Depressionen bei adoptierten Kindern
Klinische Psychologie – Depressive Störungen
Risiko für klinische Depressionen bei von Adoptiveltern aufgezogenen Kindern geringer
03.05.2020 Laut einer Studie im American Journal of Psychiatry veröffentlichten Studie haben Kinder mit einem hohen Risiko für schwere Depressionen, die in Adoptivfamilien aufgezogen werden, ein deutlich geringeres Risiko für schwere Depressionen später im Leben als Personen, die in ihrer ursprünglichen familiären Umgebung aufwachsen.
Risiko für Depressionen für Kinder bei biologischen und Adoptiveltern
Kenneth S. Kendler von der Virginia Commonwealth University in Richmond und Kollegen bestimmten eine Stichprobe 666 Hochrisiko-Kinder-Paaren (Hochrisiko: mindestens ein biologischer Elternteil, der Depressionen hatte) und 2.596 Hochrisiko-Halbgeschwister-Kindern, wobei mindestens ein Kind zu Hause bei den biologischen Eltern aufgezogen wurde und eines bei Adoptiveltern, um die Rolle der Entwicklungsumgebung bei der Entstehung schwerer Depressionen zu klären.
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Die Forscher fanden heraus, dass das Risiko für eine schwere Depression bei den entsprechenden Adoptiveltern im Vergleich zu den bei den biologischen Eltern aufgezogenen Voll- bzw. Halbgeschwistern um 23 bzw. 19 Prozent reduziert war, nachdem auf Geschlecht, Alter der Eltern bei der Geburt und Halbgeschwister, sowie klinische Depression in der Vorgeschichte bei dem nicht gemeinsamen Elternteil kontrolliert worden war.
Schützende Wirkung von Adoption
Der relative Bildungsstatus der biologischen Eltern und der Adoptiveltern hatte keinen Einfluss auf den schützenden Erziehungseffekt.
Wenn ein Adoptivelternteil oder ein Stiefkind schwere Depressionen hatte oder die Adoptivfamilie durch den Tod oder die Scheidung der Eltern gestört wurde, verschwand die schützende Wirkung der Adoption sowohl bei Voll- als auch bei Halbgeschwistern.
Erziehungsumgebung in Hochrisikofamilien
Die Ergebnisse untermauern die Belege, dass qualitativ hochwertige Entwicklungsumgebungen das Auftreten schwerer Depressionen bei Personen mit hohem familiären Risiko bedeutend reduzieren können, schreiben die Autoren.
Dieses Ergebnis unterstützt die Bemühungen um eine Verbesserung der Erziehungsumgebung in Hochrisikofamilien als Ansatz zur Primärprävention schwerer Depressionen, schließen sie.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Journal of Psychiatry – DOI: 10.1176/appi.ajp.2019.19090911