Nach Berücksichtigung dieser Faktoren stellten sie fest, dass Frühaufsteher immer noch ein um 12 bis 27 Prozent geringeres Risiko hatten, depressiv zu werden als bei den Zwischenformen. Chronotyp „Eule“ hatte dagegen ein um 6 Prozent höheres Risiko als Zwischentypen (dieser leichte Anstieg war statistisch nicht signifikant).
Dies zeigt, dass es einen Effekt des Chronotyps auf das Depressionsrisiko geben könnte, der nicht von Umwelt- und Lebensstilfaktoren angetrieben wird, sagt Céline Vettervon von der Universität Colorado at Boulder.
Die Gene
Die Genetik spielt eine Rolle bei der Bestimmung, ob man eine „Lerche“ also Frühaufsteher, ein Zwischentyp oder eine „Nachteule“ ist, wobei die Forschung 12-42 Prozent Erblichkeit zeigt.
Und einige Studien haben bereits gezeigt, dass bestimmte Gene (einschließlich PER2 und RORA), die beeinflussen, wann wir lieber aufstehen und schlafen, auch das Depressionsrisiko beeinflussen.
Das Licht
Alternativ beeinflusst auch wann und wie viel Licht man bekommt den Chronotyp, und die Lichtexposition beeinflusst ebenfalls das Depressionsrisiko.
Der Beitrag von Lichtmustern und Genetik zum Zusammenhang zwischen Chronotyp und Depressionsrisiko ist ein wichtiger nächster Schritt, so Vetter.
Vetter betont, dass der Chronotyp zwar ein unabhängiger Risikofaktor für Depressionen ist, aber nicht bedeutet, dass Nachtschwärmer zur Depression verurteilt sind.
Ja, der Chronotyp ist relevant, wenn es um Depressionen geht, aber es ist ein kleinerer Effekt, sagt sie und stellt fest, dass ihre Studie eine bescheidenere Wirkung gefunden hat als frühere.
© psylex.de – Quellenangabe: Journal of Psychiatric Research
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