Schwangerschaftsdiabetes und Depression

Schwangerschaftsdiabetes vergrößert das Risiko für postpartale Depression

27.01.2017 Forscher von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai und dem Karolinska Institutet haben herausgefunden, dass Schwangerschaftsdiabetes (auch Gestationsdiabetes genannt) die Gefahr für postpartale / postnatale Depression (PPD) bei erstmaligen Müttern vergrößert.

Die bislang größte Studie ihrer Art mit mehr als 700.000 Frauen verwendete Daten aus dem landesweiten schwedischen medizinischen Geburtsregister und klinische PPD-Diagnosen.

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Bild: Tesa Robbins

Die Forscher stellten auch fest, dass Frauen mit einer Depression in ihrer Krankengeschichte eine mehr als 20-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit für PPD haben im Vergleich zu Müttern ohne eine vorherige klinische Depressionsdiagnose.

Und während Schwangerschaftsdiabetes allein schon das Risiko für PPD erhöhte, vergrößerte eine mütterliche Depression in Verbindung mit einer Schwangerschaftsdiabetes die Wahrscheinlichkeit für PPD noch weiter.

Die meisten Ärzte glauben, dass diese beiden Erkrankungen isoliert und ganz verschieden sind, aber Schwangerschaftsdiabetes und postpartale Depression sollten zusammen gesehen werden, sagte Studienautor Dr. Michael E. Silverman im Fachblatt Depression and Anxiety.

Während Diabetes das PPD-Risiko für alle Frauen erhöht, vergrößert sich die Gefahr für die Entwicklung einer postnatalen Depression bei jenen Frauen mit einer vorigen depressiven Episode und einer Diabetes während der Schwangerschaft um 70 Prozent.

Weitere Risikofaktoren

Zusätzlich zum Schwangerschaftsdiabetes untersuchten die Forscher mehr als ein Dutzend andere Risikofaktoren, einschließlich prägestationale Diabetes, auf Zusammenhänge mit PPD bei Frauen mit und ohne Depression in der Krankengeschichte.

Bei Frauen mit einer vorherigen depressiven Episode vergrößerten

  • prägestationale Diabetes und eine leicht frühzeitige Geburt das Risiko.
  • Ein jüngeres Alter,
  • eine instrumentengestützte oder Kaiserschnitt-Geburt,
  • sowie eine moderat frühzeitige Geburt

vergrößerten die Gefahr für die Frauen ohne vorherige depressive Episoden.

Die Tatsache, dass eine vorherige depressive Episode einige der mit perinatalen und Geburtsfaktoren verbundenen Risiken verändert, legt nahe, dass es andere kausale Risikofaktoren für postpartale Depression bei Frauen mit und ohne eine Depression in der Vorgeschichte gibt, vermuten die Wissenschaftler.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Icahn School of Medicine at Mount Sinai, Karolinska Institutet, Depression and Anxiety; Jan. 2017

Gestationsdiabetes kann für postnatale Depressionssymptome prädisponieren

05.09.2018 Mütter, bei denen ein Gestationsdiabetes mellitus (GDM) diagnostiziert wurde, haben laut einer neuen finnischen im Journal of Affective Disorders veröffentlichten Studie ein erhöhtes Risiko, postpartale Depressionssymptome zu entwickeln.

Gestationsdiabetes mellitus

Unter Gestationsdiabetes mellitus (auch Typ-4-Diabetes genannt) versteht man eine Störung des Glukosestoffwechsels während der Schwangerschaft. Häufig haben Mütter mit GDM einen zu hohen Blutzuckerspiegel, was das Risiko verschiedener unerwünschter Wirkungen auf den Fötus erhöht.

Außerdem erhöht GDM das Risiko der Mutter, später im Leben an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

Wochenbettdepression

Postpartale (bzw. postnatale) Depressionssymptome (auch Wochenbett– oder Kindbettdepression genannt) treten bei 10-15 Prozent der Mütter nach der Geburt auf.

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Bild: Unsplash

Die neu veröffentlichte Studie verwendete die Edinburgh Postnatal Depression Scale, um Depressionssymptome während des dritten Trimesters der Schwangerschaft und acht Wochen nach der Geburt zu beurteilen.

Postpartale Depressionssymptome wurden bei 16 Prozent der mit Typ-4-Diabetes diagnostizierten Mütter und bei etwa neun Prozent der Mütter ohne GDM beobachtet.

Die Forscher verwendeten statistische Methoden, um die Ergebnisse an andere Faktoren anzupassen, die zum Risiko von GDM und postnatalen Depressionssymptomen beitragen, wie das mütterliche Alter bei der Geburt, den Body-Mass-Index und die Depressionssymptome während der Schwangerschaft.

Die Studie wurde von der Universität Ostfinnland, der Universität Helsinki, dem Universitätskrankenhaus Kuopio und dem Finnischen Nationalen Institut für Gesundheit und Wohlfahrt durchgeführt und umfasst Daten der Geburtskohorte Kuopio, die eine kontinuierliche Beobachtung von Frauen seit Beginn ihrer Schwangerschaft darstellt. Insgesamt wurden 1.066 Mütter ohne vorherige psychische Erkrankungen für die Studie ausgewählt.

Psychologische Mechanismen

Psychologische Mechanismen können den beobachteten Zusammenhang zwischen Typ-4-Diabetes und postnatalen Depressionssymptomen teilweise erklären, sagt Studienautor Aleksi Ruohomäki.

Während der Schwangerschaft mit einer Krankheit diagnostiziert zu werden, die dem Fötus schaden könnte, kann eine belastende psychische Erfahrung sein, die zu Depressivität führen kann.

Physiologische Mechanismen

Darüber hinaus können auch physiologische Mechanismen dazu beitragen, ergänzt Dr. Soili Lehto, Gruppenleiter der Abteilung für psychisches Wohlbefinden bei Kuopio Birth Cohort.

Ein gestörter Glukosestoffwechsel kann die zytokinvermittelte, geringgradige Entzündung erhöhen, die auch mit depressiven Störungen einhergeht. Frühere Studien haben auch gezeigt, dass Typ-2-Diabetes für Depressionen und Depression für Typ-2-Diabetes anfällig macht.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Affective Disorders – dx.doi.org/10.1016/j.jad.2018.08.070

Update: Studie bestätigt Verbindung zwischen Diabetes in Schwangerschaft und postnataler Depressivität

22.03.2019 Eine in Diabetes Research and Clinical Practice veröffentlicht Metastudie zeigt, dass Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes häufiger unter postpartaler Depression (auch postnatale D. oder Wochenbettdepression genannt) litten als Frauen ohne diese Erkrankung.

Milad Azami von der School of Medicine, Ilam University of Medical Sciences, Iran und Kollegen untersuchten 18 Studien mit insgesamt 2.370.958 Personen.

Die Ergebnisse zeigten, dass Diabetes in der Schwangerschaft signifikant das Risiko für postnatale Depressivität erhöhte: Das relative Risiko (RR) betrug 1,59 (p = 0,001), für 15 Kohortenstudien 1,67, für 2 Querschnittsstudien 1,37 und eine Fall-Kontrollstudie 1,29.

Daher scheint eine Untersuchung auf eine Depression bei schwangeren Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes notwendig zu sein, schließen die Studienautoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Diabetes Research and Clinical Practice, Volume 149, 147 – 155 – DOI: https://doi.org/10.1016/j.diabres.2019.01.034

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